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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Bankkonto vollends leer geschrumpft wäre? Wie sollte ich da ein Kind großziehen? Im Geiste sah ich mich über die Nähmaschine gebeugt, wie meine Mutter. Mir ging durch den Kopf, dass ich nicht in der Lage sein würde, meinem Kind zu geben, was es brauchte. In jenen Momenten des Schweigens versuchte ich, mir mein Leben im Haus in der Juniper Road mit einem unehelichen Kind vorzustellen. Und ich sah mich als alternde Einsiedlerin, als Schandfleck inmitten einer rechtschaffenen Gemeinschaft. Würde ich es ertragen können, zuzusehen, wie dieses vaterlose Kind mit Verachtung behandelt wurde und für meine Sünden büßen musste?
    Schließlich begann er zu reden. » Glaubst du wirklich, dass ich einen so schlechten Charakter habe, Sidonie?« Er nahm meine Hand, die neben mir auf dem Sitz lag. Seine Finger waren kalt, als sie sich langsam um meine schlossen.
    Ich blickte auf seine Hand hinab, die meine auf unnatürlich steife Weise hielt.
    » Natürlich werden wir heiraten«, sagte er mit heiserer Stimme, als wäre seine Kehle zu eng. Dann umfasste er mit der anderen Hand mein Kinn, und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. » Natürlich, ma chère Sido.« Ein Schluchzen entfuhr mir. Tränen traten mir in die Augen, Tränen der Erleichterung, und er zog mich an sich.
    Den Kopf an sein Revers gelehnt, weinte ich.
    Er liebte mich. Er würde mich heiraten. Den Heiratsantrag hatte ich mir zwar anders vorgestellt, aber nun würde doch noch alles gut werden.
    Während er mich zur Haustür begleitete, versprach er, wenn er in drei Tagen freihatte, wieder vorbeizukommen. Dann könnten wir alles Weitere besprechen. In ein paar Wochen würden wir auf dem Rathaus heiraten, sagte er, so als bliebe uns keine Zeit mehr, eine kirchliche Trauung zu organisieren und ein Aufgebot zu bestellen – wir waren beide katholisch.
    Er lächelte, zwar zaghaft, aber plötzlich fielen alle Ängste von mir ab. » Hättest du gern einen Verlobungsring, Sidonie?«, fragte er. » Soll ich ihn auswählen und dich damit überraschen?«
    Das war der alte Etienne, wie ich ihn kannte. Er war einfach nur unter Schock gestanden, wie er gesagt hatte.
    » Nein. Ein Ehering genügt mir vollkommen.« Ich erwiderte sein Lächeln.
    Er legte die Hand an meinen Unterleib. » Du wirst für das Kleine singen. Dodo, l’enfant, do. Ich kann mir dich gut als Mutter vorstellen und wie du unserem Kind Wiegenlieder vorsingst.«
    Ich schlang die Arme um ihn und presste den Kopf an seine Brust, während sich meine Augen erneut mit Tränen füllten. Unser Kind, hatte er gesagt. Unser Kind.
    Nach drei Tagen erschien Etienne nicht. Ich hatte gedacht, er käme gleich nach dem Frühstück, und wartete bis zum frühen Nachmittag, ehe ich zu den Barlows hinüberging und fragte, ob Dr. Duverger angerufen habe.
    Das hatte er nicht. Ich redete mir ein, er sei von einem Notfall im Krankenhaus aufgehalten worden. Was sonst hätte der Grund sein können? Während ich den ganzen Abend lang wartete, wuchs mit jeder Stunde meine Angst. Schließlich zog ich mich aus und ging zu Bett, konnte aber nicht einschlafen. Was, wenn er auf der Fahrt zu mir einen Autounfall gehabt hatte? Ich erinnerte mich daran, wie sich das Lenkrad unter meinen Händen herumgerissen hatte, an das Gefühl, in die Luft zu fliegen. Ich sah meinen Vater auf dem schneebedeckten Feld liegen, und plötzlich verwandelte er sich vor meinem geistigen Auge in Etienne.
    Würde jemand vom Krankenhaus kommen, um mich zu informieren, wenn er verletzt war? Oder krank? Hatte er irgendjemandem vom Krankenhaus von mir erzählt?
    Immer wieder warf ich mich im Bett herum, einmal war es mir zu heiß, dann wieder zu kalt. Schließlich reichte es Zinnober, und sie sprang vom Bett hinunter, bis auch ich wieder aufstand und rastlos im Haus herumging. Mehrmals wurde mir übel, ob von der Schwangerschaft oder vor Sorge.
    Am Morgen war es draußen noch düster, und es schneite. Um acht Uhr begab ich mich abermals zu den Nachbarn.
    » Tut mir leid, Sidonie«, sagte Mrs Barlow, » aber die Telefonleitung ist unterbrochen. Schon seit gestern Abend. Es liegt an dem heftigen Schneefall.«
    Ich nickte erleichtert. Das also war die Erklärung. Etienne hatte den ganzen Abend lang versucht, mich anzurufen, um mir zu sagen, was ihn abgehalten hatte, mich aber nicht erreicht.
    » Willst du nicht eine Tasse Kaffee mit uns trinken?«, fragte Mrs Barlow. » Du siehst erschöpft aus. Geht es dir nicht gut?«
    Wieder rebellierte mein Magen. » Danke, aber ich

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