Der Duft von Orangen (German Edition)
vergessen, die Glühbirne inder Lampe über der Haustür zu wechseln, sodass der Inhalt der Tüte geheimnisvoll im Schatten lag. Ich schob die Tür auf, stellte die Box auf den Teppich, damit kein Schnee auf meinen einigermaßen sauberen Fußboden tropfte, und holte die Tüte rein.
Darin lag mein Mantel.
Und nicht nur er. Alle meine Klamotten, säuberlich zusammengefaltet. BH, Slip, Socken, T-Shirt. Meine Lieblingsjeans. Nur meine Stiefel fehlten. Ich suchte in der Tüte nach einer Nachricht, fand aber keine.
„Mist“, sagte ich. „Mist, Mist, Mist.“
Jemand hatte Mitleid mit mir gehabt, aber wer? Wohin war ich nackt allein im Dunkeln gegangen? Und was hatte ich dort getan? Ich merkte, dass ich in meinem Körper nachspürte, als könnte ich so herausfinden, in welche Unannehmlichkeiten ich mich hineingeritten hatte. Auf dem College hatte ich eine Freundin, die immer, bevor sie ausging, einen Tampon einführte, selbst wenn sie nicht ihre Tage hatte. Sie sagte, wenn er fehlte, wüsste sie so wenigstens, dass sie etwas angestellt hatte, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern könnte. Ich habe diesen Trick nie ausprobiert, aber mein Unterleib zog sich trotzdem zusammen, als mir einfiel, welche Tätigkeit mein Gehirn mir während der Trance vorgegaukelt hatte.
Ich schüttelte die Kleidung aus. Sie roch nach Zedernholz. Ein kleines Stück Papier fiel aus meinem T-Shirt. Es schwebte auf der kalten Luft, die durch die immer noch offene Haustür hineinströmte, sanft zu Boden. Ich schloss die Tür und beugte mich dann hinunter, um das Papier aufzuheben. Es war ein Beleg von einer Reinigung. Er sah ziemlich alt und vergilbt aus.
Auf dem Beleg stand ein Name.
„Mist, Mist, Mist.“ Ich schloss meine Augen und hoffte, wenn ich sie wieder öffnete, würde ich sehen, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte. Ich öffnete sie. „Mist.“
Der Name auf dem Beleg war … Johnnys. Ich stöhnte und knüllte den Zettel in der Hand zusammen, dann überlegte ich es mir anders und strich ihn auf meiner Handfläche glatt und steckte ihn in die Hosentasche.
Mein Handy klingelte. Jen. „Hey, Süße.“
„Hey“, sagte sie. „Hör mal, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich unsere Filmnacht absage? Ich fühle mich schrecklich deswegen, aber … na ja, ich habe eine echte Verabredung. Also nicht dass die Verabredung mit dir nicht echt ist“, fügte sie hastig hinzu.
Ich lachte. „Natürlich macht es mir nichts aus. Mit wem triffst du dich?“
„Er heißt Jared“, sagte sie. „Stell dir vor, er ist Bestattungsunternehmer.“
„Wow. Na ja, wenigstens hat er einen Job, was ich von meinem letzten Freund nicht behaupten konnte.“
Sie kicherte. „Ja. Wie auch immer, wir wollten eigentlich Freitag weggehen, aber er hat zu den seltsamsten Zeiten Dienst und hat gefragt, ob es mir etwas ausmacht, stattdessen Donnerstag zu gehen.“
„Wie hast du ihn überhaupt kennengelernt?“ Ich steckte meine Klamotten in die Tüte zurück, froh, sie wiederzuhaben, aber noch nicht bereit, mich der Bedeutung dieser Tatsache zu stellen. „Du hast noch nie von ihm erzählt.“
„Es ist mir beinahe ein wenig peinlich.“
„Mädchen, wann war dir jemals irgendetwas peinlich?“ Ich lachte.
„Ich habe ihn auf einer Beerdigung kennengelernt. Hattie, die Schwester meiner Grandma, ist vor ein paar Monaten gestorben. Jared hat sich um die Beisetzung gekümmert.“
„Er hat dich auf der Beerdigung deiner Großtante um ein Date gebeten? Krass.“ Ich konnte nicht die Box tragen und gleichzeitig telefonieren, also ließ ich die Kiste, wo sie war, ging in die Küche und setzte Teewasser auf. Georgette legte ich auf den Küchentisch.
„Nein. Nicht da. Ich habe ihn übers Internet angeschrieben. Das Beerdigungsinstitut hat eine Fanpage auf Connex.“
„Was?“ Ich erstarrte mitten in der Bewegung. „Du machst Witze.“
„Kein bisschen. Das ist gar nicht so schlimm, wie es sich anhört.Es ist eher eine Informationsseite, obwohl es schon komisch ist, Fan von einem Beerdigungsinstitut zu werden. Auf diese Art haben wir auf jeden Fall angefangen, uns zu schreiben, und dann hat er mich zum Essen eingeladen.“
„Vielleicht sollte ich auch mehr Zeit auf Connex verbringen.“ Das meinte ich nicht ernst. Das soziale Netzwerk war ein unglaublicher Zeitfresser, selbst für jemanden mit einem so leeren Verabredungskalender wie mich.
„Er ist echt süß, Emm. Und lustig.“
„Das freut mich für dich. Hab viel Spaß am Donnerstag
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