Der Duft
Westen und den von ihm finanzierten korrupten Regierungen die Maske herunterreiße. Aber ich erwarte
nicht, dass Sie mir glauben. Sie haben die Wahl zwischen dem sicheren Tod Ihrer Familie und zumindest der Chance, dass ich
Wort halte.«
Nancy wunderte sich, woher sie die Kraft nahm, angesichts dieses Grauens so ruhig und stark zu bleiben. »Ich will mit meinem
Mann sprechen.«
Ondomar nickte. »Selbstverständlich.« Er holte ein Handy hervor, drückte die Wahltaste und reichte es ihr.
Rangar war sofort am Apparat. »Nancy?«
»Rangar! Oh mein Gott! Wie geht es dir? Wie geht es den Kindern?«
»Wir sind okay. Nancy, hör zu. Was immer sie von dir verlangen, tu es nicht! Uns wird …« Sie hörte einen dumpfen Schlag, ein
Stöhnen. Jemand hob das Telefon auf, das zu Boden gefallen war.
Dann eine zarte, verunsicherte Kinderstimme. »Mommy?«
»Timmy! Wie geht es dir, mein Schatz?«
Seine Stimme zitterte leicht. »Die bösen Männer haben Daddy weh getan, Mommy!« Sie hörte, wie er sich bemühte, tapfer zu bleiben
und nicht zu weinen. Es brach ihr das Herz.
»Hab keine Angst, mein Sohn«, presste sie unter Tränen hervor. »Bald lassen euch die bösen Männer gehen. Ganz bestimmt! Ihr
müsst nur alles tun, was sie euch sagen, ja? Seid ganz brav, dann dürft ihr schnell wieder nach Hause.«
»Ja, ist gut.«
»Ich liebe dich, mein Engel!«
»Ich liebe dich auch, Mommy.« Das Gespräch wurde unterbrochen.
Nancys Kinn zitterte. Ihre Furcht verwandelte sich allmählich in Wut. »Sie … Sie Schwein!« Sie schleuderte das |301| Handy auf den Boden, doch es schien keinen Schaden davonzutragen.
Ondomar hob es ungerührt auf und steckte es ein. »Es tut mir leid, dass wir Sie da mit hineinziehen müssen, Nancy«, sagte
er, und es klang aufrichtig. »Wir haben uns diesen Krieg nicht ausgesucht.«
»Sie haben sich meine Familie ausgesucht, um Ihre schmutzigen Ziele zu verfolgen«, stieß sie hervor.
Er nickte. »Sie sind eine tapfere Frau, Nancy Singh. Und Sie sind klug. Sie werden tun, was wir von Ihnen verlangen. Ich werde
über CNN erfahren, ob Sie meine Anweisungen befolgt haben. Wenn ja, lasse ich Ihre Familie sofort frei. Darauf gebe ich Ihnen
mein Wort. Wenn nicht, werden sie alle sterben. Und machen Sie sich keine falschen Hoffnungen: Wir werden Sie selbst nicht
töten. Sie würden sich den Rest ihres Lebens Vorwürfe machen. Glauben Sie mir, das ist schlimmer als der Tod, schlimmer als
die Hölle: zu wissen, man hätte es verhindern können. Sie würden wahrscheinlich einen Orden erhalten, wenn Sie mich verraten,
möglicherweise ins Fernsehen kommen, vielleicht sogar reich werden. Aber Sie würden nie darüber hinwegkommen, dass Sie Ihre
Familie im Stich gelassen haben.« Er hielt ihr das Fläschchen hin.
Widerstrebend nahm Nancy es entgegen und schob es in ihre Handtasche. »Was … was genau muss ich tun?«
Ondomar zog ein zusammengefaltetes Blatt aus der Innentasche seines schlichten grauen Anzugs und breitete es auf dem niedrigen
Couchtisch aus. Es war ein Plan der technischen Anlagen des Hotels. »Sie gehen in diesen Wartungsraum für die Klimaanlage.
Dort gibt es eine Klappe, hinter der sich der Pollenfilter befindet. Er muss regelmäßig gereinigt werden und ist deshalb leicht
zugänglich. Alles, was Sie tun müssen, ist, den Inhalt des Flakons auf den Filter zu gießen und ihn wieder einzusetzen. Sie
werden |302| einen fremdartigen, würzigen Geruch wahrnehmen, mehr nicht.«
»Und dann?«
»Die Männer im Hotel werden sich für kurze Zeit sehr aggressiv verhalten. Wahrscheinlich wird es zu Schießereien kommen. Niemand
wird einen bleibenden Schaden davontragen, außer, er wird von einer Kugel getroffen. Am besten, sie ziehen sich an einen einsamen
Ort zurück und warten ab. Etwa nach einer Viertelstunde wird die Wirkung des Mittels abklingen. Wahrscheinlich werden sie
von der CIA verhört. Doch die Leute werden zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung haben, was passiert ist, und Sie nicht direkt
verdächtigen. Spielen Sie einfach die Ahnungslose – man wird Ihnen glauben. Spätestens vierundzwanzig Stunden später werden
Ihr Mann und Ihre Kinder wieder hier in der Wohnung sein.«
Ondomars Offenheit, die Tatsache, dass er ihr seine Pläne offenlegte, überzeugte Nancy, dass ihr keine Wahl blieb, als seine
Anweisungen zu befolgen, so sehr sie sich auch selbst dafür hassen würde. Trotzdem suchte sie verzweifelt nach einem Ausweg.
»Das
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