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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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verfaulenden Früchten erzählte von zu vielen Menschen, die an einem Ort lebten. Mit jedem Schritt verstärkte sich Camilles Wunsch, sich umzudrehen und zu Montys Hütte zurückzulaufen. Was, wenn sie ihre Mutter nicht finden konnten? Was, wenn sie bereits gestorben war? Oder was, wenn McGreenery sie inzwischen erreicht hatte? Und wenn sie sie doch fanden, was würde Camille dann sagen? Sie gingen ziellos weiter, ohne zu wissen, wo sie innehalten oder wen sie fragen sollten. Keiner von ihnen war bereit, das zuzugeben. Also schlenderten sie durch die Straßen und betrachteten Schiffe, die sich im Hafen wiegten, Frachtkähne, die ihre Ladung löschten, und Fischverkäufer, die ihre glupschäugigen Fänge ausnahmen und filetierten.
    »Das ist doch lächerlich«, rief Camille schließlich und blieb mitten auf der Straße stehen. »Seht uns doch an. Wir laufen hier herum wie blinde Ameisen.«
    Ein kräftiger Stoß von hinten warf sie nach vorn. Ein Paar Füße verhedderte sich zwischen ihren Stiefeln und jemand trat ihr auf den Knöchel. Ira fing sie auf, bevor sie auf die von Muschelschalen übersäte Straße fiel, aber der Mann, der sie angerempelt hatte, schlug neben ihr hin. Eine kleine Kiste krachte vor ihm auf den Boden.
    Der Mann ächzte, während er sich auf die Knie hochrappelte. »Was zur Hölle tun Sie da mitten auf der Straße?«
    Camilles Knöchel schmerzte, wo seine Stiefel ihn getroffen hatten. »Warum passen Sie nicht auf, wo Sie hintreten?«
    Immer noch auf den Knien beugte er sich nach vorn und inspizierte die Kiste. Die Seiten waren gesplittert, aber nicht zerbrochen.
    »Ich habe zwanzig Teller aus feinstem Porzellan in dieser Kiste, und wenn sie beschädigt sind, werden Sie dafür bezahlen.« Er stand auf und versuchte, die Kiste wieder hochzuheben. Oscar trat vor, hievte sie hoch und drückte sie dem Mann dann in die Arme.
    »Sie werden beim nächsten Mal einfach vorsichtiger sein müssen«, sagte Oscar. Der Mann funkelte ihn an, reagierte jedoch, wie die meisten Menschen es taten, wenn sie sich einer nachdrücklichen Drohung von Oscar gegenübersahen. Er biss sich auf die Zunge. Camilles Blick fiel auf die Kiste, auf ein blaues Schild, das auf einer Seite prangte. Carolines Porzellan. Der Mann wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie!«, rief Camille. Er drehte sich verwirrt um. Sie deutete auf die Kiste. »Was ist Carolines Porzellan ?«
    Der Mann betrachtete das Etikett, als müsse er es selbst sehen, um auf die Antwort zu kommen. »Ein Porzellangeschäft. Warum?«
    »Gehört es einer Frau namens Caroline?«
    »Das würde Sinn ergeben, meinen Sie nicht auch?«, antwortete der Mann.
    »Wie ist ihr Nachname? Rowen?«
    »Nein. McGinty«, erwiderte er. »Und wer sind Sie?«
    »Können Sie uns dort hinbringen?«, antwortete Oscar stattdessen. Er zuckte die Achseln, als Camille ihn ansah. Es konnte nichts schaden, es zu versuchen, dachte sie. Der Mann deutete mit dem Kinn nach vorn.
    »Beeilen Sie sich, diese Kiste wird langsam schwer.«
    Sie folgten ihm, während er sich durch die vielen Leute drängelte. Der Mann ging schnell und schaute nicht zurück, um festzustellen, ob er sie in der Menschenmenge verloren hatte. Camille schwirrte der Kopf voller Hoffnung und der Möglichkeit einer Sackgasse. Der Fremde blieb vor dem Laden stehen. Über der Tür hing ein ovales holzgerahmtes Schild. Carolines Porzellan. Camilles Puls beschleunigte sich.
    »Ich gehe dann«, sagte der Mann und verschwand in der Nebengasse.
    Camille zögerte vor dem Laden und betrachtete im welligen Glas der Tür ihr verzerrtes Spiegelbild. Oscar legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie bedeckte seine Hand mit ihrer.
    »Ich denke nicht, dass ich das ohne dich schaffen könnte, Oscar«, murmelte sie. Seine Finger bewegten sich, und seine Berührung war ganz leicht, um sie zu trösten, aber doch stark genug, um sie zu ermutigen. Camille öffnete die Tür und sie und die beiden Männer traten in den Laden.
    Eine Messingglocke läutete hell, aber es war niemand an der Theke, um sie zu begrüßen. Der Laden war klein und auf seinen schmalen Regalen standen Reihen von elfenbeinfarbenen Tellern, handbemalten Teetassen und Untertellern, Karaffen aus mundgeblasenem Glas, Salzstreuer aus Porzellan und silbernes Besteck. Auf einer Theke in der Nähe der Tür zu einem Hinterzimmer waren Kisten gestapelt. Die Deckel waren abgenommen und Packpapier quoll heraus.
    »Hallo?«, rief Oscar, als sie gedämpfte Stimmen im Hinterzimmer hörten. Der Fremde

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