Der Duft
du nach Hause kommst.«
»Mach ich. Und noch mal vielen Dank für das Geld!«
»Das ist doch nicht der Rede wert! Ich bin stolz auf dich, mein Mädchen!«
Marie lenkte sich eine Weile damit ab, die Tageszeitungen zu lesen, die voll von Berichten über die bevorstehende Konferenz
in Riad waren. Vorsichtiger Optimismus bestimmte die Kommentare. Man traute Präsident Zinger zu, die verhärteten Fronten der
unterschiedlichen Parteien zumindest ein Stück weit aufzuweichen. Marie wagte nicht, sich vorzustellen, was passieren würde,
wenn die Konferenz durch einen Terroranschlag überschattet wurde. Das durfte einfach nicht sein!
Nach einer Weile legte sie die Zeitungen beiseite und ging im Zimmer auf und ab. Sie hatte alles getan, was sie tun konnte,
redete sie sich immer wieder ein. Sie hatte es geschafft, die Amerikaner auf das Problem aufmerksam zu machen. Seit dem 11.
September 2001 waren ihre Geheimdienste sicher hoch sensibilisiert und würden jede Warnung vor einem Terroranschlag ernst
nehmen. Sie hatte alles richtig gemacht, und die weiteren Ereignisse lagen nicht mehr in ihrer Hand.
Doch je länger sich der Tag hinzog, ohne dass jemand mit ihr sprach, desto schlimmer wurde ihre Unruhe.
|312| Nach etwa zwei Stunden wurde Rafael ins Zimmer gebracht. Er wirkte erschöpft. Offensichtlich war er etwas härter angefasst
worden als Marie. Er berichtete, dass er zunächst allein verhört worden war. Dann waren zwei weitere Männer hinzugekommen,
und er hatte die ganze Geschichte noch einmal erzählen müssen. Einer der Männer, offenbar derselbe, der auch Marie befragt
hatte, war freundlich gewesen, doch der andere, ein älterer Mann in Militäruniform, hatte ihn mehrfach beschuldigt und beschimpft,
ihm einmal sogar mit Schlägen gedroht. Offensichtlich hatten sie das good-guy-bad-guy-Spiel gespielt.
»Du hast uns ein ganz schönes Schlamassel beschert!«, stellte er fest. »Jetzt sitzen wir hier fest und können nichts mehr
machen. Wenn wir Pech haben, kommen wir vor ein US-Gericht.«
»Quatsch! Mr. Anderson wird sich für uns einsetzen, da bin ich sicher. Außerdem sind wir Deutsche. Die Amerikaner können uns
nicht unbegrenzt hier festhalten.«
»Mag sein. Aber möglicherweise dürfen wir jetzt nie wieder in die USA reisen. Und das als Unternehmensberater von Copeland!«
Marie spürte Zorn in sich aufwallen. »Ist das alles, worüber du dir Sorgen machst? Ob du noch mal Urlaub in den USA machen
kannst?« Sie wies auf die Zeitungen, die auf dem Bett ausgebreitet waren. »Lies das mal! Diese Konferenz ist ein historischer
Wendepunkt im Nahostkonflikt! Was hätten wir denn sonst machen sollen?«
Rafael schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht. Vielleicht hätte Bob …«
»Bob war nicht erreichbar, und wir hatten keine Zeit zu verlieren!« Marie merkte, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
Musste sie ihr Verhalten wirklich vor Rafael rechtfertigen? Hatte er am Ende vielleicht sogar recht mit seinen Vorwürfen?
|313| Er senkte den Kopf. »Tut mir leid. Du hast getan, was dir in dem Moment richtig erschien. Mehr kann man nicht machen. Ich
bin einfach ein bisschen müde.«
Sie blinzelte die Tränen beiseite. »Wir haben beide unser Äußerstes gegeben. Ob es richtig oder falsch war, wird die Zukunft
zeigen.«
[ Menü ]
|314| 37.
Harrisburg ging in seinem luxuriösen Hotelzimmer auf und ab und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er hier nicht seine Zeit
verschwendete. Er war jetzt seit fast zwei Wochen in Riad und hatte praktisch nichts bewirkt. Er hatte mit jedem einzelnen
der Hotelangestellten und vielen CIA-Leuten gesprochen. Cricket hatte ihm eine zweite Audienz gewährt und alle seine Fragen
gewissenhaft beantwortet, aber er war nicht von seiner ursprünglichen Position abgerückt, und Harrisburg musste zugestehen,
dass seine Argumente für eine Entwaffnung der Sicherheitskräfte einfach nicht stark genug waren.
Cricket hatte ihm sogar Einblick in die Sicherheitsplanung gewährt – ein Beweis, dass er Harrisburgs Meinung schätzte. Doch
Harrisburg hatte keine Schwachstelle gefunden. Cricket hatte alles so geplant, wie er selbst es auch getan hätte. Nach menschlichem
Ermessen gab es keine Möglichkeit für Terroristen, die Konferenz zu gefährden. Selbst wenn der Vorfall in Bagdad irgendwie
mit Fremdeinwirkung zu tun gehabt hatte, war es so gut wie ausgeschlossen, dass so etwas hier noch einmal passieren konnte.
Das Essen wurde von CIA-Köchen
Weitere Kostenlose Bücher