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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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gehe lieber wieder nach Hause. Ich … Ich erwarte eine Nachricht von Dr. Duverger. Wenn das Telefon wieder funktioniert und er anrufen sollte, würden Sie mich dann bitte holen?«
    Wieder in meinem Haus, setzte ich mich ans Wohnzimmerfenster, nicht imstande, zu lesen oder zu malen. Ich beobachtete die Straße, in Erwartung, dass Etienne angefahren kam. Irgendwann hörte es zu schneien auf, und die Sonne schaute heraus. Ein paar wenige Autos kämpften sich über die verschneite Fahrbahn. Jedes Mal, wenn ich eines sah, lief ich zur Haustür und trat auf die eisige Veranda hinaus. Um mich dann damit zu trösten, dass es gar nicht Etienne sein konnte, denn er musste an diesem Tag doch arbeiten. Gestern hatte er frei, also würde er heute nicht kommen können.
    Kurz nach zwei Uhr erschien Mr Barlow und sagte mir, die Leitung sei wieder frei.
    » Hat jemand für mich angerufen?«
    Er schüttelte den Kopf, und ohne mir die Mühe zu machen, den Mantel anzuziehen, folgte ich ihm über den Hinterhof zu seinem Haus und durch die Hintertür in die Küche. Mrs Barlow saß am Tisch und wischte sich mit dem Handrücken eine graue Haarsträhne aus der Stirn. Ihre Hände waren mehlbestäubt.
    » Ihr Mann hat mir gesagt, dass das Telefon wieder geht«, sagte ich. Sie nickte. » Wir wissen nicht genau, seit wann die Leitung wieder frei ist, aber vorhin hat Mike den Hörer abgenommen, und da hat es wieder funktioniert.«
    Sie wussten nicht, seit wann das Telefon wieder ging? Hatten sie nicht bemerkt, wie wichtig es für mich war? Ich bemühte mich, meine Wut zu unterdrücken, weil sie ja nichts dafür konnten, doch ich war außer mir.
    » Dürfte ich das Telefon benutzen?«
    » Aber natürlich«, sagte Mrs Barlow. In der Küche war es warm und duftete herrlich nach Hefeteig. Auf dem Herd stand eine mit einem Geschirrtuch bedeckte Schüssel, und auf einem mit Mehl bestäubten Backbrett lag ein Brotlaib. » Ich mache gerade Rosinenbrot. Ein paar Laibe sind schon fertig. Nimm nachher bitte einen mit, Liebes«, sagte sie und fuhr fort, Teig zu kneten.
    » Danke, gern.« Ich nahm den Hörer vom Haken an der Wand und wählte die Telefonnummer des Krankenhauses, die ich mir auf einem Zettel notiert hatte. Als ich zur Krankenhaustelefonistin durchgestellt wurde, sagte ich, ich wolle Dr. Duverger sprechen. Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte die Frau: » Dr. Duverger arbeitet nicht mehr im Krankenhaus. Wollen Sie vielleicht mit einem anderen Arzt sprechen?«
    » Er arbeitet nicht mehr da, sind Sie sicher?« Ich drehte mich um, sodass ich mit dem Rücken zu Mrs Barlow stand. Mit einem dumpfen Geräusch klatschte der Teig auf das Brett. In meinen Ohren summte es, und ich räusperte mich.
    » Wir bitten seine Patienten, sich an Dr. Hilroy oder Dr. Lane zu wenden, Ma’am. Würden Sie gern bei einem der beiden einen Termin vereinbaren?«
    Den schweren schwarzen Hörer ans Ohr gepresst, die Lippen an dem geriffelten Lautsprecher, stand ich reglos da.
    » Ma’am?«
    Noch immer mit dem Rücken zu Mrs Barlow, hängte ich den Hörer ein und hörte wie aus der Ferne, wie sie sich mit dem Teig zu schaffen machte.
    » Sidonie? Vergiss bitte nicht, eines der …«
    Ich hatte die Küche bereits verlasen und schloss leise die Tür hinter mir.

VIERZEHN
    A ls kurz darauf Mrs Barlow mit dem Brotlaib an der Küchentür erschien, hatte ich bereits Mantel und Stiefel an. Der Laib war in ein Geschirrtuch eingeschlagen und verströmte einen fruchtigen Hefeduft. »Ich wollte ihn dir bringen, solange er noch warm ist. Oh«, sagte sie, während sie ihn mir hinhielt, »du wolltest gerade weggehen?«
    Ich nickte, woraufhin sie sagte: » Ist alles in Ordnung, Sidonie?«
    » Ja … das heißt nein. Ich mache mir Sorgen um Etienne – Dr. Duverger. Er hätte schon gestern vorbeikommen sollen.«
    » Nun«, sagte sie. » Die Ärzte sind viel beschäftigte Männer, wie man weiß. Bestimmt gibt es einen Grund, warum er nicht erschienen ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Ich habe wirklich Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
    » Aber warum denn? Weil er eure Verabredung nicht einhielt? Es gibt bestimmt keinen Grund, dir Sorgen zu machen, meine Liebe. Warte doch noch einen Tag ab.«
    Ich scheute mich davor, ihr zu sagen, was man mir gerade am Telefon erzählt hatte. Endlich fiel mein Blick auf den Brotlaib, den sie noch immer in der Hand hielt.
    Schließlich legte sie ihn auf den Tisch und tätschelte mir die Hand. »Gib ihm etwas Zeit, Sidonie. Er wird

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