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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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im Tempel der Inschriften begonnen hatten, saß sie wieder einmal im großen Innenhof des Palastes. Ihre Zeichnungen der Reliefs waren fast beendet, und sie überlegte, welche Aufgaben Dr. Scarsdale ihr nun zuweisen würde, denn das Wegräumen des Gerölls hatte bisher zu keinen spektakulären Funden geführt. Am Morgen war leichter Nieselregen gefallen, der für etwas Erfrischung nach den heißen Tagen gesorgt hatte, doch nun brannte die Sonne wieder erbarmungslos auf sie herab, sodass Alice mit ihrem Zeichenblock in den Schatten rückte. Auf der Mauer über ihr landete plötzlich ein schwarzer Vogel, ungefähr so groß wie eine Krähe. Als Alice hochblickte, konnte sie das weiße Lätzchen auf seiner Brust erkennen. Am auffälligsten jedoch war sein kräftiger Schnabel, der mindestens halb so lang war wie der Vogel selbst und in kräftigem Orange leuchtete. Alice starrte ihn fasziniert an. Zum ersten Mal seit Wochen regten sich wieder Ideen zu eigenen Bildern in ihrem Kopf, und sie ergriff rasch den Skizzenblock, um das ungewöhnliche Aussehen dieses Vogels auf Papier bannen zu können. So leise und vorsichtig wie möglich trat sie an die Mauer heran und stand nun unmittelbar vor der Öffnung zu einem kleinen Raum. Während ihr Blick sich zu dem Vogel hob, bemerkte sie etwas, das merkwürdig schien. Verwundert beugte sich Alice vor. In der Kammer, die vielleicht vor vielen hundert Jahren als Wohnraum genutzt worden war, stand eine Blechtasse, so wie sie von den Arbeitern zum Kaffeetrinken verwendet wurden, daneben ein Teller. In der Ecke war eine Petate zusammengerollt. Alice fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Vermutlich schlich sich nachts einer der Arbeiter hierher, der ein paar Stunden für sich allein haben wollte. Es gab keinen Grund zur Beunruhigung, sagte sie sich, doch der Palast schien plötzlich düster, beinahe bedrohlich, als hätte sie Geister in ihm herumschleichen gesehen.
    An Martin hatte sie kaum noch gedacht, seit die Grabung begonnen hatte. Nach seiner Flucht in den Dschungel war er nur einige Male wie ein Schatten aufgetaucht. Vielleicht täuschte sich Andrés, der Grund genug hatte, Menschen wie Martin zu hassen. Vermutlich war Martin schon längst wieder in einer der Monterías im Inneren des Dschungels untergekommen.
    Über sich hörte sie Flügelschläge, blickte hoch und sah den wundersamen Vogel zwischen den riesigen Urwaldbäumen verschwinden. Kurz überkam sie Reue über die verpasste Gelegenheit, denn die farbenprächtigen Bewohner des Dschungels waren sehr scheu. Dann hörte sie Mariana bellen und fuhr herum. Schritte näherten sich auf den Stufen. Alice stockte der Atem. Andrés hatte ihr versprochen, dass zwei Männer die Treppe zum Palast stets im Auge haben würden, wenn sie darin zeichnete. Aber wer konnte schon einen ganzen langen anstrengenden Arbeitstag lang aufmerksam bleiben?
    Sie huschte in den kleinen Raum zu der Decke und dem schmutzigen Geschirr, um sich in einer Ecke zu ducken. Mariana folgte unaufgefordert und kauerte zu ihren Füßen. Dankbar für den Verstand ihres Hundes, strich Alice ihm schnell über den Kopf, dann hörte sie eine helle Jungenstimme.
    »Señorita! Wo sind Sie?«
    Mariana rannte los und sprang bereits um Julios Beine herum, als Alice aus ihrem Versteck kam.
    »Du bist zurück!« Sie begrüßte den Jungen und schämte sich ein wenig, dass sie in den letzten Tagen kaum an ihn gedacht hatte. Er blickte zu ihr auf. Wieder staunte sie, wie stark sein junges Gesicht bereits vom Leben gezeichnet war, denn die Schatten unter den braunen Augen ließen es erschöpft wirken.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo dieses Mädchen ist, nach dem Sie suchen«, sagte er stolz und streckte erwartungsvoll die Hand aus. Alice griff in ihren Beutel, um ein paar ihrer letzten Peso-Münzen herauszufischen und ihm in die Hand zu drücken. Seine Augen funkelten glücklich, und er steckte den Lohn rasch ein.
    »Nun«, begann Alice und sah sich sicherheitshalber um, ob nicht irgendjemand zuhörte, doch bis auf die immer noch aufgeregt herumspringende Mariana waren sie allein, »wo ist Ix Chel?«
    »Im Dschungel«, antwortete er stolz. Alice verzog das Gesicht.
    »Also, das ist kein sonderlich präziser Hinweis.«
    »Im Dschungel gibt es aber keine Dörfer oder Städte mit Namen und Straßen«, erwiderte er. »Und deshalb, denke ich, ist sie dort. Um nicht gefunden zu werden.«
    Alice setzte sich auf einen Stein an der Palastmauer.
    »Das heißt, sie ist in den Dschungel

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