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Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Titel: Der dunkle Geist des Palio (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Frank
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sich um herrenlose Katzen kümmert. Wusstest du das?«
    »Nein.« Maria musste zugeben, dass sie überrascht war. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, was Antonia wohl für ein Mensch war und wofür sie sich interessierte. Oder ob sie sich überhaupt für irgendetwas interessierte. Vielleicht hatte sie einfach alles, was mit Antonia zusammmenhing, absichtlich ausgeblendet, weil sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte, dass Angelo früher mit ihr zusammen gewesen war. Es war für sie einfacher gewesen, Angelos Interesse an Antonia auf das Thema Sex zu reduzieren, anstatt darüber nachzudenken, welche Gemeinsamkeiten die beiden womöglich noch gehabt haben könnten.
    »Na, da habt ihr ja Themen, über die ihr reden könnt«, antwortete sie jetzt. »Allerdings muss ich dich enttäuschen, denn soweit ich weiß, ist Antonia bereits in festen Händen.«
    Alessandro tat so, als würde er sich ärgern. »Ach, was habe ich aber auch immer für ein Pech. Erst schnappt mir dieser Zwerg von einem fantino die Frau meines Lebens weg und jetzt auch noch das.«
    Maria lachte. »Du wirst schon noch eine abkriegen.«
    »Meinst du?«
    Sie trank den letzten Schluck ihres Kaffees aus und stand auf. »Da bin ich mir ganz sicher«, sagte sie und küsste Alessandro über den Tisch hinweg. »Kommst du eigentlich zum Festbankett?«
    Alessandro zuckte die Schultern. »Weiß ich noch nicht. Wir müssen erst noch sehen, wann wir unsere Aktion durchziehen.«
    Maria warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was für eine Aktion?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Gegen den Palio.«
    Maria verzog das Gesicht. »Das habe ich wohl verdrängt.«
    »Du wirst Augen machen, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Da bin ich mir sicher«, murmelte sie. »Da bin ich mir sogar ganz sicher.«

 
    Je höher der Kopf, desto höher der Ruhm.
    Motto der Giraffe (giraffa)
     

     
    6
     
    Donnerstag, 9. August, eine Woche vor dem Palio
     
    E ines stand fest: Dies würde ein besonders aufregender Palio werden, denn es gab mehrere miteinander verfeindete Contraden, die daran teilnahmen. Da waren nicht nur die Wölfin und das Stachelschwein, sondern auch der Turm, der es gleich mit zwei Feinden aufnehmen musste: der Gans und der Welle. Und natürlich gab es den Adler und den Panther.
    Wenn verfeindete Contraden aufeinandertrafen, bedeutete das immer ein besonders hartes Rennen. Es gab Menschen, die sich freuten, wenn die Zusammenstellung der Contraden so ausfiel, dass handfeste Auseinandersetzungen unter den Zuschauern vorprogrammiert waren. Sie ergötzten sich an der aufgeheizten Stimmung, genossen das Adrenalin, das reichlich durch die Adern floss, während sie zusahen, wie die Anhänger der einzelnen Contraden aufeinander losgingen. Signore Morelli gehörte definitv nicht zu dieser Art von Menschen. Im Gegenteil.
    Der capitano zerbrach sich den Kopf darüber, bei welchem der fantini sich das Schmiergeld, das er zu zahlen bereit war, am meisten lohnen würde. Der Wald und der Drache würden während des Rennens weitestgehend unbehelligt bleiben, denn sie hatten keine Feinde. Ebenso wie das Einhorn, dessen Feind, die Eule, nicht mitreiten würde. Beim Drachen, seinem zukünftigen Schwiegersohn, biss Signore Morelli allerdings auf Granit. Er hatte es bereits versucht und Angelo hatte ihn zurückgewiesen. Natürlich würde er nichts unternehmen, was dem Adler ausdrücklich schadete, aber er war auch nicht bereit, Geld anzunehmen, um einen anderen Jockey am Start zu behindern oder während des Rennens mit dem Ochsenziemer zu traktieren. So dumm das auch war.
    Die fantini von Turm, Gans, Welle, Stachelschwein und Wölfin würden genug damit zu tun haben, den Attacken der anderen zu entgehen. Die meisten Chancen rechnete sich Marias Vater deshalb beim Jockey des Waldes aus. Er hatte nicht mit besonders boshaften Angriffen zu rechnen und seine beiden Verbündeten, Schildkröte und Schnecke, ritten gar nicht erst mit, sodass er vielleicht bereit war, Fernando, dem Jockey des Adlers, ein wenig unter die Arme zu greifen, wenn er dafür anständig bezahlt wurde. Allerdings kamen die anderen capitani sicher auch auf diese Idee. Und wer garantierte ihm, dass sich der Jockey des Waldes nicht die Taschen mit dem Geld aller vollstopfte und sich dabei ins Fäustchen lachte?
    Den ganzen Abend hatte Marias Vaterüber seinen Zetteln gebrütet, auf denen er die Namen der anderen Contraden geschrieben hatte, und sie hin und her geschoben, um sich eine Taktik zu überlegen. Wem

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