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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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an. »Ich frage mich, ob Sie nicht vielleicht wirklich der thumbe Tor sind, den Sie da so gekonnt spielen. Aber seien Sie beruhigt, Professor, ich habe nicht die geringste Lust, mit Ihrer Regierung oder der von Mr. Casey langweilige Noten zu tauschen. Ich will Ihnen nur klarmachen, daß ich Sie beide innerhalb von 24 Stunden aus Ixanien entfernen lassen kann, wenn es mir beliebt. In Ihrem Fall, Professor, wären sogar viel weniger Umstände nötig als bei Mr. Casey, der ja bei der Presse ist. Von Beschwerden kann also überhaupt keine Rede sein.«
    »Ich muß gestehen, daß ich nicht verstehe, wieso …«, fing Carruthers wieder an.
    Sie hielt ihre Hand empor: »Ersparen Sie mir Ihre Empörung, Professor. Ich habe Sie zu einem ganz bestimmten Zweck hierher bringen lassen. Mr. Casey wird Ihnen gleich sagen, wer ich bin, obschon Sie das wahrscheinlich schon erraten haben dürften.«
    »Die Gräfin Schverzinsky«, sagte ich kalt.
    Das schien sie zu amüsieren. »Eine Überraschung, ohne Zweifel, Professor?«
    »Eine Überraschung, das kann man wohl sagen«, bemerkte Carruthers unverfroren. »Um so unentschuldbarer ist Ihr Verhalten.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Sie sollten zum Theater gehen, Professor. Aber genug damit. Ich will Ihnen jetzt erklären, warum ich Sie habe hierherbringen lassen.«
    Da standen wir wie zwei Schüler vor ihrem Lehrer und warteten. Sie nahm das, was einst eine Gabel gewesen war, vom Schreibtisch. Mir fiel das Herz in die Hosen. Sie mußte Carruthers beim Kampf aus der Tasche gefallen sein.
    »Wie Sie höchstwahrscheinlich schon wissen, wurde gestern nacht hier eingebrochen.«
    »Wie sollte ich das wissen?« unterbrach sie Carruthers prompt. »Da ich der Landessprache nicht mächtig bin, kann ich die hiesigen Zeitungen nicht lesen.«
    Sie lächelte wieder. »Wie lange wollen Sie diese Komödie eigentlich noch durchhalten, Professor?«
    Carruthers stieß ein verächtliches »Pah!« aus, und die Gräfin fuhr fort:
    »Diese Gabel wurde hier am Tatort gefunden. Sie stammt aus dem Hotel Europa. Sie, Professor, sind im Hotel Europa abgestiegen. Mr. Casey hat Sie gestern nachmittag dort besucht. Die Einbrecher kamen zirka um 1 Uhr 30. Ich habe sie bei ihrer Arbeit gestört. Keiner von Ihnen war vor 2 Uhr 30 in seinem Hotel. Wo waren Sie zur Zeit des Einbruchs?«
    Wir schwiegen beide.
    Die Gräfin schien keine Antwort erwartet zu haben. Sie spielte nachdenklich mit der Gabel. Ein einziger Saphir glänzte am Ringfinger der rechten Hand. Dann blickte sie hoch und fuhr fort:
    »Wir leben in unsicheren Zeiten, und in solchen Zeiten verschwinden oft Menschen, niemand weiß wie, und kein Hahn kräht nach ihnen. Ich möchte, daß Sie sich in dieser Hinsicht keinen Illusionen hingeben. Aus diesem Grund habe ich Sie hierherbringen lassen. Auch möchte ich Sie nachdrücklich warnen. Sie, Professor, sind in hohem Maße verdächtig. Sie sind, dessen bin ich gewiß, ein ehrenwerter Mann und, wie ich höre, obendrein auch noch recht gewitzt. Aber Sie spielen ein gefährliches Spiel. Das Laboratorium ist der Ort, wo Sie Ihre Talente unter Beweis stellen können. Leider haben Sie sich in Dinge eingemischt, die Sie nichts angehen. Ich schlage Ihnen also in aller Freundschaft vor, daß Sie sich von Mr. Groom trennen und unverzüglich nach England zurückkehren. Genau gesagt gebe ich Ihnen dafür 24 Stunden Zeit. Sind Sie nach Ablauf dieser Frist noch hier, so sind Sie vogelfrei, und ich wasche meine Hände in Unschuld. Was nun Sie, Mr. Casey, anlangt, so können Sie unter einer Bedingung in Zovgorod bleiben, nämlich, daß Sie Ihre Aktivitäten auf die Ausübung Ihres Berufes beschränken. Sie können kommen und gehen, wie es Ihnen paßt. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen ein Interview zu gewähren und Ihnen die Ansichten der ixanischen Regierung zu dem neuen östlichen Nichtangriffpakt zu erläutern. Die geringsten Indiskretionen Ihrerseits jedoch bedeuten die sofortige Ausweisung.«
    Sie drückte auf einen Knopf. Die Türe flog auf, und wir wandten uns zum Gehen. Sie bedeutete uns mit einer Handbewegung, zu warten. In der Tür stand ein ixanischer Offizier.
    Sie gab auf ixanisch einen kurzen Befehl, und die Tür wurde wieder geschlossen. Hierauf wandte sie sich an mich.
    »Andrassin war, wenn ich mich nicht irre, ein Freund von Ihnen, Mr. Casey?«
    Ich nickte. Ich wagte es nicht, etwas zu sagen.
    »Schade, daß er hat sterben müssen. Ein sehr kluger Kopf. Ich habe mich einige Male vorzüglich mit ihm

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