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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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…«
    »Gehen wir«, sagte Gruber und sprang ungeduldig auf. Im Nu hatte er die Karte vom Tisch genommen.
    »Und die Fortsetzung?«, fragte Aaro. »YX4857 …«
    »Nein«, unterbrach ihn der Deutsche heiser. »Die ist nicht mehr wichtig. Wir sind auf der richtigen Spur.«
    Auf einmal war der Tonfall des Mannes völlig anders, sachlich und erleichtert. Er lächelte beinahe.
    Wir sind auf der richtigen Spur, hatte er gesagt. Aaro bekam einen Schreck. Er begriff, dass er einem Verbrecher geholfen hatte. Fragte sich nur, wobei. War es verkehrt, einem Kriminellen zu helfen, um sein Leben zu retten? Wenn es um das eigene Leben ging, waren doch wohl alle Mittel erlaubt? Aber Aaro war sich gar nicht mehr sicher, ob sein und Nikos Leben noch in Gefahr waren. Der Mann strahlte etwas sehr Widersprüchliches aus: einerseits kompromisslose Härte, andererseits erinnerte seine leidenschaftliche Suche auch an einen durchgeknallten Wissenschaftler …
    Gruber nahm außer der Karte das Blatt mit der Zahlen-Buchstaben-Kombination an sich.
    »Entschuldigung«, sagte Aaro vorsichtig und räusperte sich. »Was ist das für ein Code?«
    Der Deutsche stopfte die Unterlagen in eine Plastiktüte. »Das ist ein verfluchter Code. Jedenfalls für meinen Vater. Er hat ihn geschaffen und dann die Folgen erleiden müssen …« Er hielt in seiner Bewegung inne und sah Aaro in die Augen. »Und für dich gilt das Gleiche. Es ist ein verfluchter Code.«
    Dietrich Grubers schiefes Grinsen sorgte für Gänsehaut auf Aaros Armen.
    Der Deutsche sah zu seinem Handlanger hinüber. »Achim, bring die Jungen in den Keller. Wir sind auf die richtige Spur gestoßen.«
    Aaro spürte den Geschmack von Metall im Mund. Er hatte auf Zeit gespielt, aber jetzt war sie abgelaufen. Er musste noch mehr Zeit schinden, um jeden Preis.
    Der Mann, der Achim genannt wurde, schwenkte die Waffe in Richtung Aaro, der sich schon immer gefragt hatte, warum sich zum Tode Verurteilte ihrem Schicksal beugten. Was hatten sie denn zu verlieren, wenn der Tod sowieso nur ein paar Schritte entfernt war? Warum wollten sie nicht wie Löwen sterben, kämpfend bis zum Schluss? Dafür würde ein kleines Zeichen von Widerstand schon genügen, würdevoller Stolz.
    Aaro blieb hartnäckig vor dem Computer sitzen und sah den Deutschen an, der eine große Taschenlampe aus dem Regal nahm und in die Plastiktüte schob.
    »Wenn uns etwas zustößt, wird man Sie garantiert erwischen«, sagte Aaro, ohne das Zittern in seiner Stimme vermeiden zu können.
    Dietrich Gruber machte sich nicht einmal die Mühe aufzublicken. »Ach ja«, schnaubte er. »Und warum? Los jetzt, beweg dich!«
    »Weil ich diese Mail hier abgeschickt habe.« Aaro öffnete das Gmail-Programm und darin den Ordner »Gesendete Nachrichten«.
    Der Deutsche trat irritiert neben ihn und beugte sich über den Bildschirm. Aaro öffnete die Mail, die er abgeschickt hatte, und übersetzte den Inhalt ins Englische. Es stand alles darin, einschließlich des Standorts der Villa.
    »Wenn uns etwas passiert«, sagte Aaro, jetzt schon mit etwas mehr Sicherheit in der Stimme, »liest mein Vater diese Mail. Und dann haben Sie ausgespielt.«
    Auf Grubers Gesicht machte sich ungläubige Bestürzung breit. Er versuchte die Härte und Arroganz von vorhin in seinen Blick zu legen, aber sie waren verloren. »Du versuchst mich zu täuschen … Du hast das gar nicht abgeschickt.«
    Aaro deutete mit dem Finger auf die Stelle mit der Sendezeit. »Vor sechs Minuten ist sie rausgegangen. Und kommt nie mehr zurück.«
    Er konnte seinen Triumph nicht mehr verbergen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er plötzlich die Oberhand über Dietrich Gruber gewonnen hatte.

28
    Dietrich Gruber ballte die Fäuste. Die ungeheure Erleichterung, die er gefühlt hatte, als der Code geknackt war, hatte sich in Zorn verwandelt. Der kleine Bengel erpresste ihn, der finnische Lümmel drängte ihn an die Wand! Er warf tödliche Blicke auf Aaro, hielt seine kochende Wut aber im Zaum. Bald würde sie ohnehin aus ihm herausbrechen.
    Gruber zwang sich, ruhig zu bleiben. Er musste einen Ausweg finden. Zahlen kannten keine Gefühle, die Mathematik war unparteiisch und kalt. Er musste genauso sein, neutral wie eine kühle Ziffer, und seine menschlichen Seiten vergessen.
    Achim sah Dietrich verwirrt an. »Der Junge blufft, er versucht uns auszutricksen …«
    »Halt den Mund!«, fuhr Dietrich ihn an. »Ich muss mich konzentrieren.«
    Plötzlich ging ihm Achim gewaltig auf die Nerven. Der Kerl

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