Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
Ort aufzutauchen. Oder dass der einzige Vampir, der imstande war, den Keller zu betreten, über Fähigkeiten verfügen musste, wie sie sie selbst besaß.
Ihr blasses, apartes Gesicht verwandelte sich in eine glatte, undurchdringliche Maske.
»Das ist eine Möglichkeit, die ich untersuchen muss.«
»Untersuchen?« Santiago umfasste ihren Arm fester, da er mit einem Mal spürte, dass ihm die Richtung, die dieses Gespräch nahm, nicht gefallen würde. »Wo untersuchen?«
Die dunklen, unergründlichen Augen verrieten nichts.
»Ich muss meinen Ältestenrat aufsuchen.«
Ja, er hatte recht gehabt.
Es gefiel ihm wirklich nicht. Tatsächlich ärgerte ihn allein der Gedanke daran, dass diese Frau an einen Ort verschwinden könnte, wohin er ihr nicht folgen konnte.
»Ihr kehrt hinter den Schleier zurück?«, bellte er.
»Vorerst.«
»Glaubt Ihr, dass der Vampir ein Mitglied Eures Clans war?«
Ihre schlanken Finger griffen nach dem Medaillon um ihren Hals. Die völlige Ruhe, die sie immer noch ausstrahlte, verstärkte seine Verärgerung nur noch.
»Das ist eine von zahlreichen Möglichkeiten.«
»Ich dachte, Euer kostbares Volk habe sich über die Schwächen von uns reinen Wilden hinausentwickelt?«
Ein gedämpftes Räuspern war zu vernehmen, dann trat Salvatore neben Nefri.
»Diese Angelegenheit fängt an, sich wie eine Sache für zwei anzufühlen, und ich habe wichtigere Dinge zu erledigen«, meinte er.
Santiago ließ den Werwolf nur zu gerne seine Verärgerung spüren. Schließlich gab es so manches, was in Angriff genommen werden musste.
»Welche wichtigeren Dinge?«, erkundigte er sich argwöhnisch.
Die erstickende Macht des Königs breitete sich rasch im Raum aus. »Nicht, dass ich Euch Rechenschaft schuldig wäre, Blutsauger, aber ich habe die Absicht, meine schwangere Gefährtin an einen sichereren Ort zu bringen.«
Santiago zog eine Grimasse. Wie groß sein Vergnügen daran, den Werwolf zu verspotten, auch sein mochte – er war ebenso wie sein Anasso den kostbaren Babys treu ergeben, die Harley erwartete.
Und zwar nicht nur, weil sie die Schwester seiner Königin war, sondern auch deshalb, weil Kinder für alle Dämonen ein rares und wertvolles Geschenk darstellten, ganz besonders jedoch für die Rassewölfe.
»Sie ist bei Styx und Darcy stets willkommen«, bot er an. »Es gibt nur wenige Orte, die noch sicherer sind.«
Salvatore nickte. »Es besteht kein Zweifel daran, wohin sie gebracht werden will. Ich zöge es ja vor, sie zu meinem Versteck in Italien zurückzubringen, doch Harley hat ihren eigenen Kopf.«
Santiago warf einen verstohlenen Blick auf die schweigende Vampirin, die neben ihm stand. »Früher einmal wussten die Frauen noch, wohin sie gehörten.«
Salvatore brach in schneidendes Gelächter aus. »Ja, und früher einmal fielen Weihnachten und Ostern auf einen Tag«, spottete er, indem er ebenfalls einen Blick auf Nefri warf. »Wenn ich meine Gefährtin untergebracht habe, will ich Antworten hören. Verstanden?«
Sie neigte zustimmend den Kopf, obgleich Santiago den Verdacht hegte, dass sie den Werwolf mit erschreckender Leichtigkeit in winzige Stücke hätte reißen können.
Nachdem er seinen Willen kundgetan hatte, schickte sich Salvatore an, der Wolfstöle die Treppe hinauf zu folgen. Oben angekommen verschloss er die Türe und versperrte sie mit einem deutlich hörbaren Klicken.
»Arroganter Hund«, knurrte Santiago.
»Ich glaube, da gibt es ein Sprichwort über einen Esel, der einen anderen Langohr schimpft«, erwiderte Nefri ruhig und löste sich mit einer entschlossenen Bewegung aus seinem Griff.
Sie schickte sich an, ohne ihn zu verschwinden.
Das war inakzeptabel.
Aber weshalb?
Santiago missfiel die leise Stimme, die ihm zuflüsterte, dass er seinen Gründen eigentlich nicht allzu genau nachgehen wollte. Er wollte sich einreden, dass er sie nur deshalb nicht gehen lassen wollte, weil er grundsätzlich Personen, die aus dieser Welt verschwanden, misstraute.
Was, wenn sich der Vampir, der verantwortlich dafür war, dass Kassandra gefangen genommen worden war, hinter dem Schleier verbarg? Dann würden sie ihn niemals finden. Und sie konnten wohl kaum darauf vertrauen, dass diese Frau ihn verriet.
Jedermann wusste, dass die Unsterblichen eine geschlossene Gemeinschaft waren, deren Mitglieder sich gegenseitig mit fanatischer Hingabe beschützten.
Ja.
Nur ein Dummkopf würde es ihr gestatten zu verschwinden.
»Ich bin kein Hund, und wir haben unsere Unterhaltung noch
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