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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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den ersten Versuch unternahm, sich auf das bräunliche, zum Glück recht gutmütig dreinblickende Pferdchen zu schwingen. Beim ersten Mal gelang es ihr nicht, doch als Juan Ramirez sich hilfsbereit näherte, warf sie ihm einen wütenden Blick zu, stemmte und zog, bis sie endlich sicher im Sattel saß. Ein Gefühl des Triumphes überkam sie. Sie war kein so zerbrechliches, in dieser Wildnis völlig hilfloses Wesen, wie alle, einschließlich ihrer selbst, zunächst gemeint hatten. Erstmals an diesem Tag gönnte sie sich einen ausgiebigen Blick auf die weite Landschaft vor ihnen. Gedämpfte Grüntöne und kahle Felsen wiesen auf ein kühleres Klima hin, als sie es bisher in Mexiko kennengelernt hatte. Die Sträucher, Wälder und grasbewachsenen Täler hätten auch eine europäische Gebirgslandschaft sein können, dachte Alice, obwohl sie sich sicher war, dass hier auch ein paar ihr unbekannte Pflanzen wuchsen. Der Sonnenschein war angenehm milde in den Morgenstunden, und mitunter wehten frische Windböen. Dr. Scarsdale hatte sie gewarnt, dass es nachts recht kalt werden könnte. Doch sie fühlte sich in der Lage, all diesen Widrigkeiten zu trotzen, und ließ ihr Pferd hinter den anderen hertrotten.
    Bereits am späten Vormittag begann diese Zuversicht wieder zu schwinden, denn ihr Rücken schmerzte ebenso wie ihre Oberschenkel von der ungewohnten Haltung im Sattel. Der Wind frischte auf, und Regen setzte ein. Es gab nicht einmal mehr eine Plane, die sie hätte zuziehen können, und die Decke, die Dr. Scarsdale ihr gnädig überließ, war bald so durchnässt, dass sie nur eine zusätzliche Last auf Alice’ Schultern war. Kälte fraß sich allmählich in ihre Knochen. Wenn es noch lange so weiterging, dann würde sie am nächsten Tag krank sein.
    »Sobald die nächste Siedlung auftaucht, müssen wir Rast machen«, sagte zu ihrer Erleichterung Juan Ramirez. Dr. Scarsdale meinte, dass er an diesem Tag gern etwas weiterkäme, doch sein mexikanischer Begleiter erwies sich diesmal als ungewohnt hartnäckig. Dennoch schien der Rest des Weges endlos, die Landschaft, welche Alice noch am Morgen als zwar weniger exotisch, aber dennoch reizvoll empfunden hatte, wirkte nur noch trist und feindselig. Auch ihre Begleiter machten einen erschöpften Eindruck, bis auf die Indios, an denen Wind und Regen abzuprallen schienen. Sie hatten Überwürfe aus geflochtenen Grashalmen angelegt, die sie wie Stacheltiere aussehen ließen, aber ein hervorragender Schutz gegen die Nässe waren. Selbst die Kinder gingen ohne Murren neben den Eseln einher, als hätten sie seit ihrer Geburt nichts anderes getan, als Stürmen zu trotzen. Alice wusste nicht, ob sie Bewunderung oder Mitgefühl empfinden sollte, doch letztendlich war sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich ihren Begleitern widmen zu können. Als endlich ein paar bunt bemalte Steinhäuser hinter einem Felsen auftauchten, schossen ihr Tränen der Erleichterung in die Augen, und ihr Körper aktivierte neue Energien. Sie gelangten in eine mittelgroße Siedlung, wo fast alle Anwohner vor dem Wetter ins Innere ihrer Häuser geflohen waren. Erst die Rufe der Indios sorgten dafür, dass sich ein paar Türen öffneten und fragend blickende Gesichter erschienen. Danach erhielten die Ankömmlinge gleich mehrere Angebote, ins Trockene zu gelangen. Die laut gestikulierenden Anwohner einigten sich schließlich untereinander, ihnen das größte Haus zur Verfügung zu stellen, das einem Eisenwarenhändler gehörte. Zu Alice’ Erstaunen erwies er sich als Landsmann, ein Schwabe namens Heinrich Gütlein, dessen Familie vor ungefähr dreißig Jahren in Mexiko eingewandert war. Kein Einzelfall, wie sie erfuhr. Selbst im weit entfernten Chiapas begannen sich immer mehr Europäer niederzulassen, denn noch gab es dort günstiges Land und viele Möglichkeiten, Geschäfte zu machen.
    »In ein paar Jahren wird vielleicht auch Tuxtla Gutiérrez, die Hauptstadt von Chiapas, an die Eisenbahnlinie angeschlossen«, erzählte Heinrich Gütlein, während seine mexikanische Frau den völlig durchnässten Gästen erst einmal eine heiße Brühe auftischte. »Dann wird es viel leichter, Waren hierherbringen zu lassen. Bisher müssen sie entweder an der Küste entlang per Schiff oder durchs Gebirge transportiert werden, und das ist langwierig. Doch unsere neuen Kaffeebarone stärken die Wirtschaft des Landes, daher bekommen wir ihretwegen hoffentlich auch die Eisenbahn.«
    Dr. Scarsdale stürzte sich sogleich in eine

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