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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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bis er wieder irgendeine Arbeit verrichten könnte. Mit dem Versprechen, morgen noch einmal vorbeizukommen, verabschiedete sich der Arzt, während ein Muchacho Alice’ Koffer hereintrug. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nun endlich Gelegenheit hätte, frische Kleidung herauszusuchen und ein ausgiebiges Bad zu nehmen, bevor sie diese anzog. Glücklicherweise gab es hier ein Badezimmer, das durch eine Wand abgetrennt war, sodass sie sich in der Wanne ausstrecken konnte, während Julio auf dem Bett lag. Danach zog sie wieder ihr cremefarbenes Sommerkleid an und genoss den Luxus eines Wandspiegels, vor dem sie ihr Haar durchkämmen und zu einem Zopf flechten konnte. In ihrem Koffer entdeckte sie ein paar Muschelohrringe, die sie kurz nach ihrer Ankunft in Veracruz erworben hatte, steckte sie in ihre Ohrlöcher und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie hatte ganz vergessen, wie wohltuend befriedigte Eitelkeit sein konnte. Leise summend, trat sie aus dem Badezimmer hinaus.
    »Señorita«, hörte sie Julio leise flüstern. Sie eilte auf ihn zu und bemerkte erleichtert seinen klaren, wachen Blick.
    »Ich werde diese Schulden niemals zahlen können«, sagte er mit weit aufgerissenen, unglücklichen Augen. »In meinem ganzen Leben nicht.«
    »Welche Schulden denn?«, fragte sie verwirrt, während sie in ein Paar weicher Lederschuhe mit kleinem Absatz schlüpfte, die ihr eng und unbequem schienen. Aber Huaraches waren hier nicht akzeptabel.
    »Den Arzt kann ich nicht bezahlen«, meinte Julio kläglich. »Und im Moment kann ich nicht einmal arbeiten, um wenigstens ein paar Pesos zu verdienen. Ich kann mich ja kaum bewegen.«
    Nun war es an Alice, die Augen weit aufzureißen.
    »Du musst doch nichts davon bezahlen. Es geht zunächst auf die Rechnung von Hans Bohremann, und ich werde ihm das Geld später schicken.«
    Bei all den Schulden, die sie während ihrer Reise gemacht hatte, würde sie ihr Erbe sehr dringend brauchen, dachte Alice. Dann fiel ihr ein, dass sie Dr. Scarsdale nichts mehr zurückzahlen müsste. Im Grunde wäre es sehr einfach für ihn gewesen, all ihre Nachforschungen zu verhindern, denn er hätte sich nur weigern müssen, ihre Reisekosten zu übernehmen. Allerdings hätte dies ihre Hartnäckigkeit verstärkt, und irgendwie hätte sie das nötige Geld in Veracruz schon aufgetrieben. Dr. Scarsdale war für ein solches Verhalten zu schlau gewesen.
    »Ich habe gleich gemerkt, dass Sie nett sind, Señorita.« Julio riss sie aus ihren Gedanken. »Ricardo war ein Dummkopf, weil er sich auf el doctor verließ. Der hätte ihm niemals einen Arzt bezahlt.«
    »Nein, vermutlich nicht.« Alice wandte sich zu dem Jungen um, der sie glücklich angrinste. Er hatte von frühester Jugend an schwer arbeiten müssen und betrachtete es vielleicht sogar als Wohltat, nun auf absehbare Zeit einfach nur hier im Bett liegen zu dürfen.
    »Aber Ricardos Vater brauchte dringend Geld«, fuhr sie fort. »Vermutlich hatte er Schulden gemacht. Ein gelehrter Gringo schien ihm zahlungsfähiger als eine verrückte junge Frau aus Europa, die erst nach Hause fahren muss, um zu Geld zu kommen.«
    »Sie fahren wieder nach Hause?«
    Sie staunte, wie enttäuscht Julio klang, als habe sie mit dieser Mitteilung seine gute Laune zunichtegemacht. Sie hob Mariana hoch, um sie als Trost neben ihn zu legen.
    »Ich muss nach Hause, um viele Dinge zu regeln. Aber ich werde mich um deine Zukunft kümmern und auch um die von Mariana. Ihr könnt einander jetzt Gesellschaft leisten, denn ich muss unten etwas essen. Dir lasse ich eine Portion nach oben bringen.«
    Mit raschen Schritten eilte sie zur Tür, als es plötzlich klopfte.
    »Alice? Hast du einen Moment Zeit? Ich würde gern mit dir reden.«
    Es enttäuschte sie ein wenig, dass es nicht die Stimme von Andrés war. Seit ihrer Ankunft in dem Hotel war sie so beschäftigt gewesen, dass sie kaum darauf geachtet hatte, wo er untergebracht worden war. Sie öffnete Juan Ramirez die Tür. Ebenso wie sie selbst hatte er es wohl kaum erwarten können, die Spuren der Reise von sich abzuwaschen, denn er strahlte wieder jene makellose Eleganz aus, die sie aus Veracruz in Erinnerung hatte.
    »Du siehst gut erholt aus, das freut mich«, sagte er zur Begrüßung. »Können wir uns eine Weile im Patio unterhalten?«
    Sie nickte. Jedes andere Verhalten wäre unhöflich gewesen, zumal es dieser Mann war, dem sie ihr Leben verdankte. Andrés würde sie sicher beim Abendessen treffen und konnte dann nach einer Gelegenheit

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