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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dass sie diesen Job unter ihrer Würde fanden. Höflichkeit schien weder untereinander noch gegenüber den
     Gästen zu ihrem Repertoire zu gehören. Wenn Nancy ihnen erklärte, wie ein Prozess abzulaufen hatte, konnte sie sicher sein,
     dass ihr nur halb zugehört wurde. Fehler wurden mit einem Schulterzucken abgetan. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie
     sie mit diesem Haufen von Amateuren auch nur ein Mindestmaß an Servicequalität erreichen sollte. Und das, kurz bevor die wichtigsten
     Staatsoberhäupter der Welt eintrafen. Es war das bedeutendste Ereignis ihrer Karriere, und zum ersten Mal in ihrem Berufsleben
     fühlte sie sich der Herausforderung nicht gewachsen.
    Um wenigstens ein bisschen Kraft zu schöpfen und morgen einigermaßen erholt auszusehen, fuhr sie heute früher als gewöhnlich
     nach Hause. Es war noch hell, und die Straßen Riads waren vom Berufsverkehr überlastet. So brauchte sie für die Strecke zwischen
     Hotel und Wohnpark fast |298| eine Dreiviertelstunde. Andererseits würde sie ihre Kinder, den fünfjährigen Timmy und die dreijährige Sari, endlich einmal
     wieder sehen, bevor Rangar sie ins Bett gebracht hatte. Er hatte in letzter Zeit ohne zu murren einen immer größeren Anteil
     der häuslichen Pflichten übernommen.
    Voller Vorfreude öffnete sie die Haustür des kleinen Bungalows. »Hallo Liebling, ich bin wieder zu Hause«, rief sie. »Wo sind
     denn meine kleinen Schätzchen?«
    Doch ihre Kinder kamen nicht angelaufen, um sie zu begrüßen. Rangar empfing sie nicht mit dem typischen schüchternen Lächeln,
     das er in den Jahren, die sie einander jetzt kannten, nie ganz abgelegt hatte. Das Haus war still und kam ihr auf einmal fremd,
     beinahe unheimlich vor. Eine Sekunde lang hatte sie den absurden Gedanken, die falsche Tür aufgeschlossen zu haben.
    »Rangar?« Vielleicht war er mit den Kindern noch auf dem Spielplatz, oder im Einkaufszentrum. Sie hatte ihm nicht gesagt,
     dass sie heute früher nach Hause kommen würde.
    Ein wenig enttäuscht, aber nicht weiter beunruhigt betrat sie das geräumige, modern eingerichtete Wohnzimmer. Sie erschrak
     fast zu Tode. Auf dem Sofa vor dem Fenster saß ein fremder Mann. Seine olivfarbene Haut und die fein geschnittenen Gesichtszüge
     wiesen ihn als Inder oder Pakistani aus. War er ein Verwandter von Rangar? Seine Hände steckten in schwarzen Handschuhen.
     Aus irgendeinem Grund jagte dieser Anblick einen Schauer über ihren Rücken.
    »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?« Eine eiskalte Furcht befiel Nancy, als sie in die kalten, harten Augen des Eindringlings
     blickte. Eine tödliche Entschlossenheit schien darin zu liegen. »Wo sind mein Mann und die Kinder?«
    »Es geht ihnen gut«, sagte der Fremde in perfektem Englisch. Mehr musste er nicht sagen.
    |299| Tränen schossen ihr in die Augen. Sie schluckte. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
    »Mein Name ist Nariv Ondomar.« Seine Stimme klang nicht unfreundlich, was Nancys Abscheu nur noch vergrößerte. Er holte etwas
     aus seiner Jackentasche hervor – ein rechteckiges Parfümflakon von Chanel. Es war etwa halb mit einer transparenten, gelblichen
     Flüssigkeit gefüllt. »Ich habe eine ganz einfache Aufgabe für Sie. Ich möchte, dass Sie den Inhalt dieses Flakons in den Pollenfilter
     der Klimaanlage des Al Mandhar Hotels gießen, und zwar genau um sechzehn Uhr fünfzehn morgen Nachmittag.«
    Nancy betrachtete das Sprühflakon voller Angst und Ekel. »Was … was ist das? Ein Nervengift? Ein … ein Virus?«
    Ondomar lächelte. »Nichts dergleichen. Der Inhalt ist für Sie völlig harmlos. Es wird Ihnen nichts geschehen, das verspreche
     ich Ihnen.«
    »Und … was ist, wenn ich mich weigere?«
    »Nancy, Sie sind eine intelligente Frau. Ich muss Ihnen nicht erklären, was passiert, wenn Sie nicht tun, was ich sage, oder?
     Sie wissen, dass Ihnen die CIA nicht helfen kann, Ihre Familie wiederzubekommen.«
    »Und wer garantiert mir, dass Sie Wort halten? Ich kenne Ihr Gesicht. Warum sollten Sie mich nicht einfach umbringen, nachdem
     ich getan habe, was Sie von mir verlangen?«
    »Die CIA hat genug Fotos von mir. Und was mein Wort angeht – ich kann Sie nicht von meiner Aufrichtigkeit überzeugen. Aber
     ich versichere Ihnen, ich kämpfe nicht gegen Sie, nicht einmal gegen Amerika. Ich kämpfe für die Freiheit meines Volkes, und
     gegen Korruption und Fremdbestimmtheit.«
    »Indem Sie Kinder entführen und Menschen umbringen?«
    |300| »Indem ich dem verlogenen

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