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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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in ihrer Hütte gewartet und wieder einmal die Zeichnung von Ix Chel angestarrt. Sie fragte sich, ob sie bald auch diese Kette zu sehen bekäme. Als Andrés seinen Kopf durch den Türspalt schob, erschrak sie und ließ das Blatt fallen.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte er. »Dr. Scarsdale ist wie besessen von dem Wunsch, immer tiefer zu graben. Ich habe den Eindruck, dass er am liebsten auch nachts weiterarbeiten würde, doch ich lasse nicht zu, dass er die Leute derart schindet.«
    »Er hofft eben auf eine herausragende Entdeckung«, sagte Alice, die zugeben musste, dass sie den Archäologen verstand. Dennoch war es gut, dass jemand diese Besessenheit bremste.
    »Julio hat mir schon erklärt, was er herausgefunden hat«, fuhr Andrés fort, als er ihre Hütte betrat. Die anderen Arbeiter waren noch an der Grabungsstätte, sodass es niemand mitbekam. Er sah sich kurz um, hockte sich schließlich auf die Petate. »Du hattest recht mit deiner Annahme. Ix Chel ist also bei diesen Urwald-Indios. Ich muss zugeben, neugierig wäre ich schon, diese Leute einmal zu treffen.«
    »Und ich will vor allem Ix Chel treffen«, entgegnete Alice und begann, aufgeregt in der Hütte herumzulaufen. »Ich kann die zwei Wochen kaum abwarten. Und was ist, wenn der Bruder dann nicht kommt?«
    »Vermutlich kommt er nicht rechtzeitig, denn einfache Indios wie er haben ein anderes Zeitgefühl«, sagte Andrés. »Er wird mit seiner Schwester reden, denke ich. Und irgendwann wird er sich auch auf den Weg machen, um uns diese Entscheidung mitzuteilen, denn er verspricht sich Geld für Aguardiente dafür. Aber wann, das kann auch ich nicht sagen.«
    Alice stieß ein leises Schnauben aus.
    »Am Ende braucht er länger als Dr. Scarsdale mit seinen Forschungen.«
    Andrés grinste.
    »Deine deutsche Ungeduld! Aber ich denke, ich kann dir helfen. Ich werde Dr. Scarsdale vorschlagen, dass wir Seile und Spaten brauchen, damit das Geröll im Tempel schneller weggeräumt werden kann. Und dass ich persönlich losziehe, um alles zu besorgen. Dann brauchst du noch eine Erklärung, warum du mitkommst. Wir suchen Ix Chels Bruder auf, versprechen ihm eine Belohnung, für die er sich ein paar Nächte lang kräftig betrinken kann, und so kommen wir zu Ix Chel.«
    Alice überlegte einen Augenblick, dann fiel sie ihm freudestrahlend um den Hals.
    »Also eigentlich«, murmelte sie, »hätte ich Patricks Geliebter einen Bruder mit mehr Verantwortungsgefühl gewünscht.«
    Andrés erstarrte in ihrer Umarmung.
    »Urteile nicht so schnell. Der Rausch ist oft die einzige Freude im Leben eines armen Mannes.«
    Alice nickte. Ihr Herz überschlug sich vor Aufregung, in die sich auch ein wenig Angst mischte. Bald schon würde sie erfahren, wie Patrick gestorben war. Sie wusste nicht, was sie erwartete und wie sie mit diesem Wissen leben könnte.

Eine Woche später konnten sie aufbrechen. Dr. Scarsdale überließ ihnen jene zwei Esel, die Julio bereits beaufsichtigt hatte, sowie einen Karren, der von einem der Esel gezogen wurde. Ihr offizielles Ziel war Santo Dominge de Palenque, der nächstgelegene größere Ort, wo das von Andrés benötigte Hilfsmaterial zu besorgen wäre. Alice hatte vorgegeben, dass sie sich noch mehr von der Gegend ansehen wollte. Dr. Scarsdale hatte diese in ihren eigenen Ohren schal klingende Erklärung kommentarlos hingenommen. Vielleicht ahnte er etwas von der beginnenden Liebschaft zwischen ihr und Andrés, hielt das aber nicht für besonders wichtig. Sie selbst war nicht mehr von Bedeutung für ihn, da sein Interesse an einer genauen Aufzeichnung der Tempelreliefs nachgelassen hatte. Er lebte für den Moment, da er das Geheimnis unter der dicken Geröllschicht lüften konnte, und hatte daher keine Zeit, zu viele Gedanken an eine junge Malerin zu verschwenden.
    Sie waren nicht lange unterwegs. Die Herberge, in der sie auf der Hinreise übernachtet hatten, stand nicht zur Verfügung, da der Besitzer gerade Besuch von zahlreichen Familienmitgliedern hatte. Nachdem Andrés hartnäckig nachgebohrt hatte, erhielten sie im Haus des ansässigen Gemischtwarenhändlers ein freies Zimmer. Es war so klein, dass man keine fünf Schritte darin tun konnte, ohne mit der Nase an die nächste Wand zu stoßen, enthielt nur ein schmales Bett und einen wackeligen Ecktisch. Dafür wurden sie in der Küche mit einer köstlichen Mahlzeit aus mit Käse überbackenen Tortillas und dem für Chiapas typischen Schnaps, Comiteco genannt, belohnt. Alice leerte drei Gläser,

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