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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Hände mich gepflegt und getröstet hatten. Ich ließ ihre Hand auf die Bettdecke zurücksinken, behielt sie aber nach wie vor in der meinen. Ich öffnete den Mund, um den Schmerz hinauszulassen, der sich in meiner Kehle aufgestaut hatte. Doch es kam nichts, und der Schmerz schwoll weiter an.
    Mein Vater berührte mich am Arm. Ich sah ihn an, bemerkte die Tränen, die ihm ungehindert über die Wangen strömten, und ich sagte mit erstickter Stimme: » Vater«, wollte, dass er mir half. Meine Mutter lag im Sterben, und ich flehte ihn an, mir zu helfen.
    Er rückte seinen Stuhl näher heran und legte mir den Arm um die Schultern. » Weine, Sidonie. Um zu verstehen, braucht es einen ganzen Tränenstrom«, sagte er mit einem verkrampften Lächeln. Noch so ein irisches Sprichwort – nicht der Trost, wonach es mich in jenem Moment wirklich verlangte.
    » Papa«, sagte ich wieder, und ein seltsames Wimmern drang aus meiner Kehle. » Papa.«
    » Sag es ihr« – er deutete mit einem Nicken zu meiner Mutter –, » sag es ihr.«
    Und da wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich legte mich neben meine Mutter und bettete den Kopf an ihre Schulter. Lange blieb ich so liegen. Ihr Atem klang gequält und wie von weit her, meiner ging in hastigen, schmerzhaften Zügen.
    Während ich so dalag und mich verzweifelt danach sehnte, endlich weinen zu können, fragte ich mich, warum ich meiner Mutter nie gesagt hatte, dass ich sie liebte. Warum hatte ich ihr nie gesagt, wie sehr ich all das schätzte, was sie für mich getan hatte? Warum hatte ich ihr nie gesagt, dass ich wusste, wie sehr mein Gebrechen und die abweisende Art, die ich als Schutzschild vor mir aufgebaut hatte, ihr zusetzten?
    Früher hatte sie mich als ein Wunder betrachtet. Sie hatte so viele Hoffnungen in mich gesetzt, die Hoffnung, dass ich in die Welt hinausgehen würde. Dass ich meine Chancen ergreifen und einen Beruf erlernen würde. Dass ich in einer Arbeit aufginge, darin, anderen zu helfen, und in der Pflege von Freundschaften. Dass ich heiraten und Kinder haben würde. Stattdessen hatte ich mich in meiner Krankheit abgekapselt und nach innen gewandt. Ich, die ich einst ein Wunder für sie gewesen war, hatte mich in meinem Leid verschlossen und war verstummt.
    Ich hatte meine Chancen nicht wahrgenommen.
    Und während ich all das zu flüstern begann, was ich ihr sagen musste, löste sich der Knoten in meinem Hals. Schließlich weinte ich. Ich weinte und sprach flüsternd mit ihr, bis sie, kurz nach Mitternacht, starb.
    Und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen.
    Mein Vater und ich trauerten auf unterschiedliche Weise. Ich in meinem Zimmer, wo ich versuchte, mein unkontrolliertes Schluchzen zu ersticken, während mich Zinnober ruhig vom Fußende meines Bettes aus beobachtete. Mein Vater im Stillen, und er saß dabei auf den Stufen der Hintertür und starrte zum Gartenzaun. Als ich einmal zu ihm ging und mich neben ihn setzte, sagte er, als hätte ich ihn gerade inmitten eines Gedankens unterbrochen: » Sie wollte Kleider entwerfen, weißt du. Doch stattdessen hat sie mich geheiratet und ihr Zuhause und alles, was sie kannte, zurückgelassen.« Er zupfte einen Splitter aus der Holzstufe und betrachtete ihn, als könnte er ihm irgendeine Erkenntnis bieten. Dass auch meine Mutter einmal einen großen Traum gehabt hatte, war mir neu, ich hörte zum ersten Mal davon. » Du bist ihr so ähnlich, Sidonie. Sensibel, fantasievoll und entschlossen.«
    In letzter Zeit war ich so nahe am Wasser gebaut, dass es nur eines winzigen Anlasses bedurfte. Ein malerischer Sonnenuntergang genügte, und schon weinte ich leise an Zinnobers tauben Ohren. Ich weinte, wenn ich ein junges Paar sah, das mit einem Kinderwagen an der Veranda vorbeispazierte. Ich weinte beim Anblick eines winzigen Vogelskeletts, das unter seiner zerbrochenen Schale unter der Linde lag. Ich weinte, wenn das Mehl ausgegangen war.
    Drei Monate lang verging kein Tag, ohne dass ich weinte. Während der folgenden zwei Monate weinte ich jeden zweiten Tag. Und noch zwei weitere Monate verstrichen, während deren ich einmal wöchentlich weinte. Irgendwann weinte ich alle zwei Wochen, und als ein Jahr vergangen war, hörte das Weinen eines Tages auf.
    Mein Vater war ein sanfter Mann, und seine schöne Stimme hatte diesen beschwingten irischen Akzent. Doch nach dem Tod meiner Mutter sprach er immer weniger. Wir fanden gegenseitig Trost in der Gegenwart des anderen. Mein Vater und ich schufen uns neue Alltagsroutinen,

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