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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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einst gefangen gesetzt hatten. Sie waren wild entschlossen, die Tuatha De Danaan zu vernichten, selbst wenn sie dafür in allen Dimensionen wüten mussten.
    Während die Dreizehn ihn vereinnahmten, verschaffte sich Dageus Zugang zu Simons Geist und erforschte ihn. Die Antwort war ihm jetzt nicht mehr von Nutzen, aber er wollte sie dennoch wissen. Er musste wissen, ob sich die Dinge anders entwickelt hätten, wenn er weniger überstürzt und mit mehr Umsicht gehandelt hätte.
    Aber die Antwort, die er fand, brachte ihn zum Lachen. Welch eine Ironie! Er war mit so großen Hoffnungen in dieses Haus gekommen, und jetzt erfuhr er, dass dieser letzte Akt immer der einzig mögliche Ausgang gewesen wäre. Selbst wenn sie ihm Chloe nicht als Gefangene vorgeführt hätten. Simon wusste, wie man die Dreizehn wieder in die Verbannung schicken konnte. Dageus musste sterben.
     
    Chloe wehrte sich in den Armen ihrer Peiniger. Was für eine Närrin sie doch gewesen war, als sie aus dem Schloss rannte ... aber verdammt, Dageus hätte auch niemals allein losfahren dürfen! Woher sollte sie wissen, dass sich Wildfremde auf sie stürzen würden, sobald sie im Freien war? Sie hatte nicht mal die Gelegenheit gehabt, zu schreien und Drustan und Gwen zu warnen.
    Sie biss verzweifelt auf den Knebel, aber das nützte nichts - sie brachte nicht mehr als ein Wimmern zustande. O Dageus!, dachte sie und beobachtete ihn niedergeschlagen. Er sah sie an und bewegte die Lippen, aber sie begriff nicht, was er ihr sagen wollte.
    Plötzlich heulte er voller Qual auf, und sein Kopf schlug so heftig gegen die Steinsäule, dass Chloe der Atem stockte. Sie schrie innerlich mit ihm. Sein Hals bog sich, und sein Körper spannte sich, als würde ihn etwas nach hinten zerren.
    Simon stieß einen Schrei des Entsetzens aus, brach auf dem Boden zusammen und presste beide Hände an den Kopf.
    Dageus lachte aus voller Kehle, und Chloe gefror das Blut in den Adern, als sie dieses Lachen hörte. Dageus hatte nie derart boshafte, gemeine Laute von sich gegeben. Sie zitterte heftig und beobachtete, wie sein Kopf langsam wieder nach vorn kam. Als sie seine Augen sah, erschrak sie bis ins Mark.
    Sie waren pechschwarz. Nur ein feiner, kaum erkennbarer weiß-silbriger Rand war geblieben. Chloe war starr vor Entsetzen.
    Ein eisiger Sturm fegte durch die Katakomben. Bücher flogen von den Regalen, Tische und Stühle fielen um, Papier und Pergament wirbelte umher. Plötzlich waren die beiden Männer, die Chloe festgehalten hatten, nicht mehr da. Der Dolch, den sie ihr an die Kehle gehalten hatten, flog durch die Luft, und sie konnte ihn in all dem Durcheinander nicht mehr sehen. Die Seile an ihren Handgelenken und Knöcheln rissen, der Knebel wurde ihr aus dem Mund gezerrt.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Dageus' Stimme, aber sie klang ganz anders als sonst; es war, als wären ein Dutzend Stimmen übereinander gelagert. Diese Stimmen forderten sie auf, die Augen zu schließen, erklärten ihr, dass sie nichts hören und sehen würde, bis er etwas anderes befahl. Da begriff sie, dass er ihre Sinne beeinflusst und sie verzaubert hatte.
    Plötzlich war sie blind und taub. In ihrer Panik ließ sie sich auf den Boden fallen und bewegte sich nicht.
    Ihre Blindheit und die Stille schienen eine Ewigkeit zu dauern. Nur ihr Tastsinn war noch intakt. Sie spürte die kalte Liebkosung des schneidenden Sturmwinds.
    Sie kauerte auf dem Boden und weigerte sich, darüber nachzudenken, was um sie herum geschah. Oder das zu glauben, was sie gesehen hatte, bevor die Hölle losgebrochen war. Sie kannte Dageus; er würde so etwas nie tun. Nicht mal für sie. Er war durch und durch ehrenhaft und würde ihr Leben nicht über das Schicksal der Welt stellen. Niemals.
    Aber warum hatte er dann ausgesehen wie ein Draghar?
     

26
    Als Chloe wieder hören konnte, war sie von Stille umgeben. Aber es war nicht die absolute, tote Stille der Taubheit. Es war ein mit Lauten gefülltes Schweigen: das Summen der Neonbeleuchtung, das leise Rauschen der Geräte, die der Luft die Feuchtigkeit entzogen. Geräte, die alte Schriften vor Schäden bewahrten. Noch nie war Chloe für diese alltäglichen, unendlich tröstlichen Geräusche dankbar gewesen. Es war grauenvoll gewesen, nicht sehen, nicht hören zu können.
    Aber sie sah noch immer nichts. Für einen Moment geriet sie in Panik, doch dann begriff sie, dass sie die Augen geschlossen hatte. Sie öffnete sie, stützte zitternd die Hände auf den Boden und nahm

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