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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Grund.«
    »Jetzt reicht es aber, Rafael! Hör auf mit diesem Unsinn! Konzentrier dich endlich auf die Fakten! Und wenn ich sage, wir
     fliegen zurück, dann tun wir das, und damit basta!«
    Rafael sprang von seinem Stuhl auf. »Wenn man als Berater sein Gehirn abschalten muss, dann verzichte ich lieber darauf! Du
     bist diejenige, die Scheuklappen trägt, nicht ich!«
    Die Tür ging auf, und Borg steckte seinen Kopf herein. »Können Sie vielleicht etwas leiser sein? Ich muss mich konzentrieren
     und kann Herumbrüllen nicht gebrauchen!«
    Marie spürte, wie sie knallrot anlief. »Entschuldigung, Dr. Borg. Wir … ich meine, ich werde dafür sorgen, dass Sie nicht
     mehr gestört werden!«
    »Gut«, sagte Borg und schloss die Tür.
    Rafael setzte sich wieder. Zumindest machte er einen hinreichend zerknirschten Eindruck. »Tut mir leid, dass ich laut geworden
     bin. Aber ich denke trotzdem, dass …«
    »Schluss jetzt«, sagte Marie. »Kein Wort mehr. Du schreibst bitte ein Protokoll darüber, was uns Borg vorhin erzählt hat.
     Füge auch eine Layoutskizze der Station bei. Ich frage mal, ob wir eine Aufstellung der Geräte bekommen können.«
    »Okay«, sagte Rafael nur und wandte sich seinem Laptop zu.
    Marie ging zu dem Büroraum am Ende des Ganges. Borgs Assistentin lächelte scheu.
    »Können wir vielleicht eine Liste der technischen Ausstattung |146| bekommen, die sich hier befindet?«, fragte sie auf Englisch. »Und wo gibt es hier eine Toilette?«
    »Toilette ist draußen«, gab Frau Bemba zurück. »Kleiner Schuppen. Nicht sehr schön, leider, hier gibt es kein fließendes Wasser.
     Wegen der Liste frage ich Dr. Borg.«
    Marie bedankte sich und verließ das Gebäude. Im Inneren des kleinen Schuppens war es heiß, und es stank erbärmlich. Die Toilette
     bestand aus einem einfachen Holzgestell über einem Loch im Boden. Überall waren Fliegen.
    Marie überwand ihren Ekel. Wenigstens gab es einen kleinen Waschtisch mit einem Wasserkanister und eine Flasche mit Desinfektionslösung.
     Sie mochte sich gar nicht vorstellen, welche Krankheitskeime hier lauerten. Ein Grund mehr, vorzeitig nach Deutschland zurückzukehren.
    Sie trat ins Freie und nahm einen tiefen Zug von der feuchten, frischen Luft. Sie wollte gerade zurück ins Labor gehen, als
     ihr ein paar abgeknickte Blätter und Zweige nicht weit von dem Schuppen auffielen. Jemand war hier vor kurzem in den Wald
     gegangen.
    Sie schob einige große Farnblätter beiseite und entdeckte einen schmalen Pfad im dichten Unterholz. Ehe sie richtig wusste,
     was sie tat, drang sie in das Dickicht ein und folgte dem Weg, der sich zwischen Bambus und Farnen hindurchwand. Nach ein
     paar Dutzend Metern blieb sie stehen. Was tat sie hier? Borg hatte doch davon gesprochen, die Kaffeeplantage wäre von hier
     aus am besten zu Fuß zu erreichen. Er hatte auch gesagt, dass es gefährlich sei, allein im Wald herumzuirren, und sie zweifelte
     nicht an der Richtigkeit dieser Aussage.
    Gerade, als sie umkehren wollte, hörte sie zwischen den fremdartigen Rufen der Vögel und dem fernen Trompeten eines Elefanten
     den Gesang einer menschlichen Stimme. Eine Frau sang ein Lied. Es hatte eine einfache, einprägsame Melodie, sanft und beruhigend
     wie ein Kinderlied. |147| Die Stimme kam aus einiger Entfernung und klang gedämpft.
    Neugierig folgte Marie dem Klang. Nach einigen weiteren Windungen erreichte sie eine kleine Lichtung mit einer Holzhütte,
     vielleicht fünf Meter lang und ebenso breit. Sie schien noch nicht lange dort zu stehen, denn statt von üppiger Vegetation
     war sie von aufgewühltem Erdreich umgeben, und das unbehandelte Holz war noch hell.
    Der Gesang kam eindeutig aus der Hütte. Wahrscheinlich wohnte dort eine afrikanische Familie. Sie konnte sich allerdings nicht
     erklären, warum jemand hier mitten im Wald hausen wollte. Vielleicht Hilfsarbeiter der Feldstation?
    Um den Gesang nicht zu stören, trat sie leise näher und kam sich dabei wie ein Eindringling vor. Ein fremdartiger, strenger
     Geruch ging von der Hütte aus, so als lebten dort nicht Menschen, sondern Tiere. Erfüllt von einer seltsamen Vorahnung warf
     sie einen Blick durch eines der Fenster.

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    |148| 16.
    In der Mitte des quadratischen Innenraums stand ein großer Tisch, auf dem einige chemische Apparaturen und Glasgefäße aufgebaut
     waren. An den Wänden reihten sich große vergitterte Boxen. Was sich darin befand, konnte Marie in der trüben Beleuchtung nicht
     erkennen.
    Auf

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