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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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hätte sie sich auf dem Weg zu einem Fotoshooting auf einer Yacht verlaufen. In den gebräunten Armen wiegt sie einen Hund, dessen Farbe und Maserung an Cappuccinoschaum erinnern. Obwohl sie eine große Sonnenbrille trägt, sehe ich, dass sie mich ebenfalls mit zusammengekniffenen Augen mustert, weil ihre Stirn gekräuselt und ihr Mund eine gerade Linie ist.
    »Sind Sie die Besitzerin?«, ruft sie.
    Mein Herz macht einen freudigen Satz. Ich warte mit der Antwort, bis ich näher gekommen bin, damit ich nicht schreien muss. Das macht mich nervös. Ihr blondes Haar in der Farbe von Dessertwein fällt ihr perfekt auf die Schultern. Sie scheint um die fünfunddreißig zu sein, und ein intensiver, tropischer Duft nach Ingwer geht von ihr aus. Eine exklusive Einzelhandelskette versprüht ein ähnliches Parfüm in ihren Geschäften. Es ist nicht billig.
    »Ja, das bin ich.«
    »Sehr gut. Ich brauche dringend einen Kaffee.«
    Ich drehe meine Uhr herum, weil das Zifferblatt nach unten gerutscht ist. Es ist Viertel nach sieben.
    »Es tut mir sehr leid, aber wir öffnen nicht vor zehn.« Ich spüre, wie meine Wangen immer wärmer werden. An dieses Ich-bin-die-Besitzerin muss ich mich erst noch gewöhnen.
    Sie beugt sich vor, um zusammen mit mir auf die Uhr zu schauen. Ihr Hund knurrt und strampelt, als würde er Wasser treten. Er zeigt mir ein paar kleine, spitze Zähne, kräuselt die Oberlippe und entblößt dabei sein Zahnfleisch, dunkel und glänzend wie Lakritz.
    »Verdammt«, sagt sie mit einem scharfen australischen Akzent. »Können Sie heute nicht ein wenig früher aufmachen?«, bettelt sie.
    Ich denke an meine Liste und schüttele den Kopf, werde rot, als ich mich entschuldige. »Heute ist erst unser zweiter Tag. Vielleicht mache ich nächste Woche ein wenig früher auf. Sie können natürlich auch gerne nach zehn wiederkommen.«
    Sie stellt sich anders hin, um den sich windenden Hund besser halten zu können. »Na schön«, antwortet sie entschieden. »Das hab ich nun davon, vor diesen Ladys den Mund so weit aufzureißen.«
    »Wie bitte?«
    Sie schiebt sich die Sonnenbrille aus dem Gesicht und verdreht die Augen, die die Farbe dunkler Schokolade haben – wie amerikanische Brownies. Sie zögert einen Moment und sieht mir direkt ins Gesicht, als würde sie überlegen, wie sie es mir am besten erklären soll. Dann seufzt sie. »Ich kann nicht ins Aurora zum Kaffeetrinken gehen, weil sich ein paar Frauen aus dem Ladies Club dort treffen.« Ihre Stimme ist warm, ganz anders, als ich es erwartet hätte. »Sie mögen es nicht, wenn ich fluche, wenn ihre Kinder in Reichweite sind. Aber ich weiß nicht, ob es allein daran liegt. Sie sind insgesamt nicht so gut auf mich zu sprechen, habe ich das Gefühl. Scheinbar war ich auf dem letzten Barbecue nicht gerade der Hit.«
    Ich denke an Linda und muss lachen. Ein so glamouröses Wesen mit der Sprache eines Seemanns.
    »Ja, sehr witzig«, sagt sie grimmig. »Was für eine Bande von Snobs. Es ist noch nicht so lange her, dass sie alle selbst abgewaschen und Windeln gewechselt haben, und jetzt benehmen sie sich wie die Prada-Mafia. Ich würde ihnen ja gerne sagen, dass sie mich mal am Arsch lecken können, aber Don sagt, dass ich mich ein bisschen zurückhalten soll.« Sie kämpft mit dem Hund und einer großen Handtasche, um ein klingelndes Handy herauszuholen. »Das ist mein Mann, Don«, sagt sie zu mir und hält sich das Handy ans Ohr. »Ich komme wieder!« Sie grinst; ihr Hund zeigt mir noch einmal knurrend die Zähne.
    Das Klick-klack ihrer Schuhe hallt durch den ruhigen Morgen, als sie mit großen Schritten davongeht. Sie erinnert mich an Mama. Große Klappe, kein Taktgefühl. Ich bin mir sicher, dass auf dem Ladies-Club-Barbecue mehr als nur ein paar Augen auf ihr geruht haben. Die der Männer mit goldenen Kettchen ums linke Handgelenk zweifellos. Die Typen müssen vor ihrer Tür Schlange stehen, bis um die Ecke herum und die Straße hinunter.
    Später ruft Pete an und sagt das Mittagessen ab. Er hat zu viel zu tun, um in der Mittagspause von der Halbinsel nach Taipa und dann wieder zurück ins Büro zu flitzen. Im Hintergrund höre ich seine Finger über die Tastatur tanzen. Er vergisst, sich zu verabschieden, als er auflegt. Ich lege das Telefon beiseite und lasse den Blick durch das Café schweifen. Es ist leer. Ich stelle mir eine Kundenstrichliste vor, die mit Kreide an die Wand gemalt ist, und radiere im Geist einen Strich aus. Ich bin von sinnvollen und auch sinnlosen

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