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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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weitersuchen. Im nächsten Ort Hunde besorgen, die uns helfen.«
    Alice schloss die Augen, um eine Weile in Ruhe nachzudenken.
    »Julio braucht einen Arzt«, entschied sie schließlich. »Ich möchte, dass er so bald wie möglich nach San Cristóbal de las Casas gebracht wird. Und du musst vor deinem Schwager das Geständnis von Dr. Scarsdale bestätigen, damit Andrés nicht mehr verdächtigt wird. Lass ein paar Männer hier, die nach dem Archäologen suchen, aber wir sollten im Morgengrauen aufbrechen.«
    Juan Ramirez nickte, dann stand er auf.
    »Möchtest du jetzt wieder in deine Hütte?«
    »Ja, aber ich habe jemanden, der mir nach unten hilft«, erwiderte sie. »Kümmert ihr euch bitte um den Jungen, tragt ihn ebenfalls in meine Hütte und besorgt ihm ein paar Decken.«
    Dann legte sie ihren Arm um Andrés’ Schultern und wurde langsam in die Höhe gezogen. Die Schmerzen waren noch etwas stärker geworden, aber sie spürte, dass ihr Körper insgesamt in Ordnung war, da keine seiner Funktionen versagte. Vermutlich hatte sie etliche Prellungen und Schürfwunden abbekommen, doch sie wollte sich erst am nächsten Morgen am Bach waschen und den Schaden genauer begutachten. Im Augenblick war sie völlig erschöpft und sehnte sich nur noch danach, auf einem halbwegs weichen Untergrund liegen und schlafen zu können. Sie bekam mit, wie Juan Ramirez in das Zelt von Dr. Scarsdale ging und seine Männer sich im Lager verteilten. Bald darauf brachte Andrés ihr frischen Kaffee und ein paar Tortillas mit Bohnen. Julio regte sich wimmernd, und es gelang ihr, ihm etwas Wasser einzuflößen, doch er schien sie nicht wahrzunehmen. Mariana lief eine Weile aufgeregt in der Hütte herum, dann rollte sie sich zu Alice’ Füßen zusammen.
    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte Andrés. Alice streckte die Hand nach ihm aus, aber er schüttelte den Kopf.
    »Es ist besser, wenn ich bei den Männern schlafe. Wir sollten nicht für unnötiges Gerede sorgen, bevor die ganze Angelegenheit geklärt ist.«
    Alice stieß ein ungeduldiges Murren aus.
    »Wie lange sollen wir uns denn noch vor der Welt verstecken?«
    Er strich sanft über ihre Wange, ging dann aber weiter zur Tür.
    »In San Cristóbal können wir besprechen, wie es mit uns weitergeht. Zunächst einmal musst du wieder auf die Beine kommen.«
    Alice ließ ihn gehen und umarmte dann Mariana, die freudig zu ihr unter die Decke kroch.
    Sie brauchten mehrere Tage, um nach San Cristóbal de las Casas zu gelangen, denn Julio musste auf einer Bahre getragen werden. Immer wieder kam er zu Bewusstsein und wimmerte vor Schmerzen. Andrés besorgte in einem nahe gelegenen Indianerdorf Kräuter, die ihn beruhigten. Nur gelegentlich gelang es Alice, ihm etwas von dem Pozol einzuflößen, jenem Gemisch aus Wasser und Maismehl, mit dem Indios sich unterwegs stärkten. Sie selbst war bereits in der Lage, im Sattel zu sitzen, auch wenn das Pferd langsam laufen musste. Die kühlen Temperaturen der Sierra Madre taten ihr gut, zumal sie nachts nicht mehr von Moskitos geplagt wurden. Mit jedem Atemzug saugte Alice frische Luft in ihre Lungen. Dann lag der kleine, zauberhafte Ort eines Nachmittags wieder wie ein farbenprächtiges Juwel zu ihren Füßen, eingerahmt von dicht bewachsenen Hügeln. Alice’ Herzschlag beschleunigte sich vor Freude, denn nun ritt sie endlich einem richtigen Bett und einem Zimmer mit Waschgelegenheit entgegen. Die Stadt schien unruhiger geworden zu sein als bei Alice’ letztem Aufenthalt, die vielen Menschen wirkten erdrückend und ohrenbetäubend laut. Ihr wurde klar, dass es an ihrer veränderten Wahrnehmung lag, denn sie hatte mehr Zeit in der Abgeschiedenheit unberührter Natur verbracht als jemals zuvor in ihrem Leben. Juan Ramirez lotste sie alle zu dem Hotel, wo sie bereits bei Patricks Beerdigung übernachtet hatte. Dann wurde sogleich jemand losgeschickt, um einen Arzt für Julio zu holen, der auf Alice’ Wunsch in ihr zukünftiges Zimmer getragen wurde. Ein kleiner weißhaariger Mann traf bald darauf ein, der sich als médico vorstellte und nach einem kurzen Blick auf Julio das Gesicht verzog.
    »Das ist ein Indio! Wer wird die Behandlung bezahlen?«
    Alice nannte den Namen Hans Bohremann, der die übliche magische Wirkung zeigte. Bald schon wurden bei Julio mehrere Knochenbrüche festgestellt, er erhielt Schienen und Verbände sowie ein schmerzstillendes Mittel. In Lebensgefahr befand er sich nicht, wie ihr versichert wurde, doch es würden einige Wochen vergehen,

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