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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Nein, das werde ich nicht tun«, sagte
     sie mit fester Stimme. »Ich bin Ihre Gefangene, nicht Ihre Konkubine!«
    Ondomar wurde bleich. Er sah aus, als habe sie ihm gerade eine schallende Ohrfeige verpasst. »Sie sind ganz schön mutig, mich
     so zurückzuweisen.«
    Marie sagte nichts.
    Langsam verzogen sich Ondomars schmale Lippen zu einem dünnen Lächeln. »Sie werden dieses Kleid für mich anziehen, Marie«,
     sagte er leise. »Sie haben zwei Möglichkeiten: Sie tun es jetzt, freiwillig, nur vor meinen Augen. Oder ich rufe meine Männer
     und lasse Ihnen die Kleider vom Leib reißen.«

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    |238| 27.
    Ondomars Stimme wurde sanft. Er sprach zu ihr wie zu einem ängstlichen Kind. »Ich will dir doch nichts antun, Marie. Ich möchte
     nur, dass du dieses Kleid trägst, ein einziges Mal. Ich habe es einmal für ein Mädchen in Deutschland gekauft. Sie war schön
     wie du, doch sie hat mich im Stich gelassen, als ich sie am dringendsten brauchte. Bitte, tu mir den Gefallen!«
    Marie presste die Lippen aufeinander. Sie warf einen Blick zum Zelteingang, der ein paar Meter entfernt war. Selbst, wenn
     sie es schaffte, bis dorthin zu fliehen, würde sie spätestens von der draußen postierten Wache aufgehalten werden.
    Ondomars Gesicht verfinsterte sich. »Ich sehe, du bist verstockt! Ihr Frauen des Westens habt einfach nicht gelernt, einem
     Mann den nötigen Respekt zu erweisen!« Er packte den Saum ihrer Kostümjacke.
    Panik überwältigte Marie. Sie versuchte, sich loszureißen, und schlug verzweifelt um sich. »Lassen Sie mich los!«
    »Du kleine Schlampe!«, zischte Ondomar. »Willst du wohl gehorchen!« Er schlug ihr mit der Rechten ins Gesicht.
    Marie taumelte zurück, bis sie mit dem Rücken an der Zeltbahn stand. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie auf Ondomar, der
     sich ihr langsam näherte. Seine Stimme wurde wieder sanft. »Ich will dir nichts antun. Ich will doch nur, dass du mich einen
     Augenblick lang deine Schönheit genießen lässt, meine kleine Wüstenrose!« Doch in seinen Augen lag nackte Gier.
    »Niemals!«, rief Marie mit dem Mut der Verzweiflung.
    |239| Ondomars Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln. »Also schön. Wenn du es nicht freiwillig tust …« Blitzschnell packte
     er die Knopfleiste ihrer Bluse und riss sie auseinander. Seine Stirn runzelte sich.
    »Nanu, was haben wir denn da!«, sagte er und griff nach Maries BH, um das Fläschchen hervorzuziehen.
    Marie schlug nach seiner Hand. Das Fläschchen fiel herab, schlug auf den Fuß eines kleinen Tischchens und zerbrach, sodass
     die klare Flüssigkeit herauslief. Ein fremdartiger, süßlicher Geruch wie von einem exotischen Gewürz breitete sich aus.
    Ondomar erstarrte. »Was …« Sein Gesicht verzerrte sich, er stieß einen Wutschrei aus und hob die Hand zum Schlag.
    Marie warf sich zur Seite. Sie fiel der Länge nach hin.
    Ondomar schien in blinde Raserei zu fallen. Er schlug und trat um sich. Wieder gab er einen unmenschlichen Schrei von sich.
     Dann griff er einen Schemel und schwang ihn über den Kopf. Wenn er Marie damit traf …
    Die Zelttür öffnete sich, und der Afrikaner kam herein, gefolgt von zwei Arabern. Einer davon war der Mann, der sich als Kadin
     vorgestellt hatte. Offenbar hatten Ondomars Schreie die Männer alarmiert.
    Kadin rief etwas auf Arabisch, das wie eine Frage klang. Zur Antwort warf Ondomar mit einem Wutschrei den Schemel in Richtung
     der Männer.
    Kadin riss verblüfft die Augen auf. Er hob die Hände und kam näher. Dann blieb er abrupt stehen, und auch sein Gesicht verzog
     sich zu einer schrecklichen Grimasse der Wut. Er zog einen langen Dolch aus seinem Gewand hervor und stürzte sich auf Ondomar.
     Die beiden anderen Männer versuchten, ihn festzuhalten, und im nächsten Moment waren alle vier in einen Tumult verwickelt.
     Marie schienen sie dabei vollkommen zu vergessen.
    |240| Während neben ihr ein mörderischer Kampf tobte, rollte sie sich unter der Zeltbahn hindurch. Die Kühle und Dunkelheit der
     Nacht umfingen sie. Aus dem Zelt waren dumpfe Schreie und das Splittern von Holz zu hören. Dann krachte ein Schuss.
    Augenblicklich geriet das Lager in Aufruhr. Männer kamen aus ihren Zelten, Gewehre und Pistolen in den Händen. Einige blieben
     stehen und sahen sich suchend um, während andere auf Ondomars Unterkunft zurannten. Marie kroch hinter einen Busch, wartete
     einen günstigen Moment ab und schlich in Richtung ihres Zeltes. Sie wusste, ihr Leben war keinen Cent mehr wert,

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