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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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sich nicht mit ihnen zu verderben.«
    Sie lehnte sich erschöpft an die Wand der Ruine. Sie musste anerkennen, dass er recht hatte.
    »Was machen wir nun?«, fragte sie hilflos.
    »Ich muss verschwinden. Ich bedauere, Alice, aber unsere heimlichen Treffen werden wir einstellen müssen. Es ist jetzt einfach zu gefährlich geworden.«
    Er hatte völlig ruhig und ernst gesprochen. Alice meinte zu spüren, wie ihr Herzschlag für einen Augenblick aussetzte. Wieder lehnte ihr Wille, jene harte, unerbittliche Kraft, die sie seit Jahren vorangetrieben hatte, sich so heftig auf, dass es in ihrem Magen schmerzte.
    »Aber wo wollen Sie denn hin?«, fragte sie, denn ein letzter Rest an Vorsicht ließ sie davor zurückschrecken, ihm mitzuteilen, wie sehr sie eine Trennung von ihm bedauerte.
    »Ich weiß es noch nicht genau. Irgendein möglichst abgelegenes Dorf, wie schon in der Sierra Madre, wird mich vielleicht aufnehmen«, erwiderte er. Alice erahnte den Schmerz in seiner Stimme, der nach zerstörten Ambitionen klang. Solange man nach ihm als Mörder suchte, hatte er keine Chance auf eine Arbeit, die seiner Ausbildung und seiner Intelligenz entsprach.
    »Unter den Chol-Indios hier kursieren Gerüchte, dass es tief im Dschungel noch wilde Stämme gibt, die niemals Kontakt zu einem Ladino hatten«, erzählte er. »Manche Dörfer hier treiben angeblich Handel mit ihnen. Wenn es gar nicht anders geht, kann ich vielleicht dort Zuflucht finden. Zu meinen Urahnen zurückkehren sozusagen.«
    Er stieß ein Lachen aus, das in Alice’ Ohren bitter klang.
    »Was soll denn ein kluger Kopf wie Sie in dieser Wildnis?«, protestierte sie. Er schwieg, während sie angestrengt ihre Gedanken ordnete.
    »Wir gehen gemeinsam zurück«, beschloss sie schließlich. »Wir erzählen Dr. Scarsdale alles, was passiert ist.«
    »Aber …«
    »Hören Sie zu! Sie könnten Dr. Scarsdale nützlich sein, denn er will eine Kultur erforschen, die Sie in einer moderneren Form kennen. Wahrscheinlich können Sie dazu beitragen, wenigstens ein paar Rätsel zu lösen. Wenn ich den Archäologen davon überzeuge, wird er alles vertuschen. Ich kenne ihn. Er lebt vor allem für seine Arbeit. Alles andere wird dabei unwichtig.«
    Im Licht der Lampe funkelten Andrés’ Augen spöttisch.
    »Ich glaube sogar, dass Sie ihn verstehen, Miss Wegener.«
    Sie verstummte in dem Bewusstsein, ertappt worden zu sein. Hielt Andrés sie für einen selbstsüchtigen Menschen? Bisher hatte sie es weitgehend ignoriert, was Andere von ihr dachten. Nachdem sie ihr Elternhaus verlassen hatte, war diese Schutzschicht an Gleichgültigkeit notwendig gewesen, um in einer unerwartet feindseligen Welt überleben zu können. Nun meinte sie, deren Bröckeln als feines Rauschen in ihren Ohren zu hören.
    »Halten Sie Ehrgeiz denn für einen Fehler?«, fragte sie. Er musterte sie mit einer gewissen Verwirrung, als habe er nicht mit dieser Frage gerechnet.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Wie könnte ich? Ich bin selbst sehr ehrgeizig gewesen und verstehe die Regeln des Spiels. Aber ich habe auch begriffen, welchen Preis man dabei manchmal zahlen muss.«
    Alice senkte den Kopf. Ihr war nicht ganz klar, worauf er anspielte, aber sie ahnte, dass sie es begreifen konnte, wenn sie eine Weile über seine Worte nachdachte. Allerdings ließ er ihr keine Gelegenheit dazu.
    »Ich muss mich um Modestas Leichnam kümmern. Er soll hier nicht vermodern und von Würmern zerfressen werden. Ich bringe sie in ihr Dorf zurück, Domingo soll sie begraben.«
    Bevor Alice etwas erwidern konnte, war er schon aufgestanden und trat an den Rand der Ruine. Sie folgte ihm zögernd, denn es graute ihr davor, einen Blick auf die tote Modesta zu werfen. Aber Andrés stellte sich zwischen sie und den Leichnam.
    »Ich werde mich allein darum kümmern. Alice, finden Sie den Weg zu Dr. Scarsdales Lager?«
    Sie nickte, denn sie war die Strecke oft genug mit Modesta gelaufen.
    »Kommen Sie dann zurück zur Ruine«, sagte sie zum Abschied. »Ich werde versuchen, mit Dr. Scarsdale zu reden. Wenn ich ihn überzeugen kann, Sie zu decken, dann hole ich Sie hier ab. Andernfalls komme ich nicht und werde sagen, dass ich keine Ahnung habe, wo Sie jetzt sind. Sie müssen sich dann tatsächlich verstecken, und ich werde wohl abreisen.«
    Angespannt wartete sie auf seine Reaktion. Es war möglich, dass sie ihn durch das Gespräch mit dem Archäologen in noch größere Gefahr brachte, denn bisher wusste kaum jemand etwas von seiner Anwesenheit

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