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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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die Waffenindustrie die blutige Internationale genannt. Er muß die Flaggenhersteller vergessen haben.«
    Er blickte mit einem kühlen, leicht verächtlichen Lächeln auf den Lippen hoch. »Man tut unrecht, Ingenieure zu tadeln, wenn sie das liefern, was die ganze Welt unbedingt kaufen will. Täte ich’s nicht, tät’s ein anderer. Die einzige Macht, die Dummköpfe richtig regieren könnte, wäre Gott.«
    »Oder die Vernunft«, warf Carruthers ein.
    »Ja, aber wir sprechen vom Patriotismus«, sagte Groom schnell. Und nachdenklich fuhr er fort: »und von einer speziellen Patriotin, der einzigen, die, der Himmel weiß wie, Patriotismus mit Intelligenz vereinigt. Diese Patriotin ist die wahre Herrscherin Ixaniens. Ihr Name ist Gräfin Schverzinsky.«
    Carruthers erstarrte. War es möglich, daß …?
    »Eine erstaunliche Frau, Professor«, fuhr Groom versonnen fort. »Ich kenne nur wenige europäische Diplomaten, die sie hinters Licht führen könnten. Als Verhandlungspartner ist sie großartig. Sie hat die Vorliebe des Ixaniers für Verstellung und Intrige und einen gallischen Wirklichkeitssinn. Hätte sie einen anderen Hintergrund als dieses Ixanien, so wäre sie eine Macht von Bedeutung in Europa. Aber mit schlechten Karten kann auch der beste Kartenspieler nicht viel anfangen. Die Kassensche Bombe als Trumpfkarte ändert aber die Situation wesentlich. Letzte Woche hat Ixanien eine Zollunion mit einem Nachbarstaat abgelehnt, obwohl die Regierung vorher allen Bedingungen zugestimmt hatte. Grund dafür waren Vorschläge, die Prinz Ladislaus, Bruder der Gräfin Schverzinsky und nomineller Führer der aristokratischen Partei, dem Präsidenten gemacht hat. Er hat natürlich nur die Befehle seiner Schwester befolgt. Sie hat andere Pläne für die Verbesserung der Ixanischen Finanzlage.«
    »Das ist ja wirklich alles sehr interessant und lehrreich, Mr. Groom«, sagte Carruthers höflich, »aber ich sehe nicht, was …«
    »Moment, Professor, ich komme gleich zum springenden Punkt. Leider kennt mich die Gräfin von früheren Geschäftsbeziehungen. Sie können sich also vorstellen, daß meine Anwesenheit in Zovgorod bei den gegebenen Umständen der Regierung kaum angenehm sein wird. Ich hatte gehofft, unbemerkt nach Ixanien zu kommen. Ich habe mich geirrt. Aus irgend einem Grund begleitet die Gräfin den Regierungs-Vertreter zurück nach Zovgorod. Sie ist die letzte Person, die ich in diesem Zug erwartet hätte. Aber sie ist nun einmal hier, und sie hat mich wahrscheinlich im Moment, wo sie mich gesehen hat, erkannt. Sie hat es sich natürlich nicht anmerken lassen, aber ich bin nicht so töricht zu glauben, sie hätte mich nicht erkannt. Und ihr Verhalten Ihnen gegenüber bestätigt meine Vermutung.«
    »Dann ist also …?«
    »In der Tat, Professor. Die höfliche Dame, mit der Sie vor einer Weile im Korridor sprachen, ist Magda Gräfin Schverzinsky.«
    Carruthers brauchte einen Augenblick, um diese Information zu verdauen. Sie erklärte einiges. Sie hatte ihn zusammen mit Groom gesehen und wollte herauskriegen, wo er stand. Er hätte sich ohrfeigen können. Wie ein Anfänger hatte er ihr in die Hände gespielt. Er erinnerte sich an seine lahme Ausrede und sagte sich, daß sie wohl ihre Schlüsse gezogen hatte. Er fragte Groom: »Dann werden sie uns also an der ixanischen Grenze aufhalten?«
    Groom schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube kaum. Die Geschäftsbeziehungen zwischen Cator & Bliss und der ixanischen Regierung sind sehr gut. Man wird den Vertreter des Konzerns also kaum in der Hauptstadt zur persona non grata erklären. Das Dumme ist nur, daß man uns während unseres Aufenthaltes dauernd überwachen wird. Man wird alle nur erdenklichen Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, daß wir auch nur die geringste Information über Kassen und seine Bombe bekommen. Das ist sehr lästig, aber jetzt leider nicht mehr zu ändern. Wir werden uns etwas anderes einfallen lassen müssen.«
    »Und das wäre?«
    Groom lächelte.
    »Ich möchte da lieber nicht in Details gehen, Professor. Wie ich schon erwähnt habe, wird meine Kenntnis der Mentalität der ixanischen Beamtenschaft uns hier sehr behilflich sein und, nicht zu vergessen, ein großes Bankkonto. Es ist eigentlich sehr einfach.«
    Er kicherte, lehnte sich in seiner Ecke zurück und las weiter in seinem Bericht, ganz der Mann, der etwas im Schilde führt.
    Carruthers, nun seinen eigenen Gedanken überlassen, starrte aus dem Fenster, hinüber zu den Lichtern einer fernen

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