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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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und eilte dann zurück. Er klopfte und wartete dann, bis sie ihn hereinbat.
    „Sie sehen wundervoll aus!", sagte er noch einmal und legte ihr dann die schmale Stola aus blauem Samt um die Schultern. „Gehen wir?"
    Sabine nickte und lächelte scheu, als sie an seinem Arm die Treppe hinunterstieg. Was war das? Hatte eine Fee sie plötzlich in ein Märchen hineingezaubert?
    Klar, jetzt verlierst du deinen Schuh auf der Treppe, und dann heiratet dich der Prinz, erklang es trocken in ihrem Hinterkopf. Sie kicherte in sich hinein und griff nach ihrer Jacke, doch Peter von Borgo nahm sie ihr wieder aus der Hand.
    „Nein, das ist, glaube ich, nicht so gut", murmelte er und hängte die Jacke wieder an den Haken. Er eilte die Treppe hinauf und kam kurz darauf mit einem langen Mantel zurück. Der graue Pelz war weich und leicht und schimmerte bläulich, wenn man sich bewegte.
    Ja, ja, so viel zu deinen tierschützerischen Prinzipien, maulte die Stimme in ihr.
    Ich leihe ihn mir doch nur für diesen Abend, verteidigte sich Sabine. Soll ich etwa den Anorak über das Seidenkleid ziehen?
    Sabine wollte schon in Richtung Gartentor steuern, doch ihr Begleiter führte sie zu einem der niedrigen Nebengebäude und öffnete das Garagentor. Er hielt ihr die Wagentür des gut erhaltenen Jaguar E-Type aus den frühen 60er Jahren auf, und Sabine rutschte auf den hellen Ledersitz.
    In flottem Tempo fuhr Peter von Borgo den Zwölfzylinder mit der unglaublich langen Motorhaube bis vor die Musikhalle und ließ Sabine aussteigen. Sie musste in der Halle eine ganze Weile warten, bis er wieder an ihrer Seite auftauchte. Zum ersten Mal waren seine sonst bleichen Wangen rosig und seine Hand an ihrem Arm warm.
    „Keine Minute zu früh", bemerkte Sabine, als er sie den neobarocken Treppenaufgang zum ersten Rang hinaufführte. Kaum hatten sie in der ersten Reihe ihre Plätze eingenommen, erloschen auch schon die Kristalllüster.
    Als der erste Applaus abebbte, warf die junge Dirigentin ihr langes, rotbraunes Haar zurück, hob den Taktstock und ließ ihn dann in einem weiten Schwung herabsausen.
    El Salon Mexico hieß das Stück von Aaron Copland, das schwungvoll und spritzig daherkam, wie eine durchtanzte Nacht in einem schwülwarmen mexikanischen Tanzcafe. Sabine kam es so vor, als würde ihr Herz genauso unruhig zwischen Sechsachtel-und Dreivierteltakt hin und her wechseln wie die Musik.
    Bei Strauss' Oboenkonzert dann ließ die Spannung nach, und die junge Frau hatte Muße, ihren Blick durch den schönen Saal mit seinen zwei Emporen schweifen zu lassen: von den Stuckverzierungen an den Baikonen und Wänden über die gläserne Kassettendecke, deren Farbe zwischen Himmelblau und Silber wechselte, bis zu der prächtigen Orgel, die hinter und neben dem Orchester aufragte. Sabine war verzaubert. Erst als sie sich in der Pause erhob und von Peter von Borgo hinausgeleiten ließ, erwachte wieder die Kommissarin in ihr.
    „Sie wollten mir noch einige Fragen beantworten!", erinnerte sie ihn und zückte ihr Aufnahmegerät.
    „Aber sicher, doch zuerst darf ich den Champagner besorgen, nicht?"
    Sie gab sich geschlagen und ließ sich an einen kleinen Tisch am Fenster führen. Die schweren pastellfarbenen Vorhänge hinter ihnen waren nur halb geschlossen und umrahmten die hohen Sprossenfenster. Hohe, rechteckige Felder an den Wänden waren mit dem gleichen Stoff bespannt.
    „Auf Ihr Wohl!" Peter von Borgo stellte ein Glas auf den Tisch. „Bitte entschuldigen Sie mich noch einen Augenblick."
    Mit großen Schritten eilte er in Richtung Herrentoilette davon. Die Kommissarin wiederholte inzwischen noch einmal die wichtigsten Fragen, die sie ihm stellen wollte, und überprüfte die Batterien des Aufnahmegeräts.
    „So, da bin ich wieder", strahlte ihr Begleiter sie an.
    „Was ist denn da draußen los?", fragte Sabine erstaunt und spähte zum Treppenhaus hinüber, in dem sich hektische Rufe unter das gewohnte Gemurmel der Konzertbesucher mischten. „Ist etwas passiert?"
    „Nichts Dramatisches", wehrte der Vampir ab und spreizte die vollen, roten Lippen. „Ich glaube, einem Herrn ist es schlecht geworden. Er wurde in der Toilette ohnmächtig, aber so wie es aussieht, sind genug Helfer da, die sich um ihn kümmern."
    Sabine nickte und schob das Diktiergerät näher zu ihm.
    „Sie trinken ja gar nicht. Mögen Sie keinen Champagner?", fragte er, bevor sie die Aufnahmetaste drückte.
    „Doch schon", sie nahm einen Schluck. „Aber was ist mit Ihnen?"
    „Ich

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