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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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es sie traurig machte, ihn enttäuschen zu müssen. Denn enttäuschen würde sie ihn. Nichts konnte ihr helfen, schon gar nicht ein paar verbrennende Hölzer und Blätter, von welchem Baum auch immer.
    Birwains Gesicht bekam einen entschlossenen Ausdruck. »Aufgeben ist niemals gut. Komm!«
    Mit einer Geste, die keinen Widerspruch zuließ, bedeutete er Emma, ihm zu folgen, die lange Feder, die er an seinem Hüftgürtel befestigt hatte, wehte hin und her.
    Ergeben trat Emma hinter ihm aus der Hütte. Wenn er darauf bestand, würde sie dem nutzlosen Ritual eben beiwohnen. Das würde Birwains Enttäuschung zwar nicht verhindern, aber immerhin hinauszögern.
    Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, hier und da erhellten kleine Feuer vor den Hütten die Nacht. Alles war still, niemand sprach sie an, obwohl ihr den ganzen Weg über neugierige Blicke folgten.
    Fast war Emma erleichtert, als sie das Lager verließen und in den nächtlichen Regenwald eintauchten. Birwain ging schweigend voran. Emma bemühte sich, dicht hinter ihm zu bleiben, trotzdem stolperte sie immer wieder über Wurzeln und große Steine. Birwain hingegen bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Nacht, die sie nun undurchdringlich wie schwarze Tinte umgab.
    Wo führt er mich eigentlich hin?, fragte sich Emma, der das Ganze immer weniger gefiel. Sollten wir nicht bald ankommen?
    Da, ein schwaches Licht zwischen den Bäumen!
    Birwain steuerte direkt darauf zu, und Emma ahnte, dass sie am Ziel waren. Was würde nun mit ihr geschehen, hier in der Dunkelheit, fern jeder menschlichen Behausung? Sie musste zugeben, dass ihr mulmig zumute war.
    Dieses Gefühl wich blankem Entsetzen, als sie sah, was der Schamane für sie vorbereitet hatte.
    Auf einer kleinen Lichtung lagen drei Felsen mit rundem Rücken, die wie urtümliche, versteinerte Schildkröten aussahen. Sie lagen in Form eines Dreiecks beieinander, und genau in der Mitte des Dreiecks erhob sich eine Holzkonstruktion, auf die Birwain nun feierlich deutete: In etwa eineinhalb Metern Höhe befand sich, getragen von vier starken Holzstützen, eine Art Bett aus neben- und übereinander gelegten Ästen. Auf dem Boden darunter brannte das kleine Feuer, dessen gespenstischen Schein Emma durch die Bäume hindurch gesehen hatte.
    Da sollte sie hinauf? Wollte er sie grillen?!
    Unwillkürlich dachte sie an die Kakerlaken, mit denen sie und Purlimil Carls Medizin hergestellt hatten. Die Tiere waren ruckzuck an Rauch und Hitze gestorben … Nein, sagte sie sich sogleich, sie musste sich irren. Niemals würde der Schamane von ihr verlangen, sich über ein Feuer zu legen!
    Birwain jedoch forderte sie mit einer Handbewegung auf, die Konstruktion zu erklimmen, und als er Emmas Gesichtsausdruck sah, grinste er.
    »Ah, dein Leben ist dir also doch noch etwas wert. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Sehr lustig.«
    In Emmas Brust lieferten sich Angst und Ärger einen Kampf, sie wusste nicht, ob sie lieber die Beine in die Hand nehmen und fliehen oder das alles für einen Scherz halten sollte.
    »Was soll das werden, Birwain? Du glaubst doch nicht, dass ich mich im Namen irgendwelcher Baumgeister bei lebendigem Leib rösten lasse?«
    Der Schamane beantwortete ihre unwirsche Frage mit einer gelassenen Gegenfrage. »Sieht dieses Feuerchen so aus, als wäre es imstande, einen Menschen zu rösten?«
    Die Nachsicht in seiner Stimme beruhigte sie. Sie musste zugeben, dass er Recht hatte: Das Feuer war wirklich sehr klein, kaum Flammen, eher Qualm. Sie beobachtete Birwain, der in einen Beutel an seinem Hüftgürtel griff und eine Handvoll Eukalyptusblätter herausholte. Er streute die Blätter andächtig auf die brennenden Äste, und augenblicklich verbreitete sich duftender Rauch auf der kleinen Lichtung.
    »Es ist ein Qualmfeuer, das nur wenig Hitze verursacht«, erklärte Birwain. »Wenn du dich auf die Äste darüber legst und der Rauch dich umhüllt, wird es dem bösen Geist in dir so ungemütlich, dass er das Weite sucht. Dann bist du frei. Und die Marmbeja können dir helfen, die Antworten auf deine Fragen zu finden.«
    Wenn es nur so einfach wäre, dachte Emma resigniert.
    »Klettere hinauf«, drängte Birwain. »Das Feuer brennt schon eine ganze Weile, es wird Zeit für dich! Ich helfe dir, wenn du es nicht alleine schaffst. Ihr Weißen seid doch manchmal sehr ungeschickt.«
    Er kicherte.
    Emma war ganz und gar nicht zum Kichern zumute, als sie sich bemühte, die Holzkonstruktion zu erklimmen. Nur nicht daran

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