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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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reagiert hat und sofort nach Bagdad geflogen ist, um sich bei
     den Eltern der Kinder persönlich |91| zu entschuldigen, haben Syrien und Iran am Ende doch nicht abgesagt. Man kann sagen, was man will, aber der Mann hat Mut!«
    »Glauben Sie, es gibt einen Zusammenhang zwischen der Konferenz und dem Vorfall?«
    »Das weiß ich ebenso wenig wie Sie. Aber wir können es nicht ausschließen, oder?«
    »Nein, das können wir nicht.«
    »Nehmen wir mal an, es wäre so: Jemand hat irgendwie unsere Soldaten dazu gebracht, durchzudrehen, um damit den Friedensprozess
     zu torpedieren. Dann hat er sein Ziel noch nicht erreicht. Und das bedeutet, er wird es wieder versuchen.«
    »Was können wir Ihrer Meinung nach tun?« Harrisburg ahnte die Antwort.
    »Ich möchte, dass Sie nach Riad fliegen«, bestätigte Panicek seine Vermutung. »Sehen Sie sich vor Ort um. Vielleicht finden
     Sie dort einen Hinweis. Ich habe einfach ein Scheißgefühl bei der Sache. Diese Konferenz ist für Terroristen so anziehend
     wie ein Misthaufen für Fliegen.«
    »Sir, die CIA ist für die Sicherheit der Konferenz zuständig. Sollten wir sie nicht offiziell über Ihre Sorge informieren?«
    »Das hab ich schon gemacht. Ich habe denen Ihren Bericht geschickt. Aber Sie wissen ja, wie das ist: Die nehmen uns nicht
     ernst, und es gibt eine Menge Rivalitäten zwischen ihnen und der Army. Wenn wir ihnen einen Tipp geben, denken sie, wir wollen
     sie reinlegen oder uns in Sachen einmischen, die uns nichts angehen.«
    »Wenn das so ist, kann ich vor Ort erst recht nichts ausrichten.«
    »Ich habe mit Jenny Weissmann gesprochen. Sie hat dafür gesorgt, dass Sie die Befugnisse eines Sonderermittlers im Sicherheitsstab
     des Präsidenten bekommen. Damit dürfen |92| Sie überall hin und müssen sich von niemandem etwas sagen lassen. Befehle erteilen können Sie allerdings auch nicht.«
    Harrisburg dachte einen Moment nach. »Sir, ich teile Ihre Sorge. Aber ich bezweifle sehr, dass ich einen Anschlag verhindern
     kann, wenn tatsächlich einer geplant ist. Dazu fehlen uns einfach die Anhaltspunkte«
    Panicek grinste schief. »Sie sind mein bester Mann, Bob. Im Unterschied zu den Wichtigtuern von der CIA denken Sie nach, bevor
     Sie etwas sagen. Sie sind Psychologe, und Sie wissen besser als die meisten, wie Terroristen denken. Sie sehen vielleicht
     Zusammenhänge, die den anderen verborgen bleiben. Und selbst, wenn Sie am Ende nichts ausrichten können – ich will mir jedenfalls
     hinterher nicht vorwerfen lassen, wir hätten es nicht wenigstens versucht!«

[ Menü ]
    |93| 10.
    Die Europazentrale von Copeland & Company befand sich in einem eleganten Glasturm in der Londoner City. Als Marie
     Will Bittners Büro betrat, stand er mit dem Rücken zu ihr am Fenster und sah hinaus auf die Themse, als überlege er, sich
     im nächsten Moment dort hinunterzustürzen. Sie hätte sich natürlich auch in Berlin mit ihm treffen können – dort gab es immerhin
     ein paar Büro- und Konferenzräume, die die Firma für solche Zwecke angemietet hatte, und eine Sekretärin für die Terminkoordination.
     Aber alle wesentlichen Entscheidungen wurden in London getroffen, und Will verbrachte hier so viel Zeit wie möglich.
    Er wandte sich zu ihr um. »Hallo, Marie. Setz dich bitte!« Er deutete auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch. Mit seinem
     runden, pausbäckigen Gesicht und den hellbraunen Locken wirkte er jünger, als er war. Normalerweise umspielte stets ein charmantes
     Lächeln seine Lippen, jedenfalls, wenn Kunden in der Nähe waren. Jetzt jedoch blieb seine Miene eisig.
    Er ließ sich in seinen ledernen Chefsessel fallen. »Der Vorfall in Dreieich ist die größte Katastrophe, die Copeland &
     Company je passiert ist«, sagte er.
    Marie zuckte zusammen. »Ich … ich verstehe ja auch nicht, wie das geschehen konnte!«
    »Was gibt es da zu verstehen?« Wills Stimme war ruhig, beinahe mitleidig, als spreche er mit einem uneinsichtigen Kind. »Rico
     und Konstantin mochten sich nicht und haben sich mehrfach gestritten, das hast du selbst gesagt. Dann ist der Streit eskaliert.
Und du warst nicht da! «
Die letzten |94| Worte sagte er mit leicht erhobener Stimme, wie ein Staatsanwalt kurz vor dem Plädoyer.
    Marie konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Sie lief nervös auf und ab, unfähig, in dieser Situation auf einem Stuhl
     zu sitzen. Sie war immer noch kaum fähig, das Ausmaß des Desasters zu begreifen, das über sie hereingebrochen war. Rico mit
    

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