Der Duft
Stadtverkehr.
Die Fahrt erschien Marie fast so halsbrecherisch wie die mit dem unglücklichen Nathan Gombali durch die Hügel am Fuß des Virunga-Massivs.
Die meisten Autofahrer in Riad schienen sich weder um Verkehrsregeln noch um Blaulichter und Sirenen zu scheren, und so kam
es zu mehreren Beinaheunfällen, doch Harrisburg trieb den offensichtlich eingeschüchterten Soldaten unbarmherzig zur Eile
an.
Als sie das Hotel erreichten, war es bereits vier Uhr. Maries Blick glitt an dem imposanten Gebäude hinauf, das wie ein riesiger
Dolch in den Himmel ragte. Hoch oben befand sich eine mehrere Stockwerke hohe Glaskugel, die wie ein Globus dekoriert worden
war. Dort versammelten sich in diesem Moment die wichtigsten Staatsoberhäupter der Welt, um über das Schicksal einer ganzen
Region zu beraten – einer Region, die seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe gekommen war.
Der Eingang des Hotels wurde von Dutzenden Kamerateams belagert. Eine Gasse war freigelassen worden, um verspäteten Ankömmlingen
die Zufahrt zur unterirdischen Garage zu ermöglichen. Der Militärjeep fuhr mit quietschenden Reifen die Einfahrt hinab, und
Marie war sich |340| vage bewusst, dass die Reporter die Kameras in ihre Richtung gedreht hatten. Sie fragte sich, welche wilden Spekulationen
ihre hastige Ankunft wohl auslösen würde.
Doch wenn sie nicht schnell genug waren, würde dieses Ereignis von weit dramatischeren Vorkommnissen überschattet werden.
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|341| 42.
Nancy sah auf die Uhr. Kurz nach vier. Zeit, ihren Plan umzusetzen. Sie seufzte und tat so, als wische sie sich mit einem
Taschentuch Schweiß von der Stirn. »Ich glaube, ich brauche mal eine kleine Pause«, sagte sie zu Jack Tobin.
Er nickte und lächelte ihr zu. »Kein Problem. Ich denke, sie sind jetzt alle oben, und in den nächsten zwei Stunden haben
wir hier ohnehin nicht viel zu tun.«
Sie verschwand in Richtung der Pantry, bog jedoch kurz vorher ab und betrat eine Abstellkammer, in der alle möglichen Reinigungsutensilien
untergebracht waren. Dort streifte sie den Kittel einer Reinigungskraft über und legte das dunkelgraue Ersatzkopftuch um,
das sie stets in ihrer Handtasche dabei hatte. Nun war sie für die Sicherheitskameras kaum noch zu erkennen.
Sie nahm sich einen der Wagen, die mit sauberen Handtüchern, Putzutensilien und Müllsäcken ausgestattet waren, und trat hinaus
auf den Gang in den Sichtbereich der Überwachungskameras. Betont langsam schlurfte sie in Richtung des Raums, den Ondomar
ihr angewiesen hatte.
Ihr Puls raste. Wenn ein aufmerksamer CIA-Beamter die Überwachungskameras beobachtete, dann hatte er gesehen, wie eine Hotelmanagerin
die Kammer betreten hatte und eine Putzfrau herausgekommen war. Sie erwartete, dass jeden Moment bewaffnete Sicherheitsbeamte
angestürmt kamen und sie aufforderten, sich flach auf den Boden zu legen, die Arme ausgestreckt. Doch nichts dergleichen geschah,
und der Gedanke an ihre Familie gab ihr die Kraft, in Ruhe weiterzugehen.
Endlich erreichte sie den Wartungsraum. Die Tür war |342| verschlossen, doch Nancy hatte den Schlüssel bereits zu einem früheren Zeitpunkt aus dem Kasten genommen, zu dem sie als Leiterin
des Gästeservices jederzeit Zugang hatte. Die Tür war von außen unmarkiert, sodass sie auf dem Bild der Überwachungskameras
nicht von einer gewöhnlichen Abstellkammer zu unterscheiden war.
Nancy nestelte mit dem Schlüssel am Schloss. Ihre Hände zitterten, und der Schlüssel fiel ihr aus der Hand. Sie unterdrückte
den Impuls, sich umzusehen, bückte sich und hob ihn auf. Eine ungeschickte Reinigungskraft, weiter nichts.
Endlich betrat sie die Kammer. Ein kurzer Blick durch den Raum bestätigte ihr, dass hier keine Sicherheitskameras angebracht
waren. Sie fand auf Anhieb die Wartungsklappe des Pollenfilters. Dahinter war ein beständiges Rauschen zu hören. Ondomars
Plan hatte keine konkreten Hinweise darauf enthalten, wie die Klappe zu öffnen war. Sie hatte damit gerechnet, einen Hebel
zu finden oder vielleicht einen einfachen Magnetverschluss. Doch jetzt sah sie, dass die Abdeckung mit vier Kreuzschlitzschrauben
befestigt war.
Sie hatte nicht daran gedacht, einen Schraubenzieher mitzunehmen.
Sie sah auf die Uhr: sechzehn Minuten nach vier. Sie wusste nicht, wie genau Ondomar es mit dem Zeitplan nehmen würde, aber
er hatte ihr mehrfach eingeschärft, die Flüssigkeit in dem Flakon müsse genau um 16.15 Uhr in den Luftfilter gegossen
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