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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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die Kamera und das Geld. Und irgendeinen reichen Kerl, der ihm verspricht, sein Zeug in die Kinos zu bringen.“
    Das gibt mir wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt, in welchem Jahr wir uns befinden. Der erste von Pauls Filmen ist 1976 entstanden. Alle anderen folgten innerhalb einer Zeitspanne von gut anderthalb Jahren.
    Johnny streicht mir übers Haar. „Paul ist ein Künstler.“ „So wie du.“
    „Ich? Himmel, nein.“ Er lacht. „Ich kann nicht für fünf Dollar zeichnen. Ich kann nicht singen. Ich bin nicht mal ein guter Schauspieler. Das Einzige, worin ich halbwegs gut bin, ist für Fotos zu modeln.“
    Ich lache leise. „Du siehst ja auch verdammt gut aus.“
    Johnny schnaubt. „Klar. Na ja, so gut, wie es eben geht, hm? Es reicht, um die Rechnungen zu bezahlen. Und es ist besser, als Autos zu klauen.“
    „Du wirst das nicht für immer machen“, versichere ich ihm.
    In dem folgenden Schweigen ist das Ticken der Uhr auf der Kommode sehr laut zu hören. Johnny sieht mich an und nimmt alles an mir in sich auf. Er fährt mit seiner Hand in mein Haar, umfasst meinen Nacken, zieht mich aber nicht näher.
    „Nein“, sagte er. „Das weiß ich. So etwas kann man nicht für immer machen, oder man endet auf der Straße.“
    „Du wirst nicht auf der Straße enden“, sage ich.
    „Was bist du, eine Wahrsagerin?“
    „So in der Art.“ Ich nehme seine Hand und fahre die Linien nach. Ich habe keine Ahnung von Handlesen oder Tarotkarten oder irgendetwas in der Richtung. Aber ich kenne seine Zukunft. „Ich sehe in deiner Zukunft Ruhm und Reichtum.“
    „Gut, gut. Das ist sehr gut.“ Johnny beugt sich vor, um das Mysterium seiner Handfläche ebenfalls zu betrachten, so als könne er dort das sehen, was ich ihm beschrieben habe.
    „Und … Liebe.“ Die Worte rutschen mir einfach so heraus. Er schaut mich an. „Ja? Du siehst Liebe?“
    „Ich sehe Liebe für dich, ja.“ Meine Stimme ist verträumt und heiser. Ich fahre eine weitere Linie auf seiner Hand nach, denke mir alles aus und bin doch irgendwie davon überzeugt, die Wahrheit zu sagen. Ich schaue Johnny tief in die Augen, bin wie gefangen von seinem Blick, der mich so fest in dieser Zeit, an diesem Ort hält, zumindest für diesen Augenblick, der vielleicht alles ist, was ich je erwarten darf.
    Er zieht mich näher und küsst mich lang, sehnsüchtig und süß. „Das gefällt mir.“
    Wir küssen uns eine Weile nur um des Küssens willen. Mit ihm auf diesem breiten Bett zu liegen, die Kissen und Decken zerknüllt um uns herum, hat eine ganz besondere Qualität, beinahe wie in seinen Filmen. Sein Schwanz erhebt sich hart zwischen unseren Körpern, aber Johnny scheint es nicht eilig zu haben, mich noch einmal zu ficken – was vollkommen in Ordnung ist. Anders, unerwartet, aber okay. Es reicht mir, bei ihm zu sein, mit ihm herumzumachen, als wenn wir alle Zeit der Welt haben.
    Was natürlich nicht stimmt. Meine Blase drückt – etwas, das mir in einer Episode noch nie passiert ist. Lachend winde ich mich aus Johnnys festem Griff und steige aus dem Bett, um auf nackten Füßen ins Badezimmer zu gehen. An der Tür schaue ich mich noch einmal zu ihm um. Schicke ihm einen Kuss. Als ich mich wieder umdrehe und über die Schwelle trete, stolpere ich und falle und lande auf Händen und Knien in meinem Hausflur.
    Ich war immer noch nackt.

10. KAPITEL
    M ein Telefon klingelte, brutal, misstönend und beharrlich. Ich zitterte so sehr, dass meine Zähne aufeinanderschlugen und Gänsehaut meinen Körper wie Brailleschrift überzog. Als ich aufstand, schwankte der Boden unter mir. Mein Magen drehte sich.
    Ich wankte den Flur hinunter in die Küche, wo ich das Telefon hochnahm und es mir mit zitternder Hand ans Ohr hielt. „Hallo?“
    „Hey, Süße, hier ist Mom. Hör mal, ich wollte dich fragen, ob du das schwarze Kleid noch hast, das du vor ein paar Jahren zu Weihnachten anhattest, weil ich mir das gerne ausleihen würde.“
    Ich schluckte die Galle hinunter, die sich in meinem Mund gesammelt hatte. Normalerweise litt ich nach einer Episode unter Übelkeit oder starken Kopfschmerzen, aber das heute fühlte sich anders an. Wie das reine Grauen.
    „Mom?“
    „Ich habe schon in deinem Kleiderschrank nachgesehen, es aber nicht gefunden, also dachte ich, dass du es vielleicht mitgenommen hast.“
    Ich glitt mit dem Rücken an der Wand hinunter und setzte mich mit dem nackten Hintern auf den kalten Fliesenboden. Ich zog meine Knie zur Brust, schlang meine Arme

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