Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
dieser Einladung müssten. Sie hatte schlecht geschlafen und sich in der Nacht immer wieder an die förmlichen Begegnungen mit Olivers Eltern erinnert. Auch die schreckliche Szene im Krankenhaus war in ihren Gedanken dauernd aufgetaucht. Und die Erinnerung an Sammy, die ihr den Schlangenbiss an den Hals gewünscht hatte, ließ sie nicht gerade euphorisch den Morgen beginnen. Nervös hatte sie mehrere Kleidungsstücke anprobiert, die schließlich verstreut auf ihrem Bett herumlagen. Nach einiger Zeit hatte sie sich in einem weit schwingenden Sommerkleid vor dem Spiegel gedreht und beschlossen, es heute zu tragen. Mit den dazu passenden Sandalen und einem dünnen farbigen Seidenschal, mit dem sie ihr Haar zusammengebunden hatte, wäre sie nicht zu fein, aber auch nicht zu leger angezogen. Als sie Oliver die Tür öffnete, freute sie sich über seinen Blick.
»Wow!« Er zog sie an sich und küsste sie. »Du siehst toll aus.«
Sie löste sich von ihm und sah nochmals an sich hinunter. »Ist es auch nicht zu fein?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich find’s klasse. Und meinen Eltern wirst du auch gefallen.«
Sie ließ sich auf das Bett sinken. »Hoffentlich. Wenn ich an deine Tochter denke, möchte ich am liebsten hier bleiben.«
Er setzte sich rasch neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. »Bitte, gib nicht auf.« Plötzlich hatte er Angst vor diesem Tag. Er erkannte, dass viel davon abhing. »Ich will nicht, dass du von hier weggehst. Ich will nicht, dass du woanders lebst, hörst du? Wir müssen es einfach schaffen.«
Sie gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange und nickte. »Also los! Auf in die Schlacht!«
Als sie wenig später mit einer Flasche Wein und einem Blumenstrauß aus dem Wagen stieg, konnte sie ihre Nervosität kaum verbergen. Am liebsten wäre sie wieder fortgefahren. Und dass eine innere Stimme ihr eindringlich dazu riet, verunsicherte sie noch mehr. Sie folgte Oliver, der an der Garage vorbei nach hinten in den Garten ging. Sein Vater hatte bereits die Grillkohle angezündet und hantierte mit einer Grillzange und Tellern. Bevor irgendjemand Sarah begrüßen konnte, war der kleine Hund bei ihnen und sprang freudig fiepend um sie herum. Sie drückte Oliver die Gastgeschenke in die Hände und ging in die Hocke. »Oh, ist der niedlich.« Sie streichelte das zapplige Tier. »Wie heißt du denn?« Oliver lächelte. »Er gehört Sammy. Sie hat ihn Nelson getauft.«
Sarah kraulte den tapsigen kleinen Kerl. »Hallo, Nelson.«
Daniel Johnson war nun herangekommen. Er rieb sich ein wenig verlegen die Hände an den Seitennähten seiner Hose ab und lächelte. »Hallo, Sarah. Ich freue mich, dass Sie gekommen sind.«
Sarah richtete sich rasch auf und erwiderte sein Lächeln. »Hallo, Mr. Johnson. Danke für Ihre Einladung.« Sie sah sich um. »Schön haben Sie es hier. Sicher macht der Garten Ihnen viel Arbeit.«
Er ging zur Terrasse, und Oliver und Sarah folgten ihm automatisch.
Daniel wandte sich um. »Ach, das ist halb so wild. Die Gartenarbeit hilft uns dabei, einigermaßen elastisch zu bleiben. Aber nennen Sie mich bitte Daniel.« Er zwinkerte fröhlich. Als Olivers Mutter mit einem Teller auf die Terrasse trat, schluckte Sarah unwillkürlich und zwang sich zu einem Lächeln. Patricia reichte ihr die Hand und begrüßte sie höflich, aber kühl. Sarah registrierte augenblicklich, dass sie offenbar zur Veranstaltung dieses Grillnachmittags überredet worden war. In die nun folgende verlegene kleine Pause hinein wedelte Oliver mit dem Blumenstrauß und schwenkte die Flasche Wein. »Seht mal! Das hat Sarah mitgebracht. Soll ich eine Vase holen, Mum?«
Patricia nahm ihm die Blumen ab. »Nein, das mache ich schon, Oliver.« Sie betrachtete den vollen Strauß und lächelte gezwungen. »Die sind aber schön. Vielen Dank, Sarah.«
Als sie im Haus verschwand, sah Sarah ihr nach. Sie hatte den Gesichtsausdruck von Patricia wahrgenommen und wusste schon jetzt, dass sich nichts ändern würde. Mit einem unbehaglichen Gefühl wandte sie sich den üppig blühenden Geranien zu. Oliver kehrte vom Grill zu ihr zurück und legte einen Arm um ihre Schultern. Seine Lippen streiften kurz ihr Ohr. »Das wird schon.«
Sarah hoffte inständig, dass er Recht hatte. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller, als Sammy den Gartenweg entlanghopste. Sie musste irgendwo in der Nachbarschaft gewesen sein. Offenbar hatte sie für den heutigen Nachmittag ebenfalls Anweisungen erhalten, denn sie kam artig näher und
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