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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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letzte Stück fahren?«
    » Aber … der Unfall, von dem du mir erzählt hast. Du sagtest …«
    » Ja, ich weiß. Doch heute empfinde ich anders deswegen. Ich finde, es ist Zeit, wieder mit dem Fahren zu beginnen.«
    » Du hast dir verziehen«, sagte er, und ich blinzelte verwirrt. Hatte er recht? Wollte ich wieder fahren – und zwar nicht so wie vor wenigen Wochen, als ich kopflos mit Mustaphas Wagen davongebraust war –, weil nicht länger das schreckliche Gefühl auf mir lastete, durch meine Fahrweise den Tod eines geliebten Menschen verschuldet zu haben? Mein Vater kam mir in den Sinn, und zum ersten Mal war die Erinnerung nicht mit tiefem Schmerz verbunden. Vielleicht hatte Aszulay recht. Vielleicht hatte ich Frieden gefunden.
    » Einen Lastwagen zu lenken ist natürlich etwas anderes, als ein Auto zu fahren«, sagte Aszulay, als ich immer noch nichts erwidert hatte. » Und wie ich gestern Nacht gesagt habe, werden die Pisten an manchen Abschnitten unter Sand begraben sein, was das Fahren zusätzlich erschwert.«
    » Sicher, aber ich könnte es doch versuchen. Du wirst mir bestimmt helfen, wenn ich in Schwierigkeiten gerate.« Ich hob das Kinn und schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln.
    Er ging um den Lastwagen herum und kam auf die Beifahrerseite. » Gut. Scheint so, als würde ich mich von einer Amerikanerin durchs bled chauffieren lassen. Gut«, wiederholte er, als sei er sich seiner Sache nicht ganz sicher, oder aber weil er amüsiert war. Dann grinste er, beugte sich zu Badou hinab und sah ihn an. » Ich glaube, das wird eine interessante Erfahrung sein. Was denkst du, Badou, hm? Hättest du gern, dass Sidonie uns fährt? Wir lehnen uns zurück und lassen sie die Arbeit machen, das wär’s doch, oder?«
    » Ja«, sagte Badou ernst. » Sidonie kann die Arbeit machen.«
    Ich stieg auf der Fahrerseite ein, legte die Füße auf die Pedale und die Hände aufs Lenkrad. Dann drehte ich den Zündschlüssel, und als der Motor dröhnend ansprang, blickte ich Aszulay an und lächelte, und er lächelte ebenfalls.
    Am frühen Nachmittag erreichten wir Marrakesch, und wir stellten den Lastwagen wieder in der Garage außerhalb der Stadtmauer ab. Es war tatsächlich eine schwierige Fahrt gewesen, aber ich hatte mich gut geschlagen. Nur einmal war ich von der Karawanenpiste abgekommen, es gelang mir jedoch, den Wagen wieder auf die schmale Fahrspur zurückzulenken. In der Stille des menschenleeren bled ließ ich Badou die Hupe betätigen, und er lachte sich kaputt dabei.
    Wir betraten wieder die Medina, doch statt mich direkt in die Sharia Soura zurückzubringen, schlug Aszulay einen anderen Weg ein, und als wir in einer der kleinen Gassen stehen blieben und er einen großen Schlüssel aus den Falten seines blauen Gewands zum Vorschein brachte, merkte ich, dass wir vor seinem Haus standen.
    Als er das unverschlossene Tor aufstieß, richtete sich die ältere Frau, die mir bei meinem letzten Besuch Tee serviert hatte, von dem gefliesten Boden auf; sie hatte einen Putzlappen in der Hand. Ihr Kaftan bauschte sich über einem Gürtel, offensichtlich hatte sie ihn hochgerafft, damit er sie nicht bei der Arbeit behinderte. Aszulay sprach mit ihr auf Arabisch, worauf sie nickte, den Kaftan nach unten zog und ins Haus ging. Aszulay folgte ihr.
    Ich hielt Badous Hand und blickte mich um. Mir wurde bewusst, dass ich bei meinem letzten Besuch, als ich hergekommen war, um Aszulay über Etienne auszufragen, nicht den Kopf frei gehabt hatte, um Aszulays dar in Augenschein zu nehmen. Aber jetzt war es anders. Ich wollte mir keine Einzelheit entgehen lassen. Es war ein hübscher Innenhof, und die kleinen, rautenförmigen Bodenfliesen waren in verschiedenen Blau- und Goldtönen gehalten. Die Außenmauer des Hauses war ebenfalls gefliest, mit verschiedenen Mustern aus Gold, Grün und Rot. Kleine Nischen, auch sie gekachelt, waren in die Mauer gelassen und mit Kerzen bestückt. Im bogenförmigen Hauseingang flatterte ein dünner weißer Vorhang. In den Ecken standen bunte Blumentöpfe, die mich an den Majorelle-Garten erinnerten, darunter größere mit kleinen Bäumen darin sowie eine Vielzahl kleinere, die mit Blumen und Pflanzenranken bemalt waren.
    An einer Mauer hing ein langer, schmaler Spiegel, an einer anderen ein Teppich mit geometrischem Muster. Seine Farben reichten von dezenten Erdtönen bis zu leuchtenden Gelb- und Goldtönen.
    Frisch aus dem Lehmdorf zurückgekehrt, sprang mir der Unterschied zwischen den beiden Welten

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