Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
ein halbes Dutzend Sylvermyst sowie den Zauberer.«
Jaelyn runzelte die Stirn und blickte Ariyal prüfend in das so arrogante wie perfekt geformte Gesicht. Sie konnte hinter dieser sorgfältig aufgesetzten Maske seine aufgewühlten Emotionen spüren und hasste gleichzeitig das Wissen darum, dass er sie vor ihr verheimlichen wollte.
»Das war mehr oder weniger das, was du erwartet hattest, oder?«
»Ja.«
»Wo liegt dann das Problem?«
Schweigend dachte er über ihre Frage nach und seufzte dann schließlich.
»Ich weiß es nicht.«
Sie zog die Augenbraue hoch. »Vielleicht kannst du es noch etwas ungenauer formulieren?«
»Ich denke, du solltest hierbleiben …«
»Nein.«
In seinen Augen loderte Zorn auf. »Verdammt, Jaelyn, es ist sehr gut möglich, dass es sich um eine Falle handelt!«
»Dann ist es umso wichtiger, dass ich mit dir gehe.«
»Dank deiner Ausbildung weißt du haargenau, dass du das lassen solltest, Jägerin«, entgegnete Ariyal mit heiserer Stimme. »Wenn ich nicht mehr zurückkehre, dann musst du deinen Orakeln berichten, dass ich versagt habe und dass Tearloch das Kind benutzen wird, um den Fürsten der Finsternis auferstehen zu lassen.«
Er hatte recht.
Wenn ihre augenblickliche Aufgabe darin bestünde, das Kind zu holen und die Welt vor dem Fürsten der Finsternis zu retten, dann wäre es wohl besser, wenn einer von ihnen sich in die Höhlen schlich, während der andere abwartete, bis Gewissheit bestand, dass es sich um keine Falle handelte.
Aber sie war damit beauftragt worden, in Ariyals Nähe zu bleiben und seine Bewegungen im Auge zu behalten.
Das passte ihr in diesem Moment sehr gut.
»Es sind nicht meine Orakel«, wies sie seine Behauptung zurück.
»Wir werden darüber nicht streiten.« Er hieb mit der Hand durch die Luft und sah vom Scheitel bis zur Sohle wie ein Prinz aus. »Der einzige vernünftige Plan sieht so aus, dass ich versuche, das Kind zu retten, während du dir einen sonnensicheren Ort suchst, um das Ende des Tages abzuwarten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun.«
»Du kannst es nicht tun? Meinst du nicht, dass du es nicht willst ? «
Die Luft glühte unter der Macht seiner kaum gebändigten Kräfte.
Jaelyn blieb standhaft. »Nein, ich meine, ich kann es nicht.«
»Warum?«
»Ich muss bei dir bleiben.« Sie sah ihm offen in die Augen. »Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
Sie wappnete sich, um Ariyals Wutausbruch standzuhalten. Oder sogar seiner möglichen Drohung, sie in den Keller zu sperren und dort verrotten zu lassen.
Aber stattdessen behielt er seine verbissene Selbstbeherrschung bei und trat ganz bewusst einen Schritt zurück.
Das wäre allerdings nicht notwendig gewesen.
Jaelyn konnte die mentalen Barrieren spüren, die er zwischen ihnen errichtete, ohne dass er sie ihr auch körperlich gezeigt hätte.
»Und du wirfst mir vor, mich ungenau auszudrücken.«
In Jaelyn keimte der Wunsch auf, zu … was? Ihn um Verständnis anzuflehen? Ihn zu fragen, ob er dies hier für das reinste Vergnügen für sie hielte?
Sie hatte nicht darum gebeten, die Marionette der Orakel zu werden, nicht wahr? Oder darum, es mit dem einzigen Mann auf der ganzen Welt zu tun zu bekommen, der sie so behandelte, als sei sie mehr als eine Tötungsmaschine …
Und ganz sicher hatte sie nicht darum gebeten, dass ihre Gefühle nach Jahrzehnten, in denen sie geglaubt hatte, sie wären gründlich vernichtet worden, zutage gefördert wurden.
»Mir bleibt keine andere Wahl«, murmelte sie lahm.
»Natürlich nicht.« Ein humorloses Lächeln legte sich aufAriyals Lippen. »Sag mir, Schätzchen, wärst du bereits verschwunden, wenn ich nicht deine augenblickliche Verpflichtung darstellen würde?«
Er kannte also tatsächlich keine Gnade.
Sie fingerte an ihrer Schrotflinte herum und trat unter seinen düsteren Blicken unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Lieber ließe sie sich bei lebendigem Leib häuten, als dieses quälende Gespräch fortzusetzen.
»Eine Jägerin zu sein bedeutet, dass ich dahin gehen muss, wohin zu gehen mir befohlen wird.«
»Und das verweist mich wirklich in meine Schranken, nicht wahr?«
Mit einer fließenden, eleganten Bewegung drehte sich Ariyal auf dem Absatz um und schritt mit durchgedrücktem Rücken und stolz erhobenem Kopf über den Scheunenhof.
»Verdammt!«
Ein grausamer Schmerz durchzuckte Jaelyn, die sich zwang, ihm nachzusehen, als er fortging.
Sosehr es sie drängte, ihm zu folgen – sie zwang sich,
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