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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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entlanghastete.
    Den ganzen Tag jagte eine Besprechung die andere. Der Entführer meldete sich einmal kurz, doch auch dieses Mal konnten die Einsatzkräfte ihn nicht erwischen. Der Geldkoffer wurde von den Technikern präpariert, die Kommissarin verkabelt, die Männer der mobilen Eingreiftruppe gebrieft. Kriminaloberrat Tieze bestand darauf, dass seine Leute nicht nur ihre Waffen bei sich trugen, sondern auch alle mit kugelsicheren Westen ausgestattet wurden.
    Als eine Kollegin der Einsatztruppe Sabine beim Anlegen der Weste half, merkte sie zum ersten Mal an diesem Tag, dass ihr Puls schneller ging und ihr Magen unangenehme Wellen der Übelkeit aussandte. Auf was ließ sie sich da ein? Warum hatte sie darauf bestanden, das Geld zu übergeben, als Karsten Tieze sie davon abhalten wollte?
    Sie dachte an Julia, ihre kleine blonde Julia, die so fröhlich lachen und singen konnte. Wenn es deine Tochter wäre, würdest du froh sein, wenn jemand diesen Job übernähme und das Kind aus den Klauen dieser Bestien rettete, sagte die Kommissarin in ihr. Wenn dir etwas passiert, dann wird dein Kind zur Halbwaisen, wehrte sich dagegen die Mutter. Sie hat doch ihren Vater und Angelika und ihre Großmutter, dachte Sabine bitter, als sie ihre SigSauer lud.
    Sönke steckte den Kopf zur Tür herein. „Bist du bereit?" Sabine nickte.
    Andreas Wolf steuerte seinen Wagen zum Haupteingang der Norderwerft, parkte auf dem Gehweg und stieg aus.
    „Kommst du mit?", fragte er den zweiten Mann, der auf dem Beifahrersitz saß und die Augen geschlossen hatte.
    „Nee, mach du das mal", grunzte der andere.
    Andreas zog seine braune Lederjacke an, schob sich den Revolver in den Hosenbund und duckte sich dann unter der Schranke hindurch. In einem der unteren Büros brannte noch Licht. Ob die fesche Anja noch Überstunden machte? Er warf einen Blick zurück zu seinem Wagen. Hans war sicher wieder eingeschlafen. Der würde ihm nicht in die Quere kommen. Auf leisen Gummisohlen huschte Andreas zum Büro hinüber und drückte die Schwingtür auf. Welch ein Leichtsinn, nach Einbruch der Dunkelheit nicht abzuschließen, dachte er.
     

Einsatz am Reiherstieg
    In einem zivilen Fahrzeug der Kripo fuhr Sabine Berner über die Freihafeneibbrücken, folgte dem Veddeler Damm und bog dann in den Ellerholzdamm ein. Langsam rollte sie die Reiherstraße entlang und hielt dann vor der Schranke, die die hintere Einfahrt zur Werft blockierte.
    „Könnt ihr mich hören?", flüsterte sie.
    „Ja, klar und deutlich", kam Thomas Ohlendorfs Stimme zurück. „Alle sind auf Position, du kannst jetzt reingehen."
    Sabine dachte an die Männer vom mobilen Einsatzkommando, die sich in kleinen Gruppen in den Schuppen am Ellerholzdamm und drüben auf der anderen Seite des Reiherstiegs postiert hatten. Auch die Wasserschutzpolizei hatte zwei Schnellboote hier im Hafen und eines drüben am Hübenerkai in Position gebracht. Der Hubschrauber wartete bei Blohm und Voss am Werfthafen auf den Einsatzbefehl. Die Männer der 4. Mordbereitschaft saßen in einem Sprinter in der Nähe des Musicaltheaters.
    Vorsichtig passierte Sabine die Schranke. Schwarz und drohend erhoben sich die Kräne in den Nachthimmel. Die Kommissarin blieb stehen und lauschte. Nichts regte sich, das niedere Gebäude zu ihrer Linken lag verlassen da. Langsam ging sie weiter. Gern hätte sie mit Thomas Kontakt aufgenommen, doch wenn sie beobachtet wurde, dann verdarb sie damit alles. Vor ihr tauchte die Silhouette der „Svenja" auf, deren Bug hier -nach ihrer unsanften Begegnung mit einem asiatischen Riff -wieder flottgemacht wurde. Im Dock daneben lag die grasgrüne „Margaretha", ein neues Containerschiff, das in wenigen Tagen zu seiner ersten Fahrt auslaufen konnte. Sabine schritt am Bug des alten Schwerlastschiffes vorbei. Ihr Herzschlag war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach. Unsicher blieb sie stehen und drehte sich einmal um ihre Achse. Nichts! Ob die Entführer kommen würden? Zwei Autos fuhren den Ellerholzdamm entlang. Das Licht ihrer Scheinwerfer huschte durch das hohe Gitter, das die Umfassungsmauer auf einigen Metern unterbrach.
    Die Kommissarin ging zwischen der „Margaretha" und einem Lagerschuppen hindurch. Den Schatten, der sich hinter einem Container duckte, bemerkte sie nicht. Auch die Schritte auf leisen Gummisohlen hörte sie erst, als es zu spät war. Zwei starke Hände legten sich um ihren Hals. Sie war so überrascht, dass sie nicht einmal schreien konnte. Sabine ließ die

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