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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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liebte ihre Großeltern, und sie liebte das Land. Oft stand sie abends in einiger Entfernung vom Farmhaus an einem der Koppelzäune und sahzu, wie die Sonne sich vom Tag verabschiedete. Ein gnädiges, warmes Rotorange hatte das unbarmherzige, gleißende Flutlicht eines heißen Tages verschwinden lassen. Es ließ die Sehnsucht der Natur nach Regen in den gedämpften Farben der herannahenden Nacht untergehen und schien Mensch und Tier mit einer leichten Abendbrise besänftigen zu wollen. Sarah spürte dann mit allen Sinnen, wie der Wind über die Gräser der endlosen Weiden strich und in ihr Haar fuhr. In diesen magischen Momenten fühlte sie sich als Teil eines Ganzen. Auf seltsame Weise hatte sie ihr Weg genau hierher geführt. Aber immer schloss sich ihr abendlicher Gedankenkreis mit Oliver. Sie lächelte. Auch er gehörte zu ihrem Leben und machte ihr Glück aus. Deutschland schien weiter entfernt zu sein als jemals zuvor.

27
    I n der darauf folgenden Zeit entdeckten Oliver und Sarah ihre Liebe neu. Sammy freute sich inzwischen genauso wie ihr Vater auf die Wochenenden, die sie auf Wintinarah verbringen konnte. Sie hatte ihren Reitunterricht bei Sarah und Heather wieder aufgenommen und dabei so viel Ehrgeiz und Ausdauer entwickelt, dass sie geradezu erstaunliche Fortschritte machte. Sarah hatte immer wieder beinahe ängstlich beobachtet, ob Sammy in ihre alte Ablehnung und Bockigkeit zurückfallen würde, doch die Stimmung blieb entspannt und wurde immer vertrauter und unbeschwerter. Sarah konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte alles, was sie sich gewünscht hatte.
    Und so zögerte sie auch nicht mehr, als Oliver sie bat, ihn zu heiraten. Sie war gerührt gewesen, dass Sammy bei seiner Frage anwesend war und aufgeregt nickte, als wollte sie den Antrag ihres Vaters bestätigen. Mit glänzenden Augen sah sie von der Kleinen zu Oliver. Er hatte ihr anscheinend alle Sicherheiten geben wollen, dass es ihrer beider Wunsch war. Alles, was sie sonst noch hätte wissen wollen, konnte sie in seinen Augen lesen, und so stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich, bis Sammy an ihrem Sweatshirt zupfte.
    »Heißt das ja?«
    Sarah löste sich von Oliver und lachte. Sie ging in die Hocke und nickte. »Ja, Sammy. Ich will deinen Dad heiraten.
    Und ich freue mich sehr, dass du einverstanden bist.«
    Sammy grinste. »Ich bin auch froh, dass Dad und ich das noch hingekriegt haben.«
    Julia Berndes legte das Telefon auf die Ladestation zurück und trat ans Wohnzimmerfenster. Der Garten zeigte sich winterlich. Eine fahle Vormittagssonne ließ den Raureif an den kahlen Büschen beinahe festlich glitzern. Der Teich war zugefroren, und Luna jagte bellend ein paar Krähen davon, die sich gerade auf dem Futterhaus niedergelassen hatten. Obwohl noch alles so blass und kalt aussah, zeigten auf den Beeten die ersten Schneeglöckchen ihre Köpfe und schienen die Hoffnung auf den Frühling schüren zu wollen. Julias Herz schlug schneller. Sarah würde heiraten. Obwohl sie sich als Mutter sehr freute, nagten auch Zweifel an ihr. Ihre Tochter würde ihr Leben genauso verändern müssen, wie sie selbst es damals getan hatte. Sie als Australierin war ihrem Mann der Liebe wegen nach Deutschland gefolgt. Sarah würde nun einen Australier heiraten und dort bleiben.
    Julia verspürte einen winzigen Stich in ihrem Herzen. Ihre einzige Tochter, »ihre Kleine«, würde so weit entfernt von ihrem Zuhause leben. Julia schluckte, als ihr bewusst wurde, dass es ihren Eltern damals ähnlich ergangen sein musste. Gleich darauf straffte sie die Schultern und hob den Kopf. Die Zeiten hatten sich geändert. Sie und Hans mussten nicht mehr länger jeden Cent umdrehen. Sie würde ihre alte Heimat einfach öfter besuchen. Noch während sie diesen Gedanken nachhing, fühlte sie schon das Heimweh und die Sehnsucht. Beides hatte sie mit Macht gepackt und ließ sie in aufgeregtes Planen verfallen. Sie musste Hans anrufen und David und Philip. Es wäre zu schön, wenn sie alle gemeinsam nach Australien fliegen könnten. Schließlich gab es jetzt einen echten Anlass.
    Sarah war in der nächsten Zeit kaum zur Besinnung gekommen. Zwischen ihrer Arbeit auf der Farm und den immer wieder herbeigesehnten Wochenenden mit Oliver und Sammy vergingen die Wochen mit den Planungen für die bevorstehende Hochzeit. Es gab zwischen ihnen keine Unstimmigkeiten wie bei so vielen anderen Paaren, die sich über die Art der Feier nicht einigen konnten. Oliver hatte sofort

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