Der dunkle Highlander
können?
Dageus fing ihren Blick auf. Sie sahen sich lange an. In seinen Augen lag so viel Glut, dass sie die Hitze wie eine Liebkosung auf der Haut spürte. Ich weiß nicht, wie das alles enden wird, Chloe, hatte er in der Nacht gesagt, in der er sein Geständnis ablegte.
Falls es endet, hatte sie geantwortet, dann mit mir an deiner Seite, und du wirst frei sein.
»Ich liebe dich«, sagte er, und es war fast nur ein Hauch.
Chloe strahlte. Sie bezweifelte keinen Augenblick, dass er sie aus tiefstem Herzen liebte. Sie war sich dessen so sicher, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Und ihre Gefühle für ihn waren nicht ein einziges Mal ins Wanken geraten, seit sie wusste, was es mit dem Fluch auf sich hatte. Das, was in ihm lauerte, war nicht er, und sie weigerte sich zu glauben, dass es jemals ganz von ihm Besitz ergreifen konnte. Ein Mann, der sich einer Macht so lange widersetzen konnte, war durch und durch gut.
»Ich liebe dich auch«, hauchte sie zurück.
Dann machten sie sich wieder an die Arbeit. Dageus gab zwar nicht zu, dass sich sein Zustand stetig verschlechterte. Aber sowohl Chloe als auch Silvan hatten bemerkt, dass seine Augen nie mehr ihre natürliche Farbe annahmen. Sie hatten vorhin, als Dageus in die Küche gegangen war, um Tee für Chloe zu holen, darüber gesprochen. Und beide wussten, was das zu bedeuten hatte.
Sie machten eine kurze Pause, als Neil ihnen das Mittagessen brachte. Kurz nachdem Neil die Teller und Schüsseln abgeräumt hatte, richtete sich Dageus unvermittelt auf. »Endlich! Es wird aber verdammt noch mal auch Zeit!«
Chloes Herz klopfte heftig. »Was denn? Hast du was gefunden?«
»Mach schon, Junge, sprich«, drängte Silvan.
Dageus überflog die Seite und übersetzte im Stillen. »Hier steht etwas über die Tuatha De Danaan. Es wird beschrieben, was geschah, als die Dreizehn ...« Er brach ab und las weiter.
»Lies laut!«, forderte Silvan ungehalten.
Dageus sah von dem fünften Buch der Manannän auf. »Ja, aber lass mir noch einen Moment Zeit, die Stelle zu übersetzen ...«
Chloe und Silvan warteten atemlos.
Dageus blätterte zur nächsten Seite. »Gut. Hier wird erzählt, dass die Tuatha De Danaan in den frühesten Zeiten von Irland auf die Insel kamen. Wörtlich heißt es: >Sie stiegen in einem Nebel herab, der so dicht war, dass er den Aufgang von drei Sonnen verfinstertem Sie besaßen große Macht. Sie waren kein menschliches Volk, auch wenn sie menschliche Gestalt hatten. Groß, schlank und schön anzusehen. Hier steht, >sie strahlten auf nicht irdische Weise <. Sie waren anmutig und erfindungsreich und behaupteten, sie wären auf der Suche nach einem Ort, wo sie in Frieden leben konnten. Die Menschen ernannten sie zu Göttern und wollten ihnen wie Göttern huldigen. Aber die Herrscher der Tuatha De Danaan verboten jedwede
Verehrung. Sie siedelten sich mitten unter den Menschen an, gaben ihr Wissen und ihre Kunst weiter und begründeten so ein goldenes Zeitalter. Die Wissenschaften erlebten eine Zeit der Blüte, die Sprache wurde zu einem machtvollen Instrument, Lieder und Poesie entwickelten Heilkräfte.«
»Das entspricht dem, was die Mythen und Legenden sagen«, bemerkte Chloe, als Dageus eine Pause machte.
»Ja«, bestätigte Dageus. »In dieser Zeit schienen sowohl die Menschen als auch die Tuatha De Danaan von dem Zusammenleben zu profitieren. Deshalb erwählten die Tuatha De Danaan einige Sterbliche und bildeten sie zu Druiden aus: als Gesetzgeber, Bewahrer des Wissens, Barden, Seher und Ratgeber der Könige. Sie beschenkten diese Druiden mit Kenntnissen über die Sterne und das Universum, über die heilige Mathematik und die Naturgesetze, sie weihten sie sogar in gewisse Geheimnisse der Zeit ein.
Aber mit der Zeit erkannten die Druiden, dass ihre Gefährten niemals krank oder alt wurden. Da keimte Neid in ihren sterblichen Herzen auf. Dieser Neid wuchs, und eines Tages legten dreizehn der mächtigsten Druiden den Tuatha De Danaan eine Liste von Forderungen vor. Darin verlangten sie auch, das Geheimnis des ewigen Lebens zu erfahren.
Die Tuatha De Danaan jedoch erklärten, die Menschheit sei noch nicht reif für das ewige Leben.«
Dageus rieb sich das Kinn und übersetzte im Geiste die nächste Passage. Chloe war kurz davor, ihre Ungeduld hinauszuschreien, da ergriff er erneut das Wort.
»Die Tuatha De Danaan beschlossen, die Menschen zu verlassen. Sie verschwanden noch am selben
Abend. Hier heißt es, dass die Sonne noch drei Tage
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