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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Comiteco nur genippt, denn sie wollte einen klaren Kopf behalten.
    »Du willst also nach Hause«, stellte er fest und sah nicht unzufrieden aus. »Das verstehe ich. Trotzdem wäre es sinnvoll, wenn du deine … kleine Romanze mit einem Indio einfach verschweigst. Glaub mir, bei meiner Schwester kommt das nicht gut an, und sie hat großen Einfluss auf ihren Mann.«
    Alice begriff, dass er recht hatte. Das verkomplizierte die Situation noch weiter.
    »Ich danke dir für deinen Rat«, sagte sie ehrlich. »Aber es gibt noch ein weiteres Problem, was Andrés betrifft.«
    Sie erzählte von dem Vertrag, der Andrés auf betrügerische Weise aufgezwungen worden war. Als sie geendet hatte, überlegte sie, ob es nicht vielleicht klüger gewesen wäre, die Sache mit Hans Bohremann zu besprechen, doch ihr Wunsch, Andrés so schnell wie möglich frei zu wissen, war übermächtig gewesen.
    »Nun« – Juan Ramirez rieb sich kurz die Hände –, »es liegt an meinem Schwager, darüber zu entscheiden. Er kann Andrés sicher von dieser Verpflichtung freikaufen. Aber ob er das tun wird, das weiß ich nicht.«
    »Er hat Andrés zu Unrecht verdächtigt, ihn eingesperrt, und wenn er nicht geflohen wäre, dann hätte er ihn vielleicht schon hinrichten lassen«, rief Alice empört. »Da ist er ihm doch eine Entschädigung schuldig. Ich vertraue auf sein Ehrgefühl.«
    Mit trotzig verschränkten Armen stellte sie sich vor Juan, der sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Etwas an seinem Gesichtsausdruck gefiel ihr nicht. Er sah verbissener aus, als sie ihn in Erinnerung hatte, und schien in Gedanken versunken, was sonst nicht seine Art gewesen war.
    »Wie ich schon sagte. Mein Schwager hört in vielen Dingen auf meine Schwester.«
    Alice nickte, ohne wirklich zu wissen, worauf er hinauswollte.
    »Rosario mag keine Indios. Vor allem solche, die Ärger machen, die kann sie gar nicht leiden«, fuhr er fort.
    »Das weiß ich«, entgegnete Alice. »Aber Hans Bohremann gefällt ihre Härte nicht immer. Das hast du selbst gesagt. Und … und ich hatte den Eindruck, dass sie dir auch nicht immer gefällt.«
    Abwartend sah sie ihn an. Sie hatte den eitlen Schönling für einen leichtlebigen, nicht unbedingt charakterfesten Menschen gehalten, doch Grausamkeit und Ungerechtigkeit mochte er nicht, das wusste sie. Worauf wollte er nun hinaus?
    Zunächst hob er noch mal sein Glas, um mit ihr anzustoßen.
    »Als wir das letzte Mal zusammen in diesem Hotel Comiteco tranken, da verstanden wir uns wesentlich besser«, sagte er.
    »Die Dinge haben sich geändert«, erinnerte sie ihn, doch er blieb gelassen, fast wie ein Kartenspieler, der wusste, dass er noch einen Trumpf in der Hand hielt.
    »Ich könnte Rosario gut zureden, damit sie sich für Andrés einsetzt. Dann muss er nicht auf die Zuckerrohrplantage. Mein Schwager könnte ihn einfach nach Ciudad de México zurückschicken. Dort ging es ihm doch viel besser als hier.«
    Eine unangenehme Ahnung kroch in Alice hoch, aber sie verdrängte alle Befürchtungen. Juan Ramirez war kein schlechter Kerl.
    »Das wäre sehr nett von dir«, sagte sie.
    »Dann sei du auch ein bisschen nett zu mir.«
    Nun war es nicht mehr möglich, ihn falsch zu verstehen. Mühsam unterdrückte sie den Wunsch, ihm das Comiteco-Glas ins Gesicht zu schleudern.
    »Bisher hatte ich keine schlechte Meinung von dir. Warum willst du das jetzt kaputt machen?«, fragte sie stattdessen.
    »Weil ich auf deine gute Meinung pfeife! Du weist mich wegen eines Indios zurück, obwohl ich alles versucht habe, um meine Fehler wiedergutzumachen. Du bist einfach verwirrt. Das wird sich wieder legen. Komm zu mir, Alice.«
    Er streckte beide Arme aus und lächelte auf die charmante, siegesgewisse Weise, die sie an ihm einmal anziehend gefunden hatte. Aber die Dinge hatten sich wirklich geändert. Alice zitterte, vor Wut, vor Widerwillen und, wie sie zugeben musste, auch vor Angst. Vielleicht blieb ihre keine andere Wahl, als sich erpressen zu lassen. Eine Möglichkeit, die sie bisher nur kurz erwogen, aber sofort von sich gewiesen hatte, wurde plötzlich ihre letzte Rettung.
    »Ich kann deine Schwester unter Druck setzen«, sagte sie. »Vergiss nicht, was du mir von ihr erzählt hast.«
    Es war wie ein Tritt in eine stinkende, schmierige Kloake. Sie hasste sich dafür, einer anderen Frau derart drohen zu wollen, doch sie hatte keine andere Wahl mehr.
    Juans Gesicht zuckte kurz, dann lachte er.
    »Hans Bohremann würde einer verrückten Künstlerin wie dir

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