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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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mir vielleicht einen Rat geben könnten, wie ich es anstellen soll. Ich muss nämlich nach Marrakesch, müssen Sie wissen. Man hat mir gesagt …« – wieder erinnerte ich mich an die Worte des Amerikaners –, » es sei am besten, zunächst nach Rabat zu reisen.«
    Elizabeth Pandy wischte meine Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite. » Marrakesch? Aber das ist ja lächerlich. Ich bin sicher, es gibt dort nichts zu sehen. Nun kommen Sie«, sagte sie bestimmt, » und nehmen Sie einen Drink mit uns. Marcus, bestelle Miss O’Shea einen Whisky Sour. Ist es nicht herrlich, nicht länger dieser verdrießlichen Prohibition zu Hause ausgesetzt zu sein? Diese ständige Heimlichtuerei beim Trinken, wie ermüdend.«
    Offensichtlich hatte ich keine andere Wahl, als mich zu ihnen zu setzen, wollte ich gegenüber Miss Pandy – oder war sie eine Mrs? – nicht furchtbar unhöflich erscheinen. Während ich mich auf einen Stuhl niederließ, wanderte ihr Blick nach unten zu meinen Füßen.
    » Haben Sie sich den Knöchel in einer dieser unsäglichen Straßen verstaucht? Ich habe bemerkt, dass Sie ziemlich hinken.«
    » Nein«, sagte ich. » Nein, das habe ich nicht. Es ist …« Ich unterbrach mich, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
    » Wie auch immer, nun entspannen Sie sich ein wenig. Ihr Drink wird gleich da sein.«
    Elizabeth Pandy stellte mich den Männern und der Frau am Tisch vor, doch der Einzige, dessen Name mir im Gedächtnis blieb, war Marcus. Sein Haar war glatt nach hinten gestrichen und glänzte ölig in einem künstlichen Dunkelrot. Alle, einschließlich Elizabeth, befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Trunkenheit, und die vertraute Art, wie sie miteinander umgingen, sagte mir, dass dies nicht ungewöhnlich war.
    Einer der Männer fragte mich, welches Zimmer ich hätte, und die andere Frau – sie trug einen kurzen Faltenrock und einen gestreiften Pullover und hatte dieselbe Frisur wie Elizabeth – unterbrach ihn, indem sie mit herrischer Stimme von mir wissen wollte, wie lange ich zu bleiben gedächte. Doch ich kam gar nicht dazu, ihr zu antworten, denn schon waren sie bei einem anderen Thema angelangt. Ein Glas wurde vor mich hingestellt; ich probierte das Getränk und beschloss, dass es besser schmeckte als der Campari, und nippte gelegentlich daran.
    Das Gespräch, begleitet von reichlich Gelächter, wurde lauter und nahm bald die Züge von betrunkenem Gegröle, durchmischt mit tierisch anmutenden Lauten an. Meine Schläfen pochten, und als ich nach einer Weile feststellte, dass mein Glas leer war, stand ich auf.
    Der Alkohol war mir zu Kopf gestiegen; ich war es nicht gewohnt zu trinken, und einen Moment lang wähnte ich mich auf hoher See zurück, denn ich schwankte ein wenig und musste die Beine leicht spreizen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    Elizabeth umfasste mein Handgelenk. » Gehen Sie noch nicht. Wir haben noch gar nichts über Sie erfahren. Es ist immer wieder gut, wenn neues Blut von zu Hause kommt«, sagte sie und öffnete den Mund zu einem lautlosen Lachen, das mich an das reizbare Gähnen einer afrikanischen Raubkatze gemahnte.
    Ich nahm wieder Platz, teils wegen des Zugs an meinem Handgelenk, teils weil ich fürchtete, jeden Moment umzufallen.
    » Nun?«, sagte sie fordernd. » Was hat Sie nach Tanger geführt? Niemand kommt ohne besonderen Grund in diese Stadt. Wie lautet also Ihre Geschichte?« Wieder der klaffende Mund. Ein Speichelfaden zog sich von ihrem oberen Eckzahn zum unteren. Auch die anderen lachten, zu laut, viel zu laut.
    » Geschichte?«, wiederholte ich, und als sich alle Augen auf mich richteten, überkam mich Panik.
    » Ja, ja«, meldete sich nun auch Marcus zu Wort. » Erzählen Sie uns Ihre Geschichte, Mrs O’Malley.«
    » O’Shea, und Miss. Miss O’Shea«, sagte ich.
    Er schien meine Korrektur kaum zur Kenntnis zu nehmen. » Nun erzählen Sie schon. Was bringt Sie nach Tanger?«
    Ich sah ihn an, dann Elizabeth. Die anderen Gesichter verschwammen zu blassen Ovalen und auf dem Kopf stehenden Dreiecken. » Ich reise nach Marrakesch.«
    » Ich sagte Ihnen doch schon, Liebes, das ist eine Schnapsidee. Es ist vollkommen abwegig, dorthinunter zu fahren. Bleiben Sie hier; in Tanger wimmelt es zurzeit zwar von diesen Mischlingen, aber es hat auch seine Reize. Oder fahren Sie meinetwegen nach Casablanca«, fuhr Elizabeth fort. » Nur Marrakesch ist wirklich vollkommen abgelegen. Es gibt dort nichts zu sehen, da bin ich mir sicher«, sagte

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