Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate
aus seinen großen Augen an. Seine Wangen waren von Sand verkrustet.
» Sidonie, ich bin verloren gegangen. Ich habe die Hände nicht am Lastwagen gelassen.«
» Ich weiß, Badou, aber jetzt bist du in Sicherheit«, sagte ich unter Tränen und wiegte ihn in meinen Armen.
» Ich habe versucht, den Wagen wiederzufinden.«
» Ich weiß, mein Kleiner, aber jetzt hast du es überstanden.« Und dann blickte ich zaghaft über die Schulter des Jungen zu Aszulay hinüber, wusste ich doch, dass er mich für eine Idiotin halten und wütend auf mich sein musste.
Doch sein Gesicht spiegelte nichts als Erschöpfung. Mit geschlossenen Augen und den Kopf im Nacken lehnte er sich auf seinem Sitz zurück. Sein Haar, die Augenbrauen und Wimpern waren von Sand bedeckt, sodass sie nicht mehr schwarz waren, sondern rötlich braun. Seine Nasenlöcher waren ebenfalls sandverkrustet.
» Ist … alles in Ordnung mit dir, Aszulay?«, fragte ich mit tränenerstickter Stimme.
» Gib ihm Wasser«, sagte er, und ich schob Badou auf meinem Schoß ein wenig zur Seite, um mich nach hinten zu beugen und nach dem Wasserschlauch aus Ziegenhaut zu langen. Ich zog den Korken heraus und hielt das Mundstück an Badous Lippen. Er trank und trank, und das Wasser rann ihm die Kehle hinab. Als er fertig war, streckte ich das Behältnis Aszulay hin, aber er hatte die Augen noch immer geschlossen. Ich rückte näher zu ihm und hielt ihm das Mundstück an die Lippen, und als er es spürte, begann er zu trinken, ohne die Augen zu öffnen.
Schließlich hob er die Hand und schob den Schlauch weg. Ich goss etwas Wasser auf den Zipfel seines Turbans und wischte ihm damit über die Augen, um sie von der Sandkruste zu befreien. Er nahm mir den nassen Stoff aus der Hand und fuhr sich damit übers Gesicht, ehe er schließlich die Augen aufschlug.
» Es tut mir leid«, sagte ich leise.
Er antwortete nicht sofort. » Ich habe ihn nicht weit vom Lastwagen entfernt gefunden. Aber ich wollte nicht Gefahr laufen, uns versehentlich noch weiter vom Fahrzeug wegzuführen, also haben wir hinter einer hohen Sandwehe, die der Wind aufgehäuft hat, gewartet. Dort harrten wir aus, bis der Wind die Richtung änderte, sodass ich den Lastwagen ausmachen konnte.« Er sah Badou an. » Und, habe ich einen richtigen Blauen Mann aus dir gemacht?«
Badou nickte und schmiegte sich an Aszulay. Der legte den Arm um ihn.
Die Zeit verging, und irgendwann begann Aszulay zu summen, den Arm noch immer um Badou geschlungen. Die leise, traurige Melodie erinnerte mich an die melancholische Weise, die er beim Feuer auf der Flöte gespielt hatte.
Ich stellte mir vor, wie er seine eigenen Kinder so im Arm gehalten und ihnen etwas vorgesummt hatte, um sie zu beruhigen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, einen intimen Moment zu stören, und wandte den Blick ab, um nach draußen zu sehen, wo noch immer Sand und Staub herumwirbelten.
Als er nach einer Weile zu summen aufhörte, sah ich wieder zu ihm hinüber. Badou war mit dem Kopf an Aszulays Brust geschmiegt eingeschlafen.
» Wie lange, meinst du, wird dieser Sturm noch dauern?«
» Keine Ahnung. Aber wir werden auf jeden Fall hier übernachten. Auch wenn sich der Sturm gelegt hat, ist es zu gefährlich, in der Dunkelheit auf der Piste zu fahren. Zumal sie von Sand zugeschüttet sein wird.«
Ich nickte. Es war jetzt fast dunkel im Lastwagen, sowohl von der sandgeschwängerten Luft als auch weil sich der Abend herabsenkte.
Aszulay langte unter seinen Sitz und brachte eine Kerze und eine Schachtel Streichhölzer zum Vorschein. Er entzündete die Kerze und fixierte sie mit Wachs auf einer Einbuchtung auf dem Armaturenbrett.
Eine Weile saßen wir schweigend in dem weichen Licht da.
» Aszulay«, sagte ich schließlich. » Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie …«
» Es ist vorbei. Der Junge hat es heil überstanden. Er hatte einfach nur große Angst.«
» So wie ich«, sagte ich mit bebenden Lippen. » Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich geängstigt habe.«
» Dieses Land kann manchmal ganz schön furchterregend sein«, sagte er. » Ich weiß, wie man sich in gewissen Situationen verhält, weil ich hier aufgewachsen bin. Aber ich kann wohl kaum erwarten, dass jemand, der fremd in diesem Land ist, ebenso mit den Naturgewalten umgeht.«
Er signalisierte mir sein Verständnis, und ich war dankbar dafür. Ich atmete tief ein und streckte dann die Hand zu ihm hinüber. » Danke, Aszulay«, sagte ich.
Sein Blick wanderte zu meiner
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