Der Duft
funktioniert doch nie. Die Tür zum Wartungsraum ist abgeschlossen. Und selbst, wenn ich irgendwie an den Schlüssel komme,
die CIA überwacht jeden Schritt, den ich mache, und überall sind Kameras.« Das stimmte, jedenfalls weitgehend.
»Sie kennen sich im Hotel aus, und Sie haben Zugang zu allen Schlüsseln. Sie werden einen Weg finden.«
Nancy fragte sich, woher dieser Ondomar so genau Bescheid wusste. Er musste das Hotel sehr sorgfältig ausgespäht haben. Ein
weiterer Grund, ihn ernst zu nehmen.
»Ich werde mit diesem Zeug nicht mal durch die Sicherheitskontrolle kommen!«
»Doch, das werden Sie. Die CIA sucht nach Waffen und Sprengstoff. Niemand rechnet mit so etwas hier.« Er deutete |303| auf das Flakon. »Die wissen nicht einmal, dass es dieses Zeug gibt.«
»Und wer sollte mich hindern, zur Polizei zu gehen und die ganze Geschichte zu erzählen, sobald meine Familie in Sicherheit
ist?«
»Niemand. Es wird dann keine Rolle mehr spielen, denn die Amerikaner werden auch so herausfinden, was passiert ist. Aber es
wird zu spät sein.«
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|304| 36.
Marie und Rafael fuhren so schnell wie möglich zurück zur Botschaft. Marie unternahm einen neuen Versuch, den Beamten auf
die Gefahr hinzuweisen, erreichte jedoch nicht mehr als das lapidare Versprechen, er werde das Auswärtige Amt informieren.
Resignierend bat sie, noch einmal telefonieren zu dürfen, und rief die New Yorker Copeland-Zentrale an. Dort erfuhr sie jedoch
nur, dass Bob im Flugzeug irgendwo über dem Atlantik saß.
Sie legte den Hörer auf und sah sich in dem kleinen Konferenzraum um, als berge er irgendwo die Lösung ihres Problems. »Verdammt!
Wir müssen irgendwie nach Riad!«
»Nach Riad? Was willst du denn da?«, fragte Rafael.
»Ich bin sicher, Ondomar plant einen Anschlag auf die Friedenskonferenz. Stell dir mal vor, alle wichtigen Staatsoberhäupter
der Welt an einem einzigen Ort. Das ist doch die perfekte Gelegenheit für ihn!«
»Marie, bloß weil du einen Prospekt dieses Hotels bei ihm gesehen hast, heißt das noch lange nicht, dass er einen Anschlag
plant. Vielleicht wollte er nur mal die Möglichkeiten ausloten. Auf jeden Fall dürfte es keinen besser gesicherten Ort auf
der ganzen Welt geben.«
»Genau das ist das Problem! Die rechnen da mit einem Sprengstoffanschlag, mit einem Selbstmordkommando oder einem entführten
Flugzeug oder so. Darauf sind sie sicher vorbereitet. Aber wenn es Ondomar irgendwie gelingt, das Pheromon in diesem Hotel
auszubringen, dann drehen ihre eigenen Sicherheitsleute durch. ›Nutze die Kraft deines Gegners, um ihn zu besiegen.‹ Das hat
Ondomar mir an dem Abend beim Schachspiel gesagt. Verstehst |305| du nicht? Er will die Sicherheitsleute im Hotel zu tödlichen Waffen umfunktionieren. Das hat er von Anfang an geplant. Deshalb
brauchte er das Pheromon!«
»Au verdammt! Aber was können wir tun? Die Konferenz beginnt bereits morgen! Selbst wenn wir es irgendwie schaffen, rechtzeitig
nach Riad zu kommen, wie sollen wir dort allein gegen Ondomar kämpfen? Wir sind doch keine Actionhelden aus einem Kinofilm!«
»Wir müssen die Sicherheitsbehörden warnen. Das wird uns dort vor Ort wahrscheinlich besser gelingen als hier, wo uns niemand
ernst nimmt. Wer weiß, vielleicht entdecken wir etwas, das Ondomar entlarvt. Wie auch immer, mit unserem Wissen über die Hintergründe
können wir doch nicht tatenlos zusehen, wie er vor unseren Augen einen Terroranschlag mit Borgs Pheromon durchzieht!«
»Und wenn Ondomar oder seine Leute tatsächlich da sind und sie uns erkennen? Dann sind wir wieder in Lebensgefahr!«
Marie sah ihn ernst an. »Du musst nicht mitkommen, Rafael.«
Er wirkte tödlich beleidigt. »Hältst du mich etwa für einen Feigling?«
Sie lächelte entschuldigend. »Natürlich nicht. Du hast mir mehrfach das Leben gerettet. Aber ich kann jetzt nicht aufhören.
Ich kann nicht von dir verlangen, dass du genau so verrückt bist wie ich, aber ich werde auf jeden Fall nach Riad fliegen!«
»Dann komme ich mit«, sagte Rafael. »Ohne meine Hilfe wirst du den Weltfrieden kaum retten können. Schließlich ist James Bond
immer noch eine Männerrolle!«
Sie lachte. »Wenn du glaubst, ich spiele Miss Moneypenny, hast du dich aber geschnitten!«
Er schüttelte den Kopf in gespieltem Ernst. »Nein, jetzt |306| weiß ich es: Mit deinem Verstand bist du wohl eher Miss Marple.«
Sie setzte eine säuerliche Miene auf. »Sehr charmant!«
Er grinste.
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