Der dunkle Highlander
eingehen.«
»Das sagen Sie, obwohl Sie in Wahrheit rein gar nichts über sie wissen. Ich hingegen kenne sie.«
Simon biss die Zähne zusammen und deutete auf die beiden Männer in seiner Nähe. »Ich werde keinen Deut von dem Weg abweichen, den uns die Prophezeiung gewiesen hat. Ich habe geschworen, diese Pflicht zu erfüllen. Vielleicht weiß ich nicht so viel über die Draghar, wie ich es mir wünsche, aber über Sie, MacKeltar, weiß ich genug.« Er sah die Männer an. »Bringt sie her!«, befahl er.
Die Männer stürmten hinaus.
Dageus erstarrte. Sie? Wen?, hätte er fast gebrüllt. Nein, unmöglich. Chloe war in Sicherheit und schlief hinter den bewachten Mauern des Schlosses.
Doch da irrte er sich gewaltig.
Als die Männer zurückkamen, krampfte sich sein Magen zusammen. »Nein«, flüsterte er, ohne die Lippen zu bewegen. »O nein. Mädchen.«
»O doch, Keltar«, höhnte Simon. »Eine hübsche Frau, nicht wahr? Wir haben schon in Manhattan versucht, sie zu erwischen. Aber keine Angst, Sie können sie gern zurückhaben. Sobald Sie sich ins Unvermeidliche gefügt haben ... tja, und wahrscheinlich gieren auch die Draghar nach viertausend Jahren nach einer Frau.«
Die Männer zerrten Chloe vorwärts. Sie war an Händen und Füßen gefesselt; ihr Gesicht war kalkweiß und tränennass.
»Es tut mir so Leid, Dageus!« Sie schluchzte. »Ich bin aufgewacht, als die Wagentür zuschlug, und hinausgelaufen, um dich zurückzuhalten ...«
Einer der Wächter brachte sie mit einem Schlag auf den Mund zum Schweigen. In Dageus empörte sich jede Faser seines Körpers. Er schloss die Augen und musste sich anstrengen, um den Sturm in seinem Inneren zu besiegen. Ich bin ein Mann und ein Keltar. Ich w erde nicht blindlings um mich schlagen, ermahnte er sich. Er brauchte eine Weile, bis er die Augen wieder öffnen und Chloes Blick suchen konnte.
Ich liebe dich, übermittelte sie ihm mit Lippenbewegungen. Es tut mir Leid.
Er schüttelte den Kopf, um ihre Entschuldigung zurückzuweisen; hoffentlich verstand sie, dass eine Entschuldigung nicht nötig war. Es war schließlich seine Schuld, nicht ihre. Ich liebe dich auch, gab er ihr zu verstehen.
»Wie rührend!«, spottete Simon kalt. Er bedeutete den Männern, Chloe näher zu bringen. Etwa ein Dutzend Schritte vor der Säule, an die Dageus gefesselt war, ließ er sie anhalten. »Ein eigenes Flugzeug zu besitzen hat wirklich Vorteile.« Er lächelte. »Sie war schon hier, bevor Sie überhaupt in London gelandet sind. Und jetzt werden meine Männer das Frauchen töten, wenn Sie es nicht verhindern. Die Fesseln dürften für einen Mann mit Ihren Fähigkeiten kein Hindernis darstellen.«
»Sie Hurensohn!« Dageus zerrte an den Ketten - vergeblich. Ohne Magie erreichte er gar nichts. Die Wut tobte in ihm, und mit ihr regte sich die Verlockung, die furchtbarsten Waffen einzusetzen, die er besaß. Er konnte die Gewalt der Finsteren, die sich in seiner Kehle anstaute, förmlich schmecken. Sie flehten darum, freigelassen zu werden. Worte, die den Tod bringen würden, formten sich bereits auf seiner Zunge. Er wollte Blut sehen. Die Wesen in ihm gierten nach Blut.
Simon hatte seine Strategie gut geplant. Er hatte Dageus betäubt, damit er die Kontrolle verlor und seine Zauberkräfte ungehemmt einsetzte. Er hatte die Frau, die Dageus mehr liebte als sein Leben, gefangen genommen und drohte, sie zu töten - es sei denn, Dageus bewahrte sie mit Magie davor. Und wenn er Chloe mit Magie rettete, wäre die Verwandlung abgeschlossen.
Es ist nicht mehr abzuwenden, dachte er seltsam teilnahmslos. Das war's. Man hatte ihn in die Ecke getrieben. Es gab keinen Ausweg. Aber auf keinen Fall würde er zulassen, dass Chloe ein Leid geschah. Niemals. Sie war seine Seelengefährtin, seine Frau, und er hatte ihr seinen Selvar geschenkt. Sein Leben war ihr Schutzschild.
Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit außer Kraft gesetzt. Dageus war hier, in den Katakomben, und gleichzeitig doch nicht. Sein Geist driftete an einen stillen Ort, Erinnerungen zogen an ihm vorbei.
Chloe, im Nieselregen auf einem belebten Gehsteig in Manhattan. Wie sie unter seinem Bett herumschnüffelte. Ihre Lippen beim ersten flüchtigen Kuss.
Er fütterte sie mit Lachs. Ihr süßes Geplapper, ihre blitzblanken Augen. Wie sie an der Zigarre paffte.
Ihre verträumten Augen, als sie im Flugzeug zum ersten Mal einen Höhepunkt erlebte. Ihre Vereinigung im Teich unter dem strahlend blauen Himmel seiner geliebten
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