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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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nicht, wurde mir klar, obwohl ich sie erst seit wenigen Minuten kannte. » Wie gesagt, bin ich eigens aus Amerika angereist, um Etienne zu finden. Seit einem Monat bin ich unterwegs und suche seit meiner Ankunft in Marrakesch nach ihm.«
    Manon saß reglos da. Falida und Badou kamen aus dem Haus zurück, und der Junge kletterte wieder auf den Schoß seiner Mutter. Er schmiegte sich an ihre Brust, doch wie bereits zuvor berührte seine Mutter ihn nicht. Ein ruhiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als fügte er sich klaglos in sein Schicksal. Ich spürte, dass er keine Ähnlichkeit mit seiner Mutter hatte, und ich spürte, dass hinter ihrem stillen Äußeren trotz der scheinbaren Ruhe, die sie momentan ausstrahlte, ein unberechenbares Feuer loderte.
    » Warum sind Sie so verzweifelt?«, fragte sie, den Kopf leicht zur Seite geneigt. » Sie sehen erhitzt aus, vielleicht sind Sie sogar krank. Geht es Ihnen nicht gut, Mademoiselle … wie war doch gleich Ihr Name?« Ihr Blick glitt von meinem Gesicht abwärts zu meinem Körper.
    Ich nahm einen tiefen Atemzug. » O’Shea. Sidonie O’Shea.« Ihre Frage versetzte mir einen Stich, machte sie mir doch bewusst, dass sie nichts von meiner Existenz gewusst hatte. Das bedeutete, dass Etienne nicht hier war oder aber ihr nichts von mir erzählt hatte. » Es ist äußerst wichtig für mich, dass ich Etienne finde«, erklärte ich. » Ich wirke deshalb so verzweifelt, weil ich mir Sorgen um ihn mache.« Hatte ich erwartet, dass Etienne bei seiner Schwester auftauchte und ihr von der Frau in Amerika erzählte, die er … was? Liebte? Mit der er ein Kind gezeugt hatte? » Sie wissen nicht, wer ich bin«, sagte ich.
    » Wie sollte ich? Sie sind eine Fremde aus Amerika und kommen unerwartet und unangekündigt in mein Haus, um mit mir über meinen Bruder zu reden.«
    Ich schluckte. » Ich bin Etiennes …« Als was sollte ich mich bezeichnen? » Ich bin seine Verlobte. Wir wollten heiraten.«
    Mit einem Mal veränderte sich Manons Ausdruck. Ihre Neugier schien auf einen Schlag erloschen. Etwas Dunkles legte sich auf ihre Miene, und einen Moment lang ballte sie die Hände zu Fäusten, dann öffnete sie sie wieder. Sie nahm einen tiefen Atemzug. Als sie ihn langsam wieder ausstieß, drehte sich das Kind auf ihrem Schoß um und sah zu ihr auf.
    Sie sagte etwas auf Arabisch zu Falida. Badou kletterte unaufgefordert von ihrem Schoß, und Falida nahm ihn bei der Hand. Dann gingen sie durch das Tor hinaus und zogen es hinter sich zu.
    » Sie sind also Etiennes Geliebte?«, fragte Manon mit tonloser Stimme.
    » Ich sagte, ich … ich sei seine Verlobte.«
    Sie presste die Lippen aufeinander, und derselbe seltsame Blick wie kurz zuvor huschte über ihr Gesicht. Obwohl ich sie nicht kannte, deutete ich ihn als Wut. Ich dachte daran, wie sie kurz zuvor die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    » Und warum kommen Sie zu mir, Sidonie O’Shea?«
    Ich zog den Brief aus meiner Handtasche, der inzwischen arg mitgenommen aussah. » Ich habe Ihren Brief an Etienne gefunden.«
    Sie warf einen Blick auf das Blatt in meinen Händen, dann sah sie mir wieder ins Gesicht. » Von wann ist der?«
    » Sie haben ihn vor sechs Monaten geschrieben.«
    » Ein Mann verlässt Sie, und Sie nehmen wegen eines Briefes eine so weite Reise auf sich, um ihn zu suchen?«
    Ich hatte nichts davon gesagt, dass Etienne mich verlassen hatte, doch schien es auf der Hand zu liegen. Plötzlich wurde mir bewusst, wie lächerlich ich wirken musste. Ich spürte, dass Manon mich mit den gleichen Augen wie die amerikanischen Gäste im Hotel in Tanger sah. Die tragische Heldin einer Romanze. Während ich dieser eindrucksvollen Frau gegenübersaß, schämte ich mich mit einem Mal. Ich blickte auf das dünne Blatt hinab. » Es ist mehr dahinter, als Sie denken.«
    » Mademoiselle, für eine Frau ist immer mehr dahinter.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Die Hitze war intensiv, so als könnte ich sie flirren hören, als würden mir ein Vogelschwarm oder unzählige Schmetterlinge um die Ohren fliegen. Ich sah Manon wieder an. » Ist er nicht hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Wissen Sie, wo er ist?«
    Sie musterte mich lange, und während sich ihr Schweigen unerträglich dehnte, spürte ich, wie mir eine Schweißperle die Schläfe herunterrann. Schließlich nickte sie.
    Ich nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. » Ist er in Marrakesch?«
    Wieder eine Pause, dann zuckte sie die Achseln. » Vielleicht.«
    Irgendetwas stimmte nicht mit

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