Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate
bestimmt kommen, sobald er kann.« Sie wandte sich zum Gehen und fügte dann hinzu: »Meine Güte, du ähnelst deiner Mutter von Tag zu Tag mehr.«
Ich wollte Mr Barlow nur ungern bitten, mich ins Krankenhaus zu fahren, weil ich wusste, dass seine Frau meine Sorgen für übertrieben hielt. Aber sie kannte freilich nicht die ganze Geschichte. Etwas musste ihm zugestoßen sein. Es sah ihm nicht ähnlich zu versprechen, dass er kommen würde, und sich dann einfach nicht blicken zu lassen. Besonders nicht, wenn es bei der Verabredung darum ging, unsere Trauung zu organisieren.
Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Krankenhaus. Ich brauchte gute anderthalb Stunden, doch nach dem schweren Schneefall war es erstaunlich warm für Mitte Februar, und als ich endlich ankam, war mir heiß.
Ich fragte an der Rezeption nach Dr. Duverger. Irgendwie hoffte ich wohl, ihn allein durch meine physische Anwesenheit herbeizaubern zu können. Doch als ich die gleiche Antwort erhielt, dass er nicht länger im Krankenhaus tätig sei, bat ich, einen seiner Kollegen zu sprechen, deren Namen mir entfallen waren.
» Dr. Hilroy oder Dr. Lane«, sagte die Frau am Schalter.
» Ja. Mit einem von beiden würde ich gern reden.«
Die Frau blickte in einen Terminblock vor sich. » Brauchen Sie einen Termin? Aber vor nächster Woche wird es nicht möglich sein. Ich könnte Ihnen zum Beispiel nächsten Montag um die Mittagszeit einen anbieten.«
» Nein, ich brauche keinen Untersuchungstermin. Ich will einem der Kollegen einfach nur eine Frage stellen, nichts Medizinisches.« Die Frau blickte von ihrem Terminkalender auf und runzelte die Stirn.
» Ich habe wirklich nur eine Frage«, wiederholte ich und ärgerte mich, weil ich mich rechtfertigen musste.
» Nehmen Sie bitte Platz. Dr. Hilroys Schicht ist bald zu Ende. Wenn er fertig ist, werde ich ihm sagen, dass er sich kurz mit Ihnen unterhalten soll.«
Ich zog den Mantel aus, setzte mich und tupfte mir mit den Handschuhen die Stirn ab. Ich fühlte mich krank, die Kleider klebten mir am Leib, und mir war übel. Das Warten kam mir unendlich lange vor, bis endlich ein großer weißhaariger Mann durch die doppelte Schwingtür trat.
» Ich bin Dr. Hilroy«, sagte er, nachdem die Frau am Schalter mit ihm gesprochen hatte. » Wie kann ich Ihnen helfen?«
Ich stand auf und erklärte ihm, dass ich vergeblich auf eine Nachricht von Dr. Duverger gewartet hätte.
» Ich nehme an, Sie sind eine Patientin von ihm. Machen Sie sich keine Sorgen. Dr. Lane oder ich werden uns um Sie kümmern.«
Ich schüttelte den Kopf und räusperte mich. » Es ist so …« Ich befeuchtete mir die Lippen. » Ich war zwar mal Patientin von Dr. Duverger, aber jetzt … bin ich mit ihm befreundet. Eng befreundet«, fügte ich hinzu. » Ich mache mir Sorgen um ihn. Wie gesagt, warte ich auf eine Nachricht von ihm, aber da ich nichts hörte, fürchte ich, dass ihm etwas zugestoßen ist.« Ich hoffte, nicht ganz so verwirrt und am Boden zerstört zu wirken, wie ich mich fühlte. » Natürlich mache ich mir Sorgen.«
Der Arzt runzelte die Stirn. » Es geht ihm bestimmt gut.«
» Glauben Sie nicht, dass ihm etwas passiert ist? Hat jemand Nachforschungen angestellt?«
»Nun, ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass es einen Grund zu dieser Annahme gibt … Sehen Sie, er hat seine Stelle zwar einen Monat zu früh aufgegeben, aber er hat sich abgemeldet.«
» Einen Monat zu früh? Was meinen Sie damit?«
Dr. Hilroy wirkte, als fürchtete er, zu viel gesagt zu haben, und schüttelte den Kopf.
» Hat er … Wann erwarten Sie ihn zurück?«, fragte ich.
» Wollen Sie nicht wieder Platz nehmen, Mrs …?«
» Nein, danke. Aber es passt überhaupt nicht zu Etienne – zu Dr. Duverger –, so überstürzt zu handeln, da stimmen Sie mir doch gewiss zu. Einfach abzureisen. Vollkommen überraschend. Dafür muss es doch einen Grund geben.«
Dr. Hilroy machte einen noch betreteneren Eindruck. Doch ich beruhigte mich, indem ich mir sagte, dass ich manchmal befremdlich auf Menschen wirkte, auch unter normalen Umständen. » Wie ich sagte, hat er uns einen Monat vor Ablauf seines Jahresvertrages als Gastchirurg verlassen.«
Ich blinzelte. » Sein Vertrag hätte in einem Monat ohnehin geendet? Wohin wollte er danach gehen?«
» Ich habe keine Ahnung von seinen weiteren Plänen. Aber offen gesagt, hat niemand von uns Dr. Duverger näher kennengelernt. Er hat nie von seiner Familie gesprochen, aber ich nehme an, dass sie in
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