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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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bevor er knapp nickte.
    »Sie haben recht. Das wäre durchaus möglich.«
    »Und der Name«, fuhr Alice aufgeregt fort. »Sie sagen, die ansässigen Indianer hier haben Kontakte zu den Leuten aus dem Dschungel. Vielleicht hat Ix Chel ja sogar Verwandte unter diesem Dschungelvolk und wurde von ihnen so genannt.«
    Andrés begann, sich eine weitere Zigarette zu drehen.
    »Dem Namen würde ich zunächst keine große Bedeutung beimessen. Aber ich werde versuchen, Ix Chels Familie aufzusuchen, sobald Dr. Scarsdale mich für ein paar Tage fortlässt. Modesta hat mir bereits beschrieben, wo ich das Dorf finden könnte. Vielleicht kann ich so etwas herausbekommen.«
    Alice dachte kurz über seinen Vorschlag nach.
    »Wir sollten aufpassen«, meinte sie. »Dr. Scarsdale toleriert Ihre Anwesenheit hier, weil Sie ihm bei der Erforschung der Ruinen helfen. Wenn er bemerkt, dass wir nach Ix Chel suchen, wird ihm das vielleicht nicht gefallen. Bitten Sie ihn besser nicht, Sie für eine Weile gehen zu lassen.«
    Andrés hob ratlos die Hände.
    »Aber wer soll dann versuchen, mit Ix Chels Familie zu sprechen? Verzeihen Sie mir, Miss Wegener, aber mit Ihnen wird kein Indio offen reden.«
    Alice erinnerte sich an ihren Ausflug zum Dorf seines Vaters und wusste, dass er die Wahrheit sprach.
    »Ich werde Julio fragen«, sagte sie nach einer Weile.
    »Julio ist Tzotzil, so wie ich. Kennt er überhaupt die Sprache der Chol?«
    »Er ist ein kluges Bürschchen und hat hier Freunde, mit denen er plaudern kann.«
    Ihr fiel Domingo ein, dessen Leben sie angeblich gerettet hatte. Vielleicht würde er bereit sein, ihr zu helfen, doch aus diesem Grund war Modesta gestorben.
    »Ich werde Julio einweihen. Er scheint mir vertrauenswürdig«, beschloss sie. Andrés nahm es hin, weil er einsah, dass es keine andere Lösung gab.
    »Wir sollten schlafen gehen«, sagte er mit der ihm eigenen Vernunft. Alice nickte, blieb aber sitzen. Sie wollte sich noch nicht von ihm trennen.
    »Soll ich Ihnen den Weg zeigen? Es ist schon ziemlich dunkel.«
    Alice befand, dass es nicht wesentlich dunkler war als bei ihrem Aufstieg in den Palast, aber sie griff erfreut nach der Hand, die er ihr entgegenstreckte. Seine Finger legten sich warm um die ihren. Sie spürte eine harte Schicht aus Schwielen, die daran erinnerten, dass er nicht sein ganzes Leben in Salons, Kaffeehäusern oder Spelunken zugebracht hatte wie alle anderen Männer, die sie bisher näher gekannt hatte. Sie verließen den Innenhof des Palastes und folgten einem Gang bis zu den Stufen. Alice hörte ein Fauchen und zuckte zusammen. Der Dschungel konnte so betörend schön sein, dass man die Gefahr vergaß, die sich in ihm verbarg.
    »Es ist schon gut, wilde Tiere kommen nicht ohne Weiteres ins Lager«, sagte Andrés und drückte beruhigend ihre Hand. Alice wollte gerade erleichtert aufatmen, als sie Mariana leise knurren hörte.
    »Der Hund ist unruhig«, stellte sie fest. Andrés sah kurz zu Mariana hinab.
    »Wahrscheinlich wittert sie etwas. Aber hier im Dschungel gibt es sehr viele Gerüche, die sie aufregen könnten. Gehen wir einfach zu den Hütten und Zelten, da wird sie sich schon wieder beruhigen.«
    Alice folgte weiter seinen Weisungen. Er war Indio, und sie befand sich in seiner Heimat, auch wenn er zugegeben hatte, den Dschungel nicht wirklich zu kennen. Sie hatten bereits die Stufen erreicht, und ihr Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung, sie hinabsteigen zu müssen, denn der Mond wurde von Wolken verschluckt, und sie konnte nur mit Mühe Andrés’ Rücken vor sich erkennen. Gerade wollte sie seinem Beispiel folgen und den ersten Schritt abwärts wagen, da ertönte hinter ihnen plötzlich ein Knall, als sei ein schwerer Sack zu Boden gefallen. Beide fuhren herum, Mariana bellte laut auf und rannte los. Kurz darauf hörte Alice ihren Hund jaulen. Sie riss sich los, lief wieder zurück in den dunklen Schlund des Ganges und weinte fast vor Erleichterung, als sie Mariana an ihren Beinen spürte. Sie machte einen völlig unversehrten Eindruck, doch ihr kleiner Körper zitterte, als Alice sie hochhob.
    »Etwas ist passiert«, rief sie Andrés zu, der bereits an ihre Seite geeilt war. »Sie wurde erschreckt, vielleicht getreten. Sie ist ein sehr empfindsames Wesen.«
    »Der Hund scheint ebenso schreckhaft wie Sie, Miss Wegener.«
    Der Mond warf einen Lichtstrahl zwischen die Mauern, und sie sah Andrés lächeln.
    »Erstaunlich, denn sie ist ein mexikanischer Hund. Da müsste sie doch viel

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