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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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ich ein zusätzliches Gewicht auf meiner Decke. Augenblicklich wurde mir wärmer. Das Mädchen schmiegte sich wieder an mich, und kurz darauf war erneut ihr regelmäßiges Atmen zu hören.
    Warm und entspannt erwachte ich, als der Zipfel des Zelteingangs umgeschlagen wurde und das Morgenlicht hereinflutete. Ich sah, dass ein großes Ziegenfell über meiner Decke lag, und war dem Mädchen neben mir – sie war bereits hinausgegangen – dankbar, dass sie mich zugedeckt hatte, als sie mein Frösteln bemerkte.
    Vor dem Zelt saßen Frauen um einen großen Messingkessel und eine große Zinnschüssel herum und gossen der Reihe nach Wasser aus dem Kessel in die Schüssel, um sich darüber zu waschen. Als die Reihe an mir war, tat ich es ihnen gleich, dann reichte mir eine der Frauen einen Spiegel. Ich dankte ihr mit einem Lächeln, hielt ihn vors Gesicht und zog eine Grimasse angesichts des zerzausten Anblicks, den ich bot. Rabia kam zu mir, kniete sich hinter mich und kämmte mein Haar, um es dann mit ihren flinken Fingern zu einem langen Zopf zu flechten, dessen Ende sie zusammenband. Ich war neugierig, womit sie ihn befestigt hatte, und langte mit der Hand nach hinten, um ihn über die Schulter nach vorn zu ziehen. Da sah ich, dass es sich um einen Büschel Ziegenhaar handelte.
    Dann kniete sie sich vor mich hin, nahm einen langen, dünnen Stab und deutete damit zuerst auf ihre Augen, dann auf meine. Kohl. Sie wollte meine Augen mit Kohl umranden. Ich hatte noch nie Make-up benutzt, nickte aber dennoch.
    Mit der linken Hand umfasste sie mein Kinn und zeichnete mit der rechten die Ränder meiner Augenlider nach. Als sie fertig war, nickte sie zufrieden und lächelte mir zu.
    Ich folgte ihr den Fußpfad hinauf zu dem kleinen Haus, in dem sie mit ihrer Familie, ihrer Mutter, ihrer Schwester und deren Familie wohnte. Als ich den einzigen fensterlosen Raum betrat, konnte ich zunächst kaum etwas erkennen, denn nur durch die offene Tür fiel etwas Licht herein. Ich nahm Fleischgeruch wahr und hörte ein Brutzeln, das von einer Pfanne in der Mitte des Zimmers herrührte.
    Schließlich gewöhnten sich meine Augen an das schummrige Licht, und ich bemerkte, dass Teppiche mit prächtigen Berbermustern sowohl Boden als auch Wände bedeckten. In einer Ecke waren mehrere Teppichläufer übereinandergestapelt, die offensichtlich als Bett dienten. In einem der Webmuster erkannte ich die Hennaornamente auf meinen Händen wieder. In der Mitte des Bodens brannte in einem Kreis aus Steinen ein Feuer, und im Dach darüber befand sich ein Kamin, durch den der Rauch abziehen konnte. Die Männer waren offensichtlich schon gegangen; nur Aszulays Mutter und Zohra sowie mehrere Kinder verschiedenen Alters waren zu sehen. Aszulays Mutter kauerte neben einer Reihe von Töpfen auf dem Boden und rührte in einem.
    Plötzlich rannte Badou auf mich zu; ich hatte ihn inmitten der Kinderschar gar nicht wahrgenommen. Sein Haar war zerzaust, und sein Mund war mit etwas Klebrigem verschmiert, vermutlich mit Honig. Er trug wieder seine roten babouches. » Bonjour, Badou. Hast du gut geschlafen?«, fragte ich, und statt zu antworten, streckte er eine schmutzige Hand aus.
    Darauf lag sein Zahn.
    » Badou«, sagte ich und hob die Augenbrauen. Doch er grinste und zeigte mir stolz die kleine Zahnlücke.
    » Hebst du ihn für mich auf, damit ich ihn Falida zeigen kann?«, sagte er, und ich verstaute ihn in meiner Tasche.
    Ein Mädchen nahm ihn bei der Hand, und er ging mit ihr hinaus. Der Junge war wie verwandelt. Ich sah ihm nach und wandte mich dann an Zohra.
    » Bonjour«, sagte ich, und sie erwiderte lachend meinen Gruß, ehe sie mir bedeutete, mich zu setzen. Ich ließ mich auf einen der schönen Läufer sinken, und sie reichte mir einen irdenen Teller. Darauf lagen ein pikantes Würstchen und ein Pfannkuchen aus einem körnigen Getreide. Alles schmeckte köstlich.
    Kaum hatte ich meinen Teller leer gegessen, rief Aszulay nach mir. Ich sah mich um und erblickte ihn im Eingang. Ich brachte keinen Ton heraus, als fürchtete ich, er könnte mir vom Gesicht ablesen, was sich in der vergangenen Nacht in meinem Kopf abgespielt hatte. Die Bilder von ihm, davon, was wir zusammen taten …
    Er lächelte nicht, und ich merkte, dass er meine kohlgeschminkten Augen musterte. Schließlich sagte er: » Ich gehe nach dem Getreide sehen und nehme Badou mit. In ein paar Stunden fahren wir zurück.«
    Ich konnte nur nicken.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich mit Zohra und

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