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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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– auf YouTube aufgetaucht. Oder noch schlimmer, auf dem erotischen Gegenstück des Videoportals: YouPorn .
    Obwohl, wenn etwas in der Art geschehen wäre, wüsste ich wenigstens, was ich getan hatte.
    Es gab keinen anderen Ausweg mehr: Ich musste mit Johnny darüber reden. Er hatte mir die Kleidung zurückgebracht; er versuchte also nicht, so zu tun, als wäre nichts passiert. Was auch immer passiert sein mochte …
    Verdammter Mist.
    Dieses Mal ging ich nicht mit einem Teller Kekse zu seinem Haus. Ich hatte keine Ahnung, ob ein Friedensangebot angebracht wäre oder nicht, aber ich wollte nicht noch tiefer in seine Privatsphäre eindringen, als ich es offensichtlich sowieso schon getan hatte. Deshalb suchte ich ihn in seiner Galerie auf.
    Das Tin Angel an der Front Street nahm beinahe das gesamte herrschaftliche Gebäude ein, das in ein Geschäftshaus umgewandeltworden war. Ich trat ein und stellte fest, dass die Galerie gut besucht war, was ich für einen Donnerstagabend überraschend fand. Ich war wohl davon ausgegangen, weil ich keinen Kunstverstand besaß, interessierte sich auch kein anderer dafür. Pärchen schlenderten, mit einem Weinglas in der einen und einem Teller mit Käsehäppchen in der anderen Hand, umher und murmelten leise Kommentare zu den Bildern, die an den Wänden hingen, und den auf Podesten im Raum verteilten Skulpturen. Im Hintergrund spielte leise Musik.
    Na super. Ich war mitten in eine Feier hineingeplatzt. Wie sich herausstellte, handelte es sich jedoch nicht um einen besonderen Anlass, sondern diese Art von Vernissage fand jeden Donnerstag statt. Ich hörte, wie sich ein Paar darüber unterhielt, dass sie letzte Woche hier gewesen waren und ein Einzugsgeschenk für eine Freundin gekauft hatten. Diese Woche schauten sie sich scheinbar nach einem Geburtstagsgeschenk um.
    Ich ließ mir Zeit und wanderte in Ruhe durch die unterschiedlich großen Räume. Die Fußböden aus abgeschliffenem und lackiertem Holz glänzten. Die nicht ganz geraden Wände waren in einem sanften Weiß gestrichen und vor den Fenstern befanden sich hauchdünne Vorhänge. Lichterketten hingen in den Topfpflanzen und waren kreuz und quer unter den hohen Decken gespannt.
    „Was für ein wundervolles Haus“, sagte ich zu einem älteren Paar, das aussah, als wäre es den Seiten eines Modemagazins entstiegen. Ich war froh, dass ich direkt von der Arbeit hierhergekommen war. So trug ich wenigstens Rock und Pumps statt Jeans und Stiefel.
    „Ja, es ist wirklich unglaublich, was Johnny daraus gemacht hat, nicht wahr?“, entgegnete die Frau. „Sehen Sie sich nur einige der Stücke an. Kaum zu glauben, dass man so etwas ausgerechnet in Harrisburg findet. Wer hätte geahnt, dass es hier so viele Talente gibt.“
    „Liegt darauf der Fokus seiner Arbeit?“ Ich erinnerte mich dumpf, dass Jen etwas in der Richtung gesagt hatte.
    „Ja. Und natürlich auf seiner eigenen Arbeit, mit der Sie ja sicher vertraut sind.“ Der Mann schlenderte davon, vielleicht, umseinen Käseteller aufzufüllen. Die Frau winkte mit ihrem Weinglas in meine Richtung.
    „Natürlich.“
    Ehrlich gesagt, bei meinen Internetrecherchen zu Johnnys Leben hatte ich seinem künstlerischen Werk sehr wenig Beachtung geschenkt. Ich kannte seine Geschichte ein wenig, aber mehr auch nicht.
    „Wir können uns so glücklich schätzen, einen Künstler seines Kalibers in unserer Mitte zu haben, der noch dazu die örtliche Kunstszene unterstützt.“ Sie war ein wenig angetrunken und lehnte sich zu mir herüber. „Und noch dazu sieht er umwerfend aus, oder?“
    Ich zog mich leicht angewidert zurück. „Äh … Ja. Wissen Sie, ob er heute hier ist?“
    „Johnny ist donnerstags immer hier. Das hier ist seine Galerie“, sagte sie, als wäre ich ein totaler Volltrottel.
    Nun ja, ganz zurechnungsfähig war ich, was ihn anging, ja tatsächlich nicht. Aber ich beschloss, heute mutig zu sein. Ich dankte ihr und setzte meinen Weg durch die Räume fort, bis ich ihn sah. Er stand ganz hinten im letzten Raum und sprach mit einem Pärchen. Wahrscheinlich Künstler – jedenfalls vermutete ich das anhand ihrer ausgefallenen Kleidung.
    Er schmunzelte, lachte sogar. Und wie gut er dabei aussah! Das Verlangen brannte wie Feuer in meinem Bauch, doch ich hieß den Schmerz willkommen, weil ich ihn verdient hatte. Einen Moment lang lungerte ich am Durchgang herum, beobachtet, wie er mit der Gruppe interagierte, die sich um ihn versammelt hatte, und wurde immer eifersüchtiger. Dieses

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