Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
werden.
    Das Leben ihrer Familie hing an vier verdammten Kreuzschlitzschrauben!
    Verzweifelt sah sie sich um. In dem Raum gab es eine Menge Rohre und einen verschlossenen Schrank, in dem vermutlich Schaltanlagen
     untergebracht waren. Nichts, das wie ein Werkzeug aussah. Der Putzwagen fiel ihr ein. Er |343| stand draußen auf dem Gang, im Blickfeld der Sicherheitskameras. Wenn sie ihn jetzt durchwühlte, würde sie sich möglicherweise
     verdächtig machen.
    Sie begann, in ihrer Handtasche zu kramen. Darin waren ihre Brieftasche, das Handy, Schminkutensilien, Papiertaschentücher,
     ein Foto von Rangar und den Kindern. Sie unterdrückte den Impuls, es anzuschauen. In einer Seitentasche fand sie eine Nagelfeile.
     Sie hatte vergessen, dass sie sie vor langer Zeit dort hineingesteckt hatte. Im Hotel gab es eine Kosmetikerin, bei der sie
     sich regelmäßig einer Maniküre unterzog – zum günstigen Angestelltentarif natürlich.
    Der spitz zulaufende Kopf der Feile passte erstaunlich gut in die kreuzartige Vertiefung der Schrauben, aber das Ding war
     zu kurz und hatte keine gute Grifffläche, sodass sie kaum Drehmoment erzeugen konnte. Sie gab nicht auf und versuchte immer
     wieder, die festsitzenden Schrauben zu lösen. Sie brach sich einen Nagel ab, doch schließlich schaffte sie eine Vierteldrehung.
     Als sei dies das Signal, den Widerstand zu beenden, ließen sich daraufhin auch die übrigen Schrauben lockern, und bald konnte
     sie die Abdeckplatte abnehmen.
    Der Luftfilter lagerte in einem rechteckigen Kasten, den sie an einer Griffmulde herausziehen konnte. Sie spürte einen starken
     Zug, als ein Schwall heißer Wüstenluft in den Raum drang.
    Sie schraubte den Sprühverschluss des Flakons ab und goss die klare, golden schimmernde Flüssigkeit hinein. Ein intensiver
     würziger Duft wie von Zimt, gemischt mit anderen exotischen Aromen, breitete sich in der kleinen Kammer aus. Ein kalter Schauer
     lief ihr über den Rücken. Was immer es sein mochte, das sie hier in den Pollenfilter goss, es war sehr fremdartig.
    Sie verdrängte die Zweifel, die erneut in ihr aufkamen, |344| und schob den Filter zurück in seine Arbeitsposition. Sie befestigte die Abdeckplatte grob mit den vier Schrauben, hielt sich
     jedoch nicht damit auf, sie festzuziehen. Die CIA würde ohnehin später herausfinden, was sie getan hatte.
    Sie atmete tief durch, zog das Kopftuch noch ein bisschen tiefer ins Gesicht, verbarg ihre Handtasche wieder unter dem Kittel
     und verließ den Raum. Mit schlurfenden Schritten schob sie den Putzwagen durch den Gang.

[ Menü ]
    |345| 43.
    Bob Harrisburg wedelte mit seinem Armyausweis und versuchte, die CIA-Beamten von der Dringlichkeit der Situation zu überzeugen,
     doch es blieb ihm nicht erspart, sich der Überprüfung an der Sicherheitsschleuse zu unterziehen, ebenso erging es Marie. Dann
     endlich hatten sie den Metalldetektor hinter sich.
    »Kommen Sie!«, rief Harrisburg und rannte voraus. Marie, die immer noch keine rechte Vorstellung davon hatte, was genau sie
     hier eigentlich machen sollte, folgte ihm atemlos.
    Sie hetzten eine enge Betontreppe hinauf, die sicher nie ein Hotelgast zu sehen bekam. Nach drei Stockwerken rannten sie durch
     einen Gang, der ebenfalls nur vom Personal genutzt wurde, und gelangten schließlich in einen großen Raum, der ursprünglich
     als Lager gedient haben musste, jetzt jedoch aussah wie das NASA-Kontrollzentrum in Houston. In mehreren Reihen aus einfachen
     Schreibtischen saßen Männer und Frauen in Zivilkleidung und starrten angestrengt auf die Bildschirme ihrer Laptops. Dicke
     Kabelstränge führten von den Tischen zu großen Regalen mit technischen Geräten, an deren Fronten unzählige Leuchtdioden blinkten.
     An einer Wand waren ein Dutzend Flachbildschirme montiert, die im schnellen Wechsel Bilder verschiedener Hotelabschnitte zeigten.
     Ein besonders großer Monitor in der Mitte zeigte das Innere der Glaskugel im oberen Teil des Gebäudes. Dort war ein riesiges
     Rund errichtet worden, um das die Konferenzteilnehmer saßen. In der Mitte stand gerade ein Mann, den Marie aus dem Fernsehen
     als neuen UN-Generalsekretär kannte, |346| und sprach zu den Versammelten, doch was er sagte, konnte sie nicht hören, da der Ton abgestellt war.
    Obwohl der Raum überfüllt war, herrschte eine angespannte Stille, deren Intensität durch das leise Klacken der Tastaturen
     und Computermäuse eher noch verstärkt wurde. Als Harrisburg und Marie die Tür aufrissen und in

Weitere Kostenlose Bücher