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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Frau.«
    » Aber Manon … Manon hat mir gesagt, du seist verheiratet. Bei meinem letzten Besuch hat sie es mir erzählt.«
    Wieder sagte er eine Weile lang nichts, ehe er erwiderte: » Manon hat eine Art Wortspiel gemacht.«
    Eine merkwürdige Erklärung, wie ich fand, aus der ich nicht schlau wurde. »Oh.« Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen, und wieder fuhren wir eine Weile schweigend dahin. Das, was ich in der vergangenen Nacht gefühlt hatte, war Eifersucht, und ich war keineswegs stolz darauf, konnte es aber nicht länger leugnen. Also hätte ich nun, da er die Frau, die ich für seine Frau gehalten hatte, einfach als eine Dorfbewohnerin abtat und sagte, er sei gar nicht verheiratet, nicht erleichtert sein sollen? Doch das Gegenteil war der Fall. Aszulays Antwort beunruhigte mich nur noch mehr. Sein Gesicht, seine Stimme, die Tatsache, dass er mit einem Mal das Lenkrad so fest umklammerte, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten, sagten mir, dass mehr dahintersteckte. Ich hatte ihn verärgert, auch wenn ich nicht wusste, warum.
    Er fuhr an den Rand der Sandpiste und stellte den Motor ab. Er stieg aus und löste einen der Benzinkanister, die er auf dem Dach festgeschnallt hatte. Mithilfe eines Trichters füllte er den Tank auf. Als er wieder einstieg, schlug mir Benzingeruch entgegen.
    » Wir hätten nicht so spät losfahren sollen. Es wird heute früher dunkel, wegen des Staubs in der Luft«, erklärte er.
    Ich nickte.
    » Ich hatte Kinder«, sagte er unvermittelt. » Zwei.«
    Das Wort » hatte« ließ die Atmosphäre im Lastwagen plötzlich drückend erscheinen. Ich hatte das Gefühl, als wäre zu wenig Sauerstoff in der Luft. Ich blickte auf die Wolldecke hinunter, auf der ich saß, und spielte mit einem losen Faden.
    » Sie starben an einem Fieber. Es tötete meine Kinder und meine Frau. Iliana«, sagte er. » Zusammen mit vielen anderen. Rabias erster Sohn ist auch daran gestorben.«
    Plötzlich fiel mir wieder ein, wie er an dem Bach, an dem wir Rast gemacht hatten, einfach verschwunden war, und wie wir anschließend an einem Friedhof vorbeigekommen waren.
    » Deine Frau und Kinder«, sagte ich, » sind sie auf dem Friedhof beerdigt, in dessen Nähe wir gestern gehalten haben?«
    Er nickte. Dann schlug er das Ende seines Turbans über seine untere Gesichtshälfte und ließ den Motor wieder an, und wir fuhren weiter auf der Sandpiste.
    Ich dachte an Manon und an ihr hinterhältiges Lächeln, als sie mir erzählt hatte, Aszulay habe eine Frau. Ich sah flüchtig zu Aszulay hinüber, doch er sagte nichts mehr.
    Eine halbe Stunde später hatte sich der Himmel blassgelb verfärbt. Die Sonne schien nicht mehr, und ein so starker Wind kam auf, dass Aszulay das Lenkrad fest umklammern musste, um den Lastwagen in der Spur zu halten. Plötzlich konnte ich Himmel und Erde nicht mehr unterscheiden; eine Wand aus Sand baute sich vor uns auf. Und doch schien Aszulay zu wissen, wohin er fuhr. Ich stellte mir vor, wie er früher den Sandstürmen in der Wüste getrotzt hatte, gewiss war der Orientierungssinn Teil seines Nomadeninstinkts. Wahrscheinlich lag er ihm in den Genen, eine über unzählige Generationen hinweg vererbte Gabe.
    Ich dachte an das Erbe, das Etienne in sich trug.
    Mit Einsetzen des Windes hatten wir sofort die Scheiben hochgekurbelt, doch der Sand drang dennoch durch sämtliche Ritzen herein. Nach einer Weile drehte Aszulay das Lenkrad scharf nach rechts und hielt an.
    Badou kniete hinter uns und blickte durch die Windschutzscheibe nach vorn. Der Wind zerrte so heftig an dem Fahrzeug, dass es ein wenig schwankte.
    Draußen war jetzt nichts mehr zu erkennen.
    » Ich habe Angst, Onkel Aszulay«, sagte Badou mit erstickter Stimme. » Sind das die Dschinn?« Tränen traten ihm in die Augen. Es war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah. » Werden sie uns fressen?« Ich streckte die Hand nach hinten und streichelte ihm die Wangen, um seine Tränen zu trocknen.
    » Nein, ganz bestimmt nicht, Badou. Es ist nur ein Sturm. Nur ein Sturm«, sagte Aszulay. » Er kann uns nichts anhaben. Wir müssen einfach nur abwarten, bis er vorüber ist und wir die Piste wieder erkennen können.«
    » Aber …« Er beugte sich vor und flüsterte Aszulay etwas ins Ohr.
    » Er muss mal raus«, sagte Aszulay, die Hand auf dem Türgriff.
    » Ich gehe mit ihm«, sagte ich, denn ich hatte das gleiche Problem.
    » Nein. Der Wind ist zu stark. Ich werde …«
    » Bitte, Aszulay, lass mich mit ihm gehen«, sagte ich,

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