Der Duft von Orangen (German Edition)
Johnny.
17. KAPITEL
B ist du sicher, dass du da hingehen willst?“, fragte Jen. „Es gibt haufenweise andere Läden, Emm. Und so gut ist der Kaffee im Mocha nun auch wieder nicht.“
Ich reckte das Kinn, zog meine Schultern hoch und stellte gegen den pfeifenden Wind den Kragen meines Mantels auf. Von unserem Platz auf der anderen Straßenseite betrachtete ich mein Lieblingscafé. Ich stand hier schon seit zehn Minuten und wartete auf Jen. Johnny hatte ich noch nicht hineingehen sehen. Auch nicht herauskommen.
„Nein. Ich werde mir von diesem Idioten nicht alles verderben lassen. Johnny Dellasandro kann sich mal gehackt legen. Was glaubt er denn, wer er ist?“, sagte ich grimmig. Der unangenehme Nachgeschmack meiner Worte klebte mir auf der Zunge wie saure Milch.
„Dann gehen wir rein.“ Jen zitterte und machte sich daran, die Straße zu überqueren.
In den letzten Tagen war die Temperatur noch einmal gefallen und versprach noch mehr Schnee. Die grauen Wolken waren ein perfektes Spiegelbild meiner Stimmung. Seitdem Johnny mich vor ein paar Tagen in meiner Küche hatte stehen lassen, schwankte ich zwischen beschämter Verzweiflung und langsam köchelnder, selbstgerechter Wut hin und her.
„Es ist nur …“ Ihre Stimme verebbte.
Ich sah sie an. Ich fühlte meine Nase nicht. Oder meine Zehen. Oder meinen Nacken, da ich mein Haar mit meiner neuen Spange hochgenommen hatte und so dummerweise ein Streifen Haut über meinem Schal frei lag. Ich wollte nicht an der Straßenecke stehen wie eine Zwei-Dollar-Nutte – obwohl ich mich dank ihm so fühlte. „Du willst nicht rein?“
„Ich will nicht, dass du reingehst, wenn das bedeutet, dass du dann traurig wirst.“
Ich antwortete ganz langsam, weil ich mich bemühte, meine Zähne nicht klappern zu lassen. „Hast du Angst, ich mache ihm eine Szene? Das werde ich nicht, Jen. So ein Typ bin ich nicht.Aber eher lasse ich mich von einem Stacheldrahtdildo ficken, als dass er es schafft, mich aus dem Mocha zu vertreiben. Das ist unser Café, und das war es schon, bevor ich überhaupt etwas von seiner Existenz wusste.“
„Autsch.“ Sie zuckte zusammen und lachte.
„Ohne Gleitgel, in den Hintern“, fügte ich hinzu, und auch wenn mir nicht nach Lachen zumute war, entschlüpfte mir doch ein kleines Kichern. „Komm schon, hier draußen ist es eiskalt. Mir ist es egal, ob er da ist. Ich will jetzt nur irgendetwas mit viel Fett.“
„Ich bin dabei“, sagte Jen. „Wenn du dir sicher bist. Ich meine, ein Stacheldrahtdildo im Arsch wirkt auf mich sehr überzeugend, aber …“
„Ich bin mir sicher.“ Ich konnte das Zähneklappern nicht mehr unterdrücken. „Wirklich. Ich weiß nicht, was für ein Problem er hat, aber meinetwegen soll er dran ersticken.“
„Oookay.“ Sie lachte laut und klatschte in die Hände. „Dann los.“
Er war nicht da, was unsere Unterhaltung ziemlich überflüssig erscheinen ließ. Wir gaben unsere Bestellungen auf und nahmen sie mit an einen Tisch, an dem wir uns aus unseren Mänteln und Schals pellten und dann unsere Hände um die Becher legten, um unsere Hände zu wärmen. Mir war immer noch nicht sehr nach Lachen zumute, aber es war quasi unmöglich, nicht mit Jen mit zu kichern.
„Erzähl, wie läuft es mit dem Beerdigungstypen?“, fragte ich sie und leckte die Marshmallows vom Schaum meines Mint Chocolate Latte, den ich heute zum ersten Mal probierte. Es steckte ein Pfefferminzröllchen darin, und wer konnte dem selbst ein paar Monate nach Weihnachten schon widerstehen?
„Oh, Süße“, sagte Jen. „Ich mag ihn.“
„Wow. Das ist gut, oder?“
Sie rührte mit dem Löffel in ihrem Latte und zuckte mit den Schultern. „Ich schätze schon.“
„Warum schätzt du das nur?“
Sie seufzte. „Nun ja, du weißt, wie es ist. Man mag einen Mann.Sehr sogar. Er mag dich. Alles läuft super … Ich warte trotzdem nur auf den großen Knall.“
„Aber warum?“, fragte ich.
Sie seufzte erneut. „Weil es immer so ist.“
„Nicht immer“, sagte ich und fügte hinzu. „Das hab ich zumindest gehört.“
„Ja, ich weiß. Liebe ist wie Bigfoot oder eine Entführung durch Außerirdische: Man hört von vielen anderen Leuten, denen es passiert ist, aber es gibt keine echten Beweise. Und das ängstigt mich zu Tode.“ Jen zog eine Grimasse.
Jetzt war ich dran, zu seufzen. „So ist die Liebe.“
„Oh, Emm. Es tut mir leid. Sorry, dass ich so unsensibel bin.“ Sie drückte meine Hand. „Übrigens, süße
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