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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Beschränktheit vortäuschen und bewundernd lächeln, dabei würde jeder Mann schwach. Wäre Juan Ramirez tatsächlich so dumm, sich von dieser Komödie täuschen zu lassen?
    Sie zog ihr bestes cremefarbenes Kleid an, bürstete ihr Haar und erfrischte ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Danach war sie etwas zufriedener mit ihrem Spiegelbild. Allmählich schwand das Gefühl von Hilflosigkeit und Schwäche, um verbissener Wut Platz zu machen. Sie würde nicht zulassen, dass Andrés der Eitelkeit eines selbstgefälligen Schönlings zum Opfer fiel! Wenn es ihr gelang, Juan Ramirez zum Narren zu halten, dann wäre dies ein Triumph.
    Gefolgt von Julio und Mariana, schritt sie die Stufen zum Patio hinab. Es gelang ihr, dabei ein wenig mit den Hüften zu schwingen. Sie galt doch allgemein als schöne Frau. Lächelnd betrat sie den Raum, wo das Frühstück serviert wurde. Juan Ramirez sah reichlich zerknittert und müde aus, als hätte er ebenso schlecht geschlafen wie sie selbst. Er mied ihren Blick. Mit ihm am Tisch saß der Grund für sein frühes Aufstehen: ein tadellos gekleideter, frisch wirkender Hans Bohremann, neben ihm Rosario, deren elegantes Auftreten Alice bewusst machte, wie peinlich ihr hüftschwingender Auftritt womöglich gewesen war.
    »Guten Morgen, Fräulein Wegener«, sagte der Kaffeebaron und erhob sich, um ihr seine Hand entgegenzustrecken. Alice reichte ihm die ihre und war erstaunt, als sie einen tadellosen Handkuss erhielt. Sie setzte sich auf einen freien Stuhl. Hans Bohremann lächelte sie an, Rosario gönnte ihr einen kurzen Blick, und Juan musterte weiterhin das Tischtuch.
    »Sobald Ihre Nachricht eintraf, bin ich aufgebrochen, um alles in Ordnung zu bringen«, erklärte der Kaffeebaron. »Ich bedauere die unerfreulichen Vorfälle. Andrés Uk’um wird mit mir auf meine Hazienda zurückkehren. Ich wollte Ihnen das bereits gestern Abend erzählen, als wir hier eintrafen, aber mein Schwager meinte, Sie seien sehr erschöpft und hätten gern Ihre Ruhe.«
    Alice warf einen Blick in Juans Richtung. Seine Schultern sackten ein wenig herab, während er weiterhin auf die Tischdecke starrte. Rosario schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein.
    »Ich habe meinen Mann daran erinnert, dass Andrés Uk’um sehr nützlich für unsere Plantage sein könnte«, sagte die unterkühlte Schöne mit unbewegter Miene. »Und nachdem er zu Unrecht verdächtigt wurde, sind wir ihm natürlich ein Entgegenkommen schuldig. Von allen Verpflichtungen, die er in einer Notlage auf sich lud, werden wir ihn befreien.«
    Ein Lächeln folgte diesen Worten, unnatürlich und ausdruckslos, doch Alice begriff die wesentliche Botschaft. Rosario wusste von ihrer Drohung und bot ihr einen Friedensvertrag an.
    »Das war sehr nett von Ihnen, Frau Bohremann«, entgegnete Alice auf Deutsch. Rosarios Blick war kalt, fast abfällig.
    »Wann wird Andrés aus dem Gefängnis geholt?«, fragte Alice ungeduldig. Juan sah zu ihr und erinnerte sie an einen getretenen Hund.
    »Wir werden alles gleich erledigen. Nach dem Mittagessen brechen wir auf«, versicherte Hans Bohremann. Alice atmete auf. Als die üblichen gebratenen Eier mit Bohnen vor ihr abgestellt wurden, griff sie nach ihrem Besteck. Mit einem vollen Magen kehrten auch ihre Lebensgeister zurück. Sie leerte drei Tassen Kaffee, und die weiterhin unzufriedene Miene von Juan Ramirez vermochte ihr nichts mehr anzuhaben, denn bald schon wäre Andrés auf freiem Fuß.
    »Ich gehe jetzt am besten meine Sachen packen«, sagte sie, als sie ihr Frühstück beendet hatte, und wollte sich höflich verabschieden, doch Rosario erhob sich ebenfalls.
    »Brauchen Sie nicht ein paar neue Kleidungsstücke für die Heimreise?«, fragte sie.
    Alice blieb nachdenklich stehen. Für die Reise nach Veracruz mochte ihre Indio-Kleidung genügen, aber spätestens auf dem Schiff würde sie nicht so herumlaufen können. Ihre anderen Sachen waren zerschlissen oder verdreckt. Rosario dachte wie üblich an alles.
    »Vielleicht kann ich mir in Veracruz neue Sachen kaufen«, erwiderte Alice.
    »Hier in San Cristóbal sind die Preise moderater«, erklärte Rosario. »Ich habe meinen Schneider, der auch fertige Modelle auf Lager hat. Wenn Sie wollen, können wir ihn kurz aufsuchen.«
    Sie sah Alice abwartend an. Der hinter diesem Angebot verborgene Wunsch nach einem persönlichen Gespräch war nicht schwer zu erkennen. Alice beschloss anzunehmen, denn eine Frau Bohremann jetzt zu verärgern wäre sicher unklug.
    »Das ist sehr freundlich

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