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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Füße in der Nacht zuvor in den Händen gehalten hatte.
    » Wie nennt man dieses Muster?«, fragte ich und wandte mich rasch ab, um auf ein schwarz-weißes Muster zu deuten.
    » Ein Hühnerzahnmuster«, sagte er und brachte Badou damit zum Lachen.
    » Hühner haben doch gar keine Zähne, Onkel Aszulay.«
    » Und diese runden da?«, fragte ich.
    Sein Blick folgte meinem ausgestreckten Finger. » Das sind kleine Tamburine. Und die in der Reihe darüber, das sind geteilte Tränen.«
    » Was ist das denn, › geteilt‹?«, fragte Badou.
    » Wenn man aus einem Teil zwei macht«, erklärte ich. Wieder sann ich über Aszulay nach und seine beiden Seiten, die ich inzwischen kennengelernt hatte: den Mann der Wüste und den Städter.
    Ich bemerkte, wie Badou fröstelte, als Aszulay ihn auch schon aus der Wanne hob, ihn in ein großes Flanelltuch wickelte, ihn trocken rubbelte und mit den Fingern das nasse Haar kämmte. Dann schüttelte er die kleine dschellaba und Badous Hose aus, um sie von Staub und Sand zu befreien, ehe er mit einem feuchten Handtuchzipfel die babouches abwischte. Ich sah zu, wie er Badou half, wieder hineinzuschlüpfen, und stellte mir vor, wie er sich um seine eigenen Kinder gekümmert hatte.
    » So, nun bist du wieder sauber, und Maman wird nicht böse auf dich sein«, sagte Aszulay.
    Badou nickte ernst. » Kann ich noch ein bisschen bei dir bleiben, Onkel Aszulay? Ich will noch nicht gehen. Sidonie soll auch noch bleiben.«
    Aszulay schüttelte den Kopf. » Du musst nun zu deiner Maman zurück, Badou. Und Sidonie bringen wir auch nach Hause.« Nach Hause. Ich wusste, dass er den Begriff nicht im übertragenen Sinn meinte, und doch stimmte er mich nachdenklich. Betrachtete ich mein kleines Dachzimmer unter dem afrikanischen Sternenhimmel als mein neues Zuhause?
    Er kippte die Wanne um und schüttete das Wasser aus, um sie dann ein drittes Mal zu füllen. » Komm«, sagte er zu mir, und ich sah ihn verwirrt an. » Wasch deine Füße, das wird ihnen guttun.«
    Ich kam seiner Aufforderung nach. Indem ich den Kaftan mit einer Hand an den Knien zusammenraffte und mich mit der anderen auf Aszulays Arm stützte, stieg ich über den Wannenrand. Das Wasser war warm, wie er gesagt hatte. Ich bewegte die Zehen und sah ihn lächelnd an. Er zog einen Hocker an die Wanne heran und setzte sich. Dann nahm er das Seifenstück, und mir war klar, war er jetzt machen würde.
    Ich stützte mich auf Aszulays Schulter, während er sanft meinen rechten Fuß wusch. Dann legte er die Seife auf den Wannenrand, und als er meinen linken Fuß anhob, musste ich mich stärker auf seine Schulter stützen, da es mir schwerer fiel, auf dem rechten Bein zu balancieren. Seine Schulter fühlte sich stark und muskulös an. Auch als er mit meinem linken Fuß fertig war und ich wieder mit beiden Füßen in der Wanne stand, ließ ich die Hand noch einen Augenblick auf seiner Schulter verweilen.
    Er reichte mir die Hand, um mir aus der Wanne zu helfen, und bedeutete mir, mich auf den Hocker zu setzen. Dann kauerte er sich vor mich hin und trocknete meine Füße ab.
    » Badou, bring doch bitte Sidonies Strümpfe und Schuhe«, forderte er den Jungen auf, worauf der Junge loslief, um die Sachen zu holen.
    Aszulay streifte mir zuerst die Strümpfe und dann die Schuhe über. Während er sich über meine Füße beugte, betrachtete ich seinen Kopf. Am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und sein Haar berührt, seinen Nacken, seine Ohren.
    Doch stattdessen ließ ich die Hände verschränkt in meinem Schoß liegen, bis er fertig war.
    Wir kamen durch einen kleinen, geschäftigen Souk unweit der Sharia Soura. Aszulay und ich gingen Seite an Seite, während Badou vor uns hersprang. Ich war mir bewusst, wie Aszulays blauer Ärmel meinen hie und da streifte. Ich sah ihn kurz von der Seite an. Was sollte ich ihm sagen? Er empfand ebenso wie ich, das wusste ich, er begehrte mich genauso wie ich ihn.
    » Ich habe drei Ölgemälde begonnen, die ich in dieser Woche fertig malen möchte«, sagte ich schließlich, um das unbehagliche Schweigen zu brechen. » Ein Ölbild habe ich bereits ins Hotel gebracht, und sie haben es zu den anderen in der Lobby gehängt, um es in Kommission zu verkaufen. Sie sind sogar an weiteren Aquarellen interessiert.« Ich sah ihn lächelnd an, aber er starrte schweigend geradeaus, als sei er in Gedanken woanders.
    » Aszulay?«, sagte ich, und als er sich mir noch immer nicht zuwandte, folgte ich seinem Blick.
    Ein dunkelhaariger

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