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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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vertuschen zu können. Und das ging auch gut, bis Dr. Scarsdale auftauchte.«
    »Wie fand er es denn heraus?« Alice hatte tatsächlich gedacht, dass ein derart vergeistigter Mensch wie der Archäologe andere Interessen hatte als die zwielichtige Vergangenheit der Señora Bohremann.
    »Das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Er verbrachte einige Zeit in Veracruz, als er auf Patricks Eintreffen wartete. Da muss er etwas erfahren haben. Vielleicht redete jemand mit ihm. Jedenfalls drohte er mir, Hans Bohremann die ganze Wahrheit zu verraten, wenn ich nicht tat, was er verlangte. Ich musste mich fügen. Das war ich meiner Schwester schuldig, denn sie hatte viele Opfer für mich gebracht.«
    Alice dachte rasch nach.
    »Deine Schwester hat das bessere Leben, von dem sie träumte«, fasste sie das Ergebnis ihrer Überlegungen zusammen. »Aber sie sitzt auf einem Pulverfass. Was Dr. Scarsdale erfuhr, kann auch jemand anderer herausfinden. Es soll ja eine Eisenbahn gebaut werden, dann ist Chiapas nicht mehr so schwer zu erreichen. Und Hans Bohremann könnte es noch sehr weit bringen, dann wird sie als seine Frau auch mehr in der Öffentlichkeit stehen.«
    »Aber was soll sie denn tun? Wenn er sie verstößt, das würde ihr das Herz brechen.«
    Juan Ramirez hatte einen ausgeprägten Sinn für Dramatik, dachte Alice.
    »Wäre ich Hans Bohremann«, sagte sie und stellte die inzwischen leere Kaffeetasse entschlossen auf den Tisch, »dann würde ich Rosario ihre Vergangenheit vergeben, denn sie hatte tatsächlich nicht viele andere Möglichkeiten. Aber jahrelanges Lügen, das könnte ich nicht verzeihen. Ich finde, es wäre das Beste für sie, ihm die Wahrheit irgendwie schonend beizubringen. Um sie wieder ins Elend zurückzustoßen, dazu scheint er mir zu anständig. Und wenn er ein Einsehen hat, was er vielleicht mit der Zeit haben wird, da er sie liebt, dann wird er seinen ganzen Einfluss einsetzen, um jedes Gerücht im Keim zu ersticken. Das wäre ihre Rettung.«
    Zufrieden mit ihren Schlussfolgerungen, lehnte sie sich auf dem Korbstuhl zurück. Juan Ramirez hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt.
    »Heißt das, du könntest nun mir vergeben, nachdem ich dir die Wahrheit gesagt habe und du meine Beweggründe kennst?«
    Alice sah ihn staunend an. Darum also ging es. Ein böser Gedanke schlich sich in ihren Kopf. Sie war inzwischen nicht nur eine attraktive, ungewöhnliche Frau, sondern auch eine reiche Erbin und somit eine hervorragende Partie. Juan Ramirez wollte ebenso wie seine Schwester ein besseres Leben, und als ihr Ehemann wäre er nicht mehr vom Wohlwollen seines Schwagers abhängig.
    Sie schluckte und schämte sich ein wenig. Andrés hatte recht, sie vermochte ihr Misstrauen nie abzulegen. Dabei war sie sich doch wirklich sicher, dass Rosario Hans aufrichtig liebte. Und nur weil sie selbst ihre Romanze mit Juan Ramirez inzwischen fast vergessen hatte, bedeutete dies nicht, dass es ihm ebenso ging.
    »Alice«, fuhr er auch schon fort, »es hat mir sehr viel bedeutet, dich kennenzulernen. An unsere gemeinsame Nacht in diesem Hotel habe ich oft gedacht und mir gewünscht, ich hätte mich danach anders verhalten können. Sag mir bitte, dass du mir vergeben kannst.«
    Er legte seine Hand auf die ihre, und sie wagte nicht, sie ihm zu entziehen. Hartherzig und egoistisch, so hatte Tante Grete sie immer genannt. In der Tat hatte sie sich verhalten wie ein Mann, eine Liebesnacht einfach hinter sich gelassen und sich ins nächste Abenteuer gestürzt.
    »Jetzt, da alles geklärt ist, werde ich hinter dir stehen«, beschwor er sie. »Ich begleite dich nach Veracruz und werde dafür sorgen, dass du eine wirklich schöne Reise hast. Mexiko gefällt dir doch, nicht wahr?«
    »Aber ja, es gefällt mir sehr. Ich würde gern zurückkommen, sobald es möglich ist«, sagte sie spontan. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Alice gab nach, denn immerhin war er ihr Lebensretter. Erst als er sie zu küssen versuchte, wich sie aus und vergrub ihr Gesicht in dem edlen Stoff seines Hemds.
    »Dann lass uns einfach so bald wie möglich heiraten. Ich reise auch nach Deutschland mit dir, wenn du willst. Du wirst Beistand brauchen, wenn du um dein Erbe kämpfst. Für eine Frau allein ist das schwer.«
    Es ärgerte sie, derart überrumpelt zu werden. Sie fühlte sich bevormundet und überlegte, wie sie aus seiner Umarmung entkommen konnte, ohne ihn völlig vor den Kopf zu stoßen. Zu allem Übel hörte sie Schritte, die sich

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